Es weht kräftig aus Südwest, die Wellen werden immer höher, das Boot schwankt und schaukelt, die ersten Gegenstände rutschen von den Bänken. Auch wenn es sich plötzlich anfühlt wie auf hoher See, wir sind nur auf dem Schwielow See in Brandenburg. Hier sieht es auch nicht aus wie auf dem Mississippi und neben einem steht auch nicht Tom Sawyer und doch kann man mit diesem Bootstyp tief eintauchen in die Abenteuer, die einst Mark Twain beschrieben hat. Jedenfalls, wenn man einen Strohhut auf dem Kopf hat: wie Huckleberry Finn.
Wir sind nicht auf irgendeinem Boot, vor allem auf keinem dieser schüchternen Plastikwannen oder protzigen Yachten, die wellenschlagend dicht an vorbeirauschen und die Charaktersau rauslassen – wir genießen eine fast grenzenlose und abenteuerliche Freiheit auf einem Floß. Und damit das Abenteuer ein authentisches Outfit bekommt und die Inspiration an echt ist, stammt das Floß von Huckleberry Tours.

Nach einer ausführlichen Einweisung in die Bedienung des Motors, in den Umgang mit dem Floß und den Gebräuchen auf den Gewässern kann es losgehen, einen Bootsführerschein braucht man nicht. Der Steuermann steht auf einer Kiste am Heck des Fahrzeugs, hat die verlängerte Steuerpinne des Motors in der Hand und blickt über das Dach des Floßhäuschens. Nebenbei bemerkt ist der ständige Rundumblick unerlässlich, weil Vorfahrtsberechtigte oder Wasserrüpel sich von allen Seiten nähern können. Man muss immer darauf gefasst sein, dass auf dem Wasser wie im Straßenverkehr „wg“ gefahren wird, also „wie es geht“, und nicht nach den Regeln der Schifffahrtsverordnung. Diese hält für den Bootsführer übrigens in etwa die gleichen Anforderungen an den inneren Spritgehalt parat wie beim Autofahren und verbietet ab 0,5 Promille die Bedienung des Ruders.
Das erste Ablegen unter den Augen der Offiziellen von Huckleberrys und der mit anfeuernden Zurufen oder spontanen Ratschlägen Anteil nehmenden Gesellschaften anderer Flöße mag noch etwas zittrig ausfallen, doch mit dem seitengerechten Passieren jeder roten und grünen Tonne und jeder Begegnung mit den erwähnten Wasserflegeln wächst das Vertrauen in die eigenen Kapitänsfähigkeiten. Dass damit auch rechtlich der Oberbefehl über Boot und Insassen verliehen ist, darf man ruhig auf die Ankerprozedur oder die Aufforderungen, nein die Bitten, zum Festmachen bei der Anlandung beschränken. Dazu empfiehlt es sich übrigens, die einschlägige Verknotung namens „Kreuz- und Kopfschlag“ von allen Mitreisenden üben zu lassen. Dies und das knappe Basiswissen über den Motor und die Wasserstraßenregeln erfährt man auch im für jedermann verständlichen Einweisungsvideo von Huckleberrys, das man sich praktischer Weise schon vorher mehrmals ansehen sollte, damit die Einweisung erheblich verkürzt und der schnelle Start von der Vermietungsstation möglich wird.

Sofern man um 10 Uhr bei Huckleberrys den Mietvertrag unterschrieben hatte und nach der Einweisung und dem Beladen des Floßes rund eine halbe Stunde später losgetuckert war, kann man auf dem Templiner See schon mal zum Mittag glasen. Dazu wird nahe am Waldesufer geankert, falls die Schlingpflanzen ausreichend Platz lassen. Oder man schleicht sich an die Stege des Campingplatzes Sanssouci, wo die inoffizielle Benutzung der vorbildlich sauberen Toiletten lockt. Der Liegeplatz ist absolut ruhig und ermöglicht sogar das offene Grillen, solange die Windrichtung stimmt und die Rauchschwaden nicht die Augen und Gemüter der Camper am Ufer reizen. Auch eine gewisse Verpflegung ist hier möglich, wenn man mit Preisen wie auf dem Kudamm zufrieden ist.
Wer das Huckelberry-Abenteuer vorwiegend auf dem Wasser genießen möchte, verzichtet auf den Stop und tuckert weiter Richtung Caputh und Werder. Inzwischen reagiert das Floß immer gefügsamer auf jede Willensäußerung, was Kursänderungen angeht. Die Geschwindigkeitsregulierung an der Steuerpinne muss kaum noch bedient werden, weil die gemütliche Reisegeschwindigkeit alle notwenigen Manöver gestattet und die Höchstgeschwindigkeit von 8 bis 10 km/h selten bemüht werden muss. Bald vergessen sogar die Kinder, dass sie an Bord ständig ihre Schwimmweste tragen sollten.

Allerdings sollte jetzt schon die Uhr ins Blickfeld geraten, weil der Rückweg zur Vermietungsstation in Potsdam sich nicht wirklich beschleunigen lässt und bis 19 Uhr wird zur Vermeidung von Zusatzkosten das Einlaufen erwartet wird.

Die Flöße von Huckleberry Tours sind ideale Familienflöße, die einen abenteuerlichen Kurzurlaub garantieren. Zwar sind die Flöße für bis zu acht Personen zugelassen, aber es gilt natürlich, dass das Freiheitsgefühl steigt, je weniger Menschen an Bord sind. Ein Trip zu zweit ist der perfekte Stressausstieg aus der Alltagsmühle. Wer das Gegenteil sucht, wird von Huckleberrys mit einem Partyfloß für bis zu 23 Personen inklusive Bar und Toiletten bedient.
Die Anmietung eines Floßes erfolgt online, womit sich sofort die Verfügbarkeit feststellen lässt und Schnäppchenpreise oder Last-Minute-Angebote checken lassen. Für eine Floßfahrt muss man sich nicht gerade auf die Hochsaison konzentrieren, sondern kann sich im April/Mai Frühlingsschwung verpassen oder im September/Oktober von der Herbstmelancholie verzaubern lassen. Letztlich darf man Floß fahren, solange die Gewässer eisfrei sind. Dank der Heizung steht damit einem Adventsausflug auf dem Wasser nichts entgegen. Möglich sind auch Kurzzeitanmietungen wie nachmittägliche Badetouren oder Nachtcharter. Die Preise richten sich jeweils nach der Saison und der Nachfrage. Wie bei allen Floßvermietern muss man bei Huckleberry Tours einschließlich Sprit und einer Basisausstattung im Durchschnitt mit rund 150 € aufwärts pro Tag rechnen, in der Hauptsaison mit rund 250 € aufwärts. Schnäppchenangebote gibt es allerdings schon ab rund 100 €. Huckelberrys garantiert außerdem den sogenannten Best Preis, um der günstigste Anbieter im Umkreis zu sein.