Unbekannte Normandie
Unbekannte Normandie
29. April 2011
Der Mont-Saint-Michel, die Kathedrale von Rouen, der Wandteppich von Bayeux und Giverny, der ehemaligen Wohnort von Claude Monet, gehören wohl zu den berühmtesten Sehenswürdigkeiten der Normandie. Doch darüber hinaus bietet dieser französische Landstrich noch viele Geheimtipps, die es sich zu entdecken lohnt. Die 600 Kilometer lange normannische Küste beginnt in Le Tréport im Osten und führt bis zum Mont-Saint- Michel ganz am westlichsten Zipfel der Region. Mit 29.906 Quadratkilometern entspricht die Gesamtfläche der Normandie ungefähr dem Gebiet Belgiens. Die Region Normandie besteht als Untere Normandie aus den Departements Calvados, La Manche und Orne. Eure und Seine-Maritime bilden die Obere Normandie. Alle fünf Departements zusammen zählen insgesamt 3,2 Millionen Einwohner.
Gründungsjubiläum
2011 jährt sich die Gründung der Normandie zum 1.100. Male. Im 9. Jahrhundert überfielen die wilden Horden der Wikinger, auch „Nordmänner" genannt, immer wieder die reichen Kirchen und Klöster der Normandie. Dies änderte sich erst mit dem Vertrag von Saint-Clair-sur-Epte zwischen Karl dem Einfältigen und dem Wikingeranführer Rollo im Jahre 911. Rollo bekam die Normandie als Lehen zugesprochen. Der Grundstein für eine wechselvolle normannische Geschichte war gelegt. Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe von April bis Oktober 2011 wird das Jubiläum in der gesamten Region gebührend begangen.
Alles Spitze in Alençon
2010 nahm die UNESCO das Kunsthandwerk der Nadel-Stickerei von Alençon in die Liste der immateriellen Kulturgüter auf. Diese Auszeichnung ist Anlass, eine fast vergessene Handwerkskunst und ihren Entstehungsort vorzustellen. Die Stadt Alençon liegt im Departement Orne und zählt heute um die 28.000 Einwohner. Der Sonnenkönig Ludwig der XIV. liebte Luxus, Überfluss und Geld. So kam zu seiner Zeit auch die aufwendig hergestellte venezianische Nadelspitze in Mode. Diese wurde in die Kleidung der Aristokraten und des Klerus eingearbeitet. Dem Sonnenkönig missfiel, dass das Geld für die teure Spitze nach Italien floss. So wurde auf sein Geheiß, und unter der Leitung des Ministers J. B. Colbert, eine Spitzenfabrik in Alençon errichtet. 30 Meister wurden aus Venedig in das normannische Alençon geholt. Die Besonderheit der Spitze ist die aufwendige Handarbeit mit Faden und Nadel. Je nach Motiv dauert die Herstellung eines Quadratzentimeters Spitze 10 bis 14 Arbeitsstunden.
Anfang des 20. Jahrhunderts wurde die Spitze von Alençon von der maschinell hergestellten Spitze verdrängt. In den sechziger Jahren entschied die französische Regierung dann, dieses kulturelle Erbe zu erhalten. So entstand 1980 das „Atelier de Dentelles“ in Alençon. In dem Musée des Beaux-Arts et de la Dentelle ist die zweite Etage dem Thema Spitze gewidmet. Neben antiken Arbeiten ist beispielsweise auch ein spitzenbesetztes Brautkleid des Modedesigners Paco Rabanne ausgestellt.
Landleben par excellence in Lyons-la-Fôret
Lyons-la-Forêt mit seinen 800 Einwohnern liegt 120 Kilometer von Paris entfernt. Umgeben ist das Dorf von einem Buchenwald. Fachwerkhäuser und die Markthalle aus dem 17. Jahrhundert bestimmen das Ortsbild. Samstags und sonntags trifft man sich auf dem Wochenmarkt unter dem Dach der Markthalle. Lyons-la-Forêt diente bereits zwei Mal als Kulisse für die Verfilmung des Romans „Madame Bovary“ von Gustave Flaubert. 1932 drehte hier Jean Renoir mit Valentine Tessier und 1990 Claude Chabrol mit Isabelle Huppert. Obwohl das Dorf das Label „Plus beaux village de France“ trägt, ist Lyons-la-Forêt deutschen Urlaubern nur selten ein Begriff. Direkt am Marktplatz befinden sich das kleine Hôtel du Grand Cerf mit 14 Zimmern und das Hôtel La Licorne mit 20 Zimmern. Im Sommer 2010 wurde auf dem Gelände des Hotels La Licorne ein neues Gebäude errichtet, das neben einem Tagungssaal auch einen Spa-Bereich beinhaltet. Es gibt zwei Saunen, einen Whirlpool, Ruheräume und einen Pool mit Innen- und Außenbereich. Massagen und verschiedene Anwendungen können ebenfalls gebucht werden. Da die Hotels La Licorne und Le Grand Cerf beide Fabrice Levesque gehören, steht den Gästen beider Häuser der Spa-Bereich zur Verfügung.
Übernachten im Zoo Cerza
Wenn man im normannischen Pays d’Auge auf majestätische Löwen, gewichtige Nashörner und drollige Lemuren trifft, dann befindet man sich mitten in dem Zoo Cerza. Auf mehr als 50 Hektar Fläche widmet man sich hier der Aufzucht von Tieren. Hinter der Arbeit des Zoos steht das Bestreben, nachfolgenden Generationen die gleiche Artenvielfalt zu hinterlassen wie zu Zeiten unserer Großeltern. Die Besonderheit dieses Zoos ist, dass man hier auch übernachten kann. Drei Unterkunftskonzepte stehen zur Verfügung: Zoobservatoires, Safari Lodges und Yourten. Alle Unterkünfte befinden sich direkt auf dem Zoogelände. Aus dem Fenster oder von der Terrasse aus hat man einen wunderbaren Blick auf das Freigehege von Nashörnern und Gazellen.
Neue Sportart: Wasserwandern
Der Küstenort Hauteville-sur-Mer bietet einen neuen Wassersport an: Wasserwandern (frz. Longe Côte). Dieser Sport wird an Sandstränden ausgeübt, die flach abfallen. Man läuft im Wasser, das einem an den Bauch beziehungsweise bis maximal zu den Schultern reicht. Um voranzukommen nutzt man ein Paddel. Diese sportliche Aktivität ist für Nichtschwimmer geeignet. Angebotene Touren finden in Begleitung statt.
Andrea Sölter von der Französischen Tourismuszentrale führt Sie im HÖRERLEBNIS in die unbekannte Normandie.
Hörerlebnis mit Andrea Sölter von der französischen Tourismuszentrale
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Brücke von Saint Cenérie le Gérei/Orne
Foto: Copyright E. Tessier Normandie Tourisme
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