Wer Kärnten gründlich kennen lernen will, sollte dem größten Fluss des Landes folgen. Entlang der Drau gibt es nicht nur unberührte Natur, sondern auch viel Kultur und Genüssliches zu entdecken. Ein Streifzug.
Oberkärnten. Natur und gutes Essen
Vom Bahnhof in Oberdrauburg geht die Entdeckungsreise nach Irschen. Das malerische Dorf wurde durch seine duftenden Kräuter-Erlebnisstationen überregional bekannt. Entlang von Wäldern und Wiesen fährt, läuft oder wandert man dann bis Greifenburg. Naturliebhaber unternehmen von hier aus einen Ausflug zum nahe gelegenen Weißensee. Er liegt inmitten eines beeindruckenden Bergpanoramas. Im Sommer ist der See ein beliebtes, aber nie überlaufene Urlaubsziel. Im Winter erfreuen sich neben den Einheimischen auch immer mehr Gäste an der kilometerlangen Eislaufstrecke.
Von Greifenburg geht es über Lind im Drautal nach Sachsenburg und weiter nach Möllbrücke. An dieser Stelle bietet sich eine Alternative an: Wenn man der Möll folgt, kommt man nach Obervellach und im weiteren Verlauf nach Heiligenblut am Fuße des Großglockners. Der mit 3.798 Metern höchste Berg Österreichs ist nicht nur für Alpinisten interessant, sondern auch Teil des Nationalparks Hohe Tauern. Das Naturschutzgebiet ist mit rund 1.800 km2 Fläche, davon viele große Gletscherfelder, einzigartig in Europa. Wer weiter der Drau die Treue hält und mit einem Mountainbike oder zu Fuß unterwegs ist, verlässt die befestigten Wege und genießt bis zur Ortschaft Rosenheim eine außergewöhnlich schöne Flusslandschaft in den Auen der Drau. Bevor man von Rosenheim nach Spittal kommt, lohnt sich ein Besuch des archäologischen Museums Teurnia. Hier siedelten einst die Kelten und später die Römer. Beide Völker hinterließen historisch bedeutsame Spuren.

Mittelkärnten. Wasser und Kultur
Von Spittal nach Villach sind es nur knapp 40 Kilometer. Dafür bietet der Weg viele Abstecher und lohnende Umwegen an: So etwa könnte man von Spittal durch die Lieserschlucht zum Millstätter See wandern und dabei von hoch oben Kanuten beobachten, die sich durch das tosende Wasser kämpfen. Man kann auch einen Tagesausflug nach Bad Kleinkirchheim einplanen. Auf den dortigen Pisten wurde Abfahrts-Olympiasieger Franz Klammer groß. In der Therme von Kleinkirchheim findet man ganzjährig Entspannung.
Zurück im Drautal werden Literaturfreunde die kleine Ortschaft Kamering in der Nähe von Paternion aufsuchen. Hier beschrieb der Autor Josef Winkler minutiös die Struktur des Dorfes, die laut seiner Darstellung einem Kruzifix nachempfunden ist. Wie weit Winklers vielfach preisgekrönte Abrechnung mit der Gegend literarische Fiktion war, lässt sich am besten vor Ort überprüfen. Kurz vor Villach liegt dann noch ein kultureller Geheimtipp. Das Krastal, wo seit mehr als vierzig Jahren Bildhauer aus aller Welt zusammenkommen, um im Juli während eines Symposiums drei bis vier Wochen lang gemeinsam im Marmorsteinbruch zu arbeiten und zu leben. Wer mit Kindern unterwegs ist, den könnte die Elli-Riehl-Puppenwelt in der Nähe von Treffen interessieren. In diesem Museum sind mehr als 700 handgefertigte Puppen zu sehen, die das Landleben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zeigen.

Über die wilden Kehren des Gailbergs geht es nach Kötschach-Mauthen ins Gailtal. Dort wartet mit der Kellerwand von Sissy Sonnleitner ein wunderbares Gasthaus mit 16 Gault-Millau- Punkten. Der Gail folgend gelangt man über den Presseggersee, das Top-Skigebiet Nassfeld und die Bezirksstadt Hermagor zur Therme Villach-Warmbad. Von dort ist es nur ein Katzensprung zu einem kulinarischen Geheimtipp. In der ältesten Nudelfabrik Österreichs, die etwas versteckt in Finkenstein liegt, kann man ein schönes Sortiment an Teigwaren kaufen oder direkt vor Ort verspeisen. Die berühmten Kärntner Kasnudeln sollte man keinesfalls auslassen.
Wie man seine Reise auch anlegt, irgendwann kommt fast jeder Kärnten-Urlauber nach Villach. Spätestens in der zweitgrößten Stadt Kärntens wird deutlich, dass sich der Charme des Mittelmeerraums erfolgreich über die nahe italienische Grenze importieren ließ. In der weitläufigen Fußgängerzone oder am Ufer der Drau genießt man ein Eis oder einen Drink, ehe man das kulturelle Angebot der Stadt in Angriff nimmt. Villach verfügt nicht nur über anspruchsvolle Kinos und Galerien, sondern auch über ein modern gestaltetes Veranstaltungszentrum. Das Congress Center und das unmittelbar benachbarte Hotel Holiday Inn bieten eine besonders schöne Aussicht auf den Fluss und die Berge. Am Ufer vor dem Hotel befindet sich die Anlegestelle des Ausflugsschiffes Landskron, das auf der Drau verkehrt. Vom Stadtzentrum Villachs geht es weiter am linken Drauufer nach Rosegg. Unmittelbar am Radweg liegt die Galerie Sikoronja. In den liebevoll restaurierten Räumen eines früheren Gasthauses werden renommierte Künstler aus Kärnten und Slowenien ausgestellt. Im lauschigen Garten ragen große Skulpturen auf. Auch die Kirche im Ort, das Schloss und der Tierpark sind Anziehungspunkte für Reisende. Kinder freuen sich über den Streichelzoo und einen großen Spielplatz. Und die Erwachsenen bewundern seltene Wildtiere wie den Davidhirsch, von dem es weltweit nur mehr rund 600 Exemplare gibt.
Unterkärnten. See und Grenze

