An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Die Eleganz des Barolos – das Weingut Viberti Giovanni
28. Mai 2012
Mitten im Ort Barolo im Piemont haben die Vibertis ihr Familienweingut. Der 1896 geborene Antonio Giuseppe Viberti hatte hier in den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts die Trattoria Al Buon Padre mit einem angrenzenden Weingut gekauft, wo über Jahrzehnte nur Wein für die Trattoria gemacht wurde. 1967 übernahm Sohn Giovanni das Weingut und begann, die Weine auch außerhalb des Gasthauses zu verkaufen. Vor einigen Jahren gab er ein florierendes und international bekanntes Weingut an die Enkel-Generation weiter: 1989 an Gianluca und 2004 an Claudio Viberti, der inzwischen die Weinherstellung wesentlich beeinflusst und das Weingut zu einer neuen Philosophie gebracht hat: Während sein Vater noch den klassischen Barolo bevorzugte, den man heute als zu rough empfindet, hat sich Claudio Viberti der Eleganz verschrieben. Er möchte Barolos machen, die in absehbarer Zeit trinkbar sind und nicht nur über Jahre die Weinregale verschönern.
Wir haben vom Weingut Viberti Giovanni sechs Weine verkostet, darunter die drei Spitzen-Barolos.
Wir konnten den allerneuesten Roten von Viberti probieren, ein Cuvée aus 40% Dolcetto und 60% Barbera, die als Wortkombination Do und Ba dem Wein seinen Namen geben. Die Trauben werden aufgrund des großen Erfolgs des Weins nicht mehr nur im Ort Barolo, sondern von verschiedenen Weinbergen in dem gesamten Gebiet der Langhe DOC von sandig-lehmigen Böden per Hand geerntet und selektiert. Sie werden entrappt und mit Beerenhaut über einige Stunden erwärmt, um die Gärung zu initiieren. Die malolaktische Gärung erfolgt 5 bis 8 Tage lang in Stahltanks. Weiter vergoren wird er ebenfalls im Edelstahl, 6 bis 8 Monate lang. Das abgefüllte Cuvée reift noch zwei Monate in der Flasche bevor der Wein in den Verkauf kommt. Wir haben einen rubinroten Wein vor uns mit kräftiger Farbe. Er duftet würzig und entwickelt ein spannendes Blaubeeraroma. Der Wein ist frisch trinkbar, weil seine Ausgewogenheit und das sanfte Finish hier zur Philosophie des Winemaking gehören. Claudio Viberti bezeichnet ihn selbst als Terrassenwein, der besonders Damen gut gefallen wird. Sie brauchen keine Bedenken zu haben, ihn ebenso gezielt wie universell einzusetzen, er passt gut zu einer – natürlich selbst gemachten – Pizza oder als edles Angebot für den Grillabend. Wer das Abenteuer nicht scheut, kühlt ihn auf 13° herunter und genießt ihn einen schönen Sommerabend lang.
Dolcetto d'Alba DOC Superiore 2009
Die Rebflächen für diesen Wein liegen in Hanglagen, teilweise in der Barolo-Zone, teilweise in deren Nähe. Antonio Guiseppe Viberti hielt den Dolcetto seinerzeit für die ursprünglichste Rebsorte der Langhe. Heute bauen die Vibertis den Dolcetto vollständig und mindesten 9 Monate lang in Stahltanks aus, bevor er noch drei Monate in der Flasche liegt. Wieder haben wir eine tief rubinrote Farbe mit violetten Reflexen im Glas. Er duftet intensiv weinig, leicht blumig in Richtung Lavendel mit einer kleinen Mandelnote. Im Geschmack ist er saftig fruchtig; Kirschen, rote Johannisbeeren und Pflaumen kommen hervor, süßliche Gewürze und etwas bittere Mandel im Abgang. Er hat eine verhaltene Säure und spart angenehm mit Tanninen. Seine 14 % Alkohol verschaffen ihm eine für einen Dolcetto größere Opulenz, aber er bleibt immer der frische, allzeit bereite Wein zum sofortigen Genuss. Stellen Sie ihn einfach zu einer leckeren Anti-Pasti-Platte hin.
Dieser Barbera d'Alba kommt seit 1946 aus dem Bricco Airoli Weinbergen in Barolo und hat damit einen historischen Ursprung. Bricco steht übrigens für Berggipfel und so liegen die Weinberge tatsächlich auf dem höchsten Punkt im Ort. Der Boden ist lehmig und kalkhaltig mit Tuffstein Adern. Nach der Ernte werden die Trauben sofort entrappt und abgepresst. Der Most wird erwärmt, um die Fermentation zu starten, die dann über 9-11 Tage in Edelstahltanks weitergeführt wird. Dann geht es für 15 bis 18 Monate in große, gebrauchte Fässer aus slowenischer und französischer Eiche. Die Fässer sind übrigens nicht getoastet, sondern ausgedampft, um den Sauerstoff- und Holzaustausch mit dem Wein zu reduzieren und mehr neutrale Frucht- als Vanillearomen zu erhalten. Später ruht der Wein noch 4 Monate auf der Flasche. Im Glas ist er intensiv rubinrot, sein reines, klares Bouquet ist nachhaltig, kräftig, leicht ätherisch. Aromen von Kirschen und reifen blauen Pflaumen imponieren ebenso wie Mandeln. Am Gaumen ist er füllig, trocken, säurestark und mineralisch-frisch. Wir reden über Tabak, Gewürze, Trockenblumensträuße und freuen uns über den langen, kräftigen Abgang. Bei aller Fülle ist er schon jetzt harmonisch und elegant, was in den nächsten Jahren zu noch mehr Sanftheit führen wird.
Barolo DOCG Riserva La Volta 2006
Barolo Riserva Bricco delle Viole DOCG 2006
Einzig von dem Weinberg Bricco delle Viole auf dem höchsten Hügel des Ortes kommen die Nebbiolo-Trauben für diesen Barolo. Hier sind Lehm und Kalk stark vermischt. Die Rebstöcke sind zwischen 10 und 40 Jahre alt. Nach der Ernte werden die Trauben 13 bis 18 Tage lang in speziellen horizontalen Edelstahltanks vergoren, dann reift der Wein als Riserva über drei Jahre lang in 5 bis 40 hl großen Eichenfässern, danach noch drei Monate in Stahltanks und dann nochmals ein Jahr in der Flasche. Er hat die tiefe rubinrote Farbe eines Barolos. Am Gaumen kommen süßliche Fruchtigkeit, eine leichte Mineralität und ungestüme Tannine in schmackhafter Verbindung an. Seine derzeit noch deutlich wahrnehmbaren 14 % Alkohol, seine ordentliche Säurestruktur und sein voller Körper bieten alle Voraussetzungen für eine weitere Reifung in den nächsten Jahren in Ihrem Keller. Immerhin wird dieser Barolo wie alle Cru-Barolos von Viberti nur gemacht, wenn die Qualität des Jahrgangs geeignet ist. Betrachten Sie ihn als wertvollen Undercover-Wein für 2015, wo er in vollendeter Form groß herauskommen wird. Oder Sie probieren ihn schon jetzt zu einem Wildschweinbraten. Wer sich traut, reicht ihn zu einem Mousse au chocolat.
Das Flaggschiff von Viberti, der „Pate“ sozusagen, ist ein Weinerlebnis to remember: Die Trauben für den Barolo Buon Padre kommen von insgesamt 5 Hektar gutseigener Weinberge im ganzen Dorf Barolo, den Lagen Bricco delle Viole, San Pietro, La Volta, San Ponzio und Bricco di Vergne. Die Böden sind lehmig, tonig mit viel Kalk und Tuffstein und liegen zwischen 320 bis 500 m hoch. Die Reben werden im Keller zunächst ähnlich wie die Barolos der Einzellagen vinifiziert. Auch hier wird auf das Toasten der Fässer verzichtet und die Dampf-Methode angewendet – die Fruchtigkeit des Weines bedankt sich. Sobald der Wein aus den 5 Lagen verschnitten ist, wird er ohne Filterung abgefüllt und bleibt 6 Monate in der Flasche bis zum Verkauf. Der Wein hat ein elegantes Bouquet, reichhaltig, würzig mit Aromen von Erdbeeren, Roten Johannisbeeren, Wiesenblumen, Leder, Rosenblättern und getrockneten Aprikosen. Und irgendwie erinnern wir uns an die Kardamonkapseln, die wir kürzlich aus dem indischen Sikkim mitgebracht haben. Im Mund schmecken wir schwarze Kirschen, schwarze Johannisbeeren und einen Hauch von Minze. Dazu gibt es trockene Tannine, ein solides Säuregerüst, eine angenehme Mineralität und einen Touch Bitternote. Genießen Sie seinen langen, saftigen Abgang. Ein muskulöser und tanninreicher Barolo, der es in sich hat. Genießen Sie ihn Flasche für Flasche in den nächsten Jahren – es wird schwer sein, ihn im Keller liegen zu lassen und sich erst wieder zwischen 2014 und 2025 an diesen außergewöhnlichen Wein zu erinnern. Aber so sind die Barolos eben.
Claudio Viberti stellt im Hörerlebnis das Weingut Viberti Giovanni und seine Weine vor.
alle Fotos: Copyright Viberti Giovanni
HÖRERLEBNIS mit Claudio Viberti