An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Die fünf Appellationen rund um Venedig:
Geschmackvolle Weine mit Genuss und Kultur entdecken
Foto: © Consorzio Vini Venezia
Weinbau gibt es in der Gegend schon seit der Zeit der Etrusker und erst recht unter den Römern. Im Mittelalter widmeten sich vor allem Benediktinermönche der Erschließung geeigneter Flächen und neuer Kellertechniken. Seit dem 15. Jahrhundert beherrschten die Venezianer das Mittelmeer und der Weinbau erlebte ab dem 17. Jahrhundert eine Blütezeit. Es war die Zeit der Serenissima Repubblica di San Marco, der allerdurchlauchtesten Republik des Heiligen Markus wie der Staatstitel lautete. Damals wandten sich die venezianischen Adligen mit ihren Villen und Ländereien im Hinterland der Lagunenstadt dem Weinbau zu und erreichten mit den venezianischen Weinen eine Qualität, die den Grundstein legte für den weltweiten Ruf der Weine Veneziens.
Im Umland von Venedig findet man heute fünf Appellationen, die eng mit Venedig und seiner Geschichte und Kultur verbunden sind und die für die meisten Weinfreunde hierzulande zu den köstlichen Geheimtipps zählen, die zu entdecken es höchste Zeit ist: Lison DOCG, DOC Venezia, DOC Piave, DOC Lison-Pramaggiore und Malanotte del Piave DOCG. Auch wenn einige der Appellationen schon in den 70er Jahren gebildet worden sind, so führte die Statusverleihung der anderen im Jahr 2011 zur Gründung des Consorzio Vini Venezia, das die Interessen aller fünf Zonen in den Provinzen Venedig, Treviso und Pordenone fördert. Dem Consorzio gehören mehr als 200 Erzeuger an, die 47 Rebsorten anbauen und alljährlich rund 12 Mio. Flaschen abfüllen.
Die Weinberge genießen hier besondere klimatische Verhältnisse, weil sie weder in der alpinen Kühle des Nordens noch in der heißen Mittelmeerzone liegen, sondern sich von Bergen und Meer in beiden Klimazonen holen, was sie brauchen. Ganz klar, dass auch die Böden unterschiedlich sind und man zahlreiche Schotterarten, über Verwitterungsgestein bis zu Lehm und Ton findet – fast überall von einer starken Mineralität geprägt.
Die Weine sind nicht lediglich schnelle Sommerweine, um den Allerweltsgeschmack zu bedienen. Es sind selbstbewusste und zuweilen unbequeme Regionalweine, die auf ihre Herkunft stolz sind und sich mit einem besonderen sensorischen Erlebnis anbieten. Sie präsentieren sich mit Frucht und Frische und trauen sich, ihre Säure vorzuzeigen, die immer passt und nie aggressiv wird. Sie führen extrovertiert genau die Ecken und Kanten vor, die ihre Herkunft abbilden und ihnen die Individualität und schmackhafte Eigenart verleihen, die Supermarktregale hassen. Es sind Weine, die mehr sind als eine Urlaubserinnerung, die neugierig machen, die zum Experimentieren beim Foodpairing mit regionaler oder internationaler Küche einladen und die bereitwillig all ihre Facetten ausbreiten, wenn man sie bewusst genießt und nicht auf das Süffeln abends am Kamin beschränkt. Sie wollen gar nicht der große Wahnsinn sein, sondern ihre Herkunft und ihren Charakter stilvoll schmecken lassen.
Eines der faszinierendsten und bestgehüteten Geheimnisse Venedigs: der Garten und Weinberg der Padri Carmelitani Scalzi
Mitten in Venedig neben dem Bahnhof Santa Lucia öffnet sich in den hohen Mauern, die die Gleise begrenzen, eine große Tür und man tritt ein in den mystischen Garten des Convento degli Scalzi, der hier im Jahr 1649 entstanden ist.
Schon zuvor war die Familie Scalzi im Jahr 1633 nach Venedig gekommen und kaufte 1649 Land und Gemüsegärten in Cannaregio, wo sie die heutige Scalzi-Kirche, das Kloster und den Garten errichteten. Er ist noch heute von der Schöpfungstheologie inspiriert und in sieben große Beete unterteilt, die nach den geistlichen Vorgaben der Gründerin des Ordens der „unbeschuhten Karmeliter“, der Heiligen Teresa von Avila, den Weg des christlichen Lebens darstellen.
Teil der spirituellen Gartenanlage des Klosters ist in der vierten Etappe des Weges einer der ältesten Weinberge Venedigs. Er wurde 2015 vom Architekten Giorgio Forti in Zusammenarbeit mit dem Consorzio Vini Venezia komplett erneuert und wird heute von den Karmelitermönchen gemeinsam mit dem Consorzio Vini Venezia bewirtschaftet. Die Schilder zu den 17 Rebsorten erzählen die gesamte Geschichte des Weins in Venedig. Doch das wirklich Sensationelle ist gar nicht auf den ersten Blick erkennbar: Ziel des Weinbaus ist es hier, die Artenvielfalt des Weinbauerbes der Lagune zu schützen und zu erhalten, indem eine genetische Datenbank der seit Hunderten von Jahren zwischen Venedig und der Lagune vorkommenden Rebsorten erstellt wird.
Selbstverständlich wird hier auch Wein gemacht, allerdings begrenzt auf weniger als 1.000 Flaschen pro Jahr. Initiiert wurde die Produktion durch den Önologen Mario Barbieri. Ad Mensam ist die Weißwein-Cuvée aus einer Auswahl der angepflanzten Rebsorten, darunter Glera, Bianchetta trevigiana, Grapariol, Malvasia, Verduzzo trevigiano und Dorona. Die Rotwein-Cuvée Prandium wird hauptsächlich aus Raboso-, Marzemino-, Turchetta- und Recantina-Trauben hergestellt. Die Weine können ebenso wie das berühmte, aus der im Garten angepflanzten Zitronenmelisse hergestellte Acqua di Melissa im Geschäft neben dem Kloster am Bahnhof Santa Lucia erworben werden.
Kommen Sie mit auf eine Reise durch die fünf Appellationen des Consorzio Vini Venezia. Wir begegnen einigen Weinmachern und verkosten Weine, die der vollendete Ausdruck des Terroirs ihrer Herkunft sind. Wenn sie die passende Gelegenheit für den Genuss dieser authentischen Weine suchen: Machen Sie es wie die Einheimischen. Treffen Sie sich am Morgen gegen elf Uhr in einer Bar und starten in den Tag mit «un’ombra» – dem «Schatten», sprich ein Gläschen Weißwein aus Venezien.
Doch warum sich eigentlich mit dem Wein aus dem Glas begnügen? Fahren Sie doch mal hin und genießen Sie die Appellationen der Vini Veneza direkt vor Ort und besuchen Sie die Weingüter Ihrer Lieblingsweine. Diese Reise zum Wein wird das Wissen und das Verständnis für die Weine Venezien vertiefen und das Vergnügen an jedem einzelnen Schluck steigern.
Lison DOCG
Das Klima in der Lison DOCG ist eher mild, die Aromaproduktion der Reben profitiert von dem kühlen, trockenen Bora-Wind und dem heißen, feuchten Scirocco. Diese überwiegend abends aufkommenden Winde lassen nachts die Temperaturen sinken und begünstigen die Temperaturschwankungen im Tagesverlauf, was zu einer perfekten aromatischen Reife führt, die das Vorspiel für Weine von großer Eleganz und Langlebigkeit ist. Die Böden haben vielfach starke Tonauflagen und sind im Untergrund in einer Tiefe von 30 bis 70 Zentimetern mit Calciumcarbonat, Kalium und Magnesium angereichert, sie sind also ausgeprägt mineralisch.
2022 Lison DOCG vom Weingut Bellia Ornella
Etwa 60 km nordöstlich von Venedig an der Grenze zum Friaul liegt in der Ebene Terre Piane das Städtchen Pramaggiore. Hier macht Ornella Bellia mit ihrem Mann Patrizio Masat seit einigen Jahren eigenen Wein. Die Beziehung der Familie zum Wein begann 1951 mit 18 Hektar Land, die von Großvater Aurelio Bellia in Halbpacht bestellt wurden. Danach folgte Vater Giovanni bis Ornella heute in der dritten Generation über 33 Hektar eigene Rebfläche bewirtschaftet und weitere 33 Hektar von Anlieferern unter Vertrag hat, denen sie Vorgaben zur Pflege der Weingärten und Reben macht. Familie Bellia gibt den Weinen im Keller alle Zeit der Welt, weil sie verinnerlicht hat, dass Zeit eine Dimension ist, die einen normalen Wein zu einem hochkarätigen Wein werden lässt: Man muss zuhören, wie der Most zu Wein wird und warten bis er reif ist, egal ob im Edelstahl oder im Barrique. Hier entstehen moderne Weine mit internationalem Flair.
Die Trauben für diesen Lison DOCG wurden überreif geerntet, zerkleinert und dann 12 Stunden lang bei 8 °C vor der Gärung mazeriert, um alle Aromen zu extrahieren. Nach der gut zweiwöchigen Gärung reifte der Wein in Stahlfässern auf der Hefe mit Bâttonnage, also dem regelmäßigen Aufrühren. Im Glas erscheint der reinsortige Tai-Wein in einem kräftigen Strohgelb mit hellen Reflexen. Es duftet intensiv und angenehm nach Bittermandel in einem breiten Fruchtrahmen mit hefewürzigen Nuancen und einem Hauch frisch geschnittenem Gras. Im Mund drängeln würzige Aromen ganz nach vorne und werden von einer gut eingebundenen Säure in einen Abgang eskortiert, in dem sich noch einmal die Bittermandeltöne und feine Apfelnoten in Erinnerung bringen. Probieren Sie diesen vollmundigen, frischen Lison zu Vitello Tonnato oder zu Spaghetti Vongole, also mit Venusmuscheln.
2022 Classico Lison DOCG Bio vom Weingut Savian Vini
Die Rebstöcke für diesen Wein stehen auf Böden mit reichlich Ton und Kalkstein bei Annone Veneto nicht weit von Pordenone. Der 2022 Classico Lison DOCG Bio zeigt sich im Glas in einem hellen Gelb mit grünlichen Reflexen. Sofort melden sich in der Nase tropische Früchte, weiße Pfirsiche und Anmutungen von Akazienhonig und Nüssen. Auch würzige Richtungen, frisches Gras und der sortentypische Touch von Bittermandel sind dabei. Der Wein gleitet sanft und rund über die Zunge, die exotische Fruchtnote ist in eine frische Säurestruktur eingekleidet. Im langen fruchtigen und herrlich cremigen Finish taucht ein interessanter Hauch von Walnüssen auf. Erfreuen Sie mit diesem Wein eine Dorade vom Grill oder ein edles Perlhuhn-Gericht.
150 Lison Classico DOCG 2021 vom Weingut Borgo Stajnbech
Sie sind eine große Familie, die Valent von Borgo Stajnbechs, und alle haben sich dem Wein zugewandt: Giuliano mit Adriana und die Töchter Medea und Rebecca. Seit drei Generationen steht die Familie für Leidenschaft, Professionalität, innere Energie, Engagement und Herzlichkeit. Welcher Weinmacher kann schon wie Giuliano von sich sagen, dass er sich nicht nur in seine Arbeit, sondern auch in einen Wein verliebt hat – genau den, den wir hier verkosten, den 150 Lison Classico. In dem sieht auch Adriana Territorialität, Persönlichkeit, Langlebigkeit, Vollmundigkeit und hervorragende Balance. Selbst wenn Rebecca während der Arbeit häufig „You can’t always get what you want“ von den Stones singt, so hat sie mit ihrer Entscheidung, im elterlichen Weingut mitzumachen, bewusst das One-Way-Ticket in ihre Zukunft gewählt. Medea sucht kreativ und herzlich den Kontakt zu den Besuchern des Weinshops und gibt in den Beratungen tiefe Einblicke in das Weinmachen und die Philosophie der Familie.
Der 150 Lison Classico ist im Edelstahl ausgebaut und lag neun Monate auf der Feinhefe. Seine Aromatik assoziiert fruchtige und blumige Noten von Glyzinien, Limetten, Äpfeln und Akazienblüten mit mineralischen Akzenten. Am Gaumen offeriert er eine elegante, harmonische Sanftheit voller Fruchtnuancen, Würze und Mineralik. Alles ist mit Frische strukturiert und prägt noch lange den Abgang, in dem man auch die erwartete Bittermandelnote nicht vermissen muss. Der 150 Lison Classico begleitet gerne einen gedünsteten Wolfsbarsch mit einer hellen Kräuter-Dill-Soße.
Lison Classico vom Weingut Mazzolada
Die Familie Genovese kaufte das renommierte Weingut Mazzolada 1985, das sich heute mit einem Turmfalken im Logo gerne „Mazzolada – La cantina del Falco“ nennt. Das Gut Mazzolada liegt in Portogruaro nordöstlich von Venedig im Landesinneren und erstreckt sich über 126 Hektar, von denen rund 93 Hektar Weinberge sind. Kellermeister ist mit über dreißigjähriger Erfahrung Daniele Bozza. Abgefüllt werden rund 1 Million Flaschen pro Jahr. Vinifiziert werden die weißen Rebsorten Chardonnay, Pinot Grigio, Tai, Traminer, Sauvignon Blanc, Glera, Malvasia und Verduzzo sowie die roten Sorten Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Refosco dal Peduncolo Rosso.
Die Reben für den Lison Classico wachsen auf skelettfreiem, stark mineralischen Boden in der Ebene. Der Wein funkelt im Glas strohgelb mit grünlichen Reflexen. Intensive, komplexe Düfte entwickeln sich mit zunehmender Belüftung: Fruchtnoten von Pfirsichen und Mangos, gelbe Blüten, Walnüsse und Kräuter. Er füllt den Mund mit Energie, bleibt aber immer sanft und harmonisch. Seine prägnante Mineralik und seine Fülle vereinen sich mit der schönen Bittermandel-Typik zu einem langen, leicht herben Finale. Servieren Sie diesen Lison zu Honigmelone mit San Daniele Schinken oder einem echt venezianischem Baccalà Mantecato – Stockfischcreme auf einer Scheibe Brot oder einem Stück Polenta.
2021 Lison Classico DOCG vom Weingut Ai Galli
Das 60 Hektar große, in den 1970er-Jahren gegründete Weingut Ai Galli liegt in Pramaggiore, im Grenzgebiet zwischen dem Veneto und Friaul Julisch Venetien. Die Reben wachsen auf mineralhaltigem, tonigem Boden, den eine dünne Schicht aus Caranto, Kalziumkarbonat, überzieht und der sich vieler Grundwasserquellen erfreut. Das Klima ist von deutlichen Temperaturamplituden durch Abendwinde gekennzeichnet. Leidenschaft, Innovationen und Achtung der Traditionen sind Grundlage der Philosophie des Weinguts.
Dieser Lison Classico ist ein reinsortiger Tai aus eher ertragsarmen Weinbergen rund um Pramaggiore, wo der Boden sehr lehmig ist. Der Wein ist im Stahl vinifiziert und lag einige Monate auf der Feinhefe. Im Bukett zeigen sich dezente Aromen von exotischen Früchten, Zitrus und Akazienblüten. Den Mund füllt er fruchtig und würzig, ausgewogen und mit einiger Eleganz und Substanz aus. Im leicht herben Abgang begegnen uns zuverlässig die sortentypischen Anklänge an Bittermandeln. Ein hervorragendes Pairing wären Linguine mit Venusmuscheln oder ein Welsfilet mit Oliven-Kapern-Paste.
2021 Lison Classico DOCG Organic vom Weingut Le Carline
Der 2021 Lison Classico duftet im Glas sofort los mit intensiven fruchtigen und floralen Aromen. Birnen, grüne Äpfel, aber auch Mandeln und sogar einige Haselnüsse sind dabei. Am Gaumen tritt er sanft und geschmeidig auf und umgibt die Zunge mit dezenten exotischen Fruchtnoten, aber auch mit Tönen von Äpfeln und Birnen, dazu Anmutungen von weißen Blüten. Die charakteristischen Bittermandelnoten tragen einen langen, leicht cremigen Nachhall. Ein passender Begleiter für ein veganes Kürbisrisotto mit Kokosmilch und Koriander, er würde aber auch einem gebratenen Entenfilet Flügel verleihen.
DOC Venezia
Pino Grigio DOC Venezia vom Weingut Ornella Molon
Die Reben für diesen reinsortigen Pinot Grigio DOC Venezia stehen am Piave-Flussgebiet, wo die Böden reich an Ton und Lehm mit Humusauflagen sind. Der Wein wurde mehrere Monate auf der Feinhefe gelagert, um die malolaktische Gärung zu vermeiden. Das Bukett überrascht mit einer herrlichen Duftigkeit von trockenem Heu zu den markanten Fruchteindrücken von grünen Äpfeln, Birnen, Grapefruit, Honigmelone und den Anklängen an eine Wiese im Morgentau. Am Gaumen dominieren die fruchtigen Noten von Zitrus, Grapefruit und Aprikosen. Es baut sich eine große Eleganz auf voller Harmonie und Kraft. Ein Pinot Grigio, der gut zu vielen Arten von Risottos passt, Sie können diesen Wein aber auch zum Freund eines gebratenen Heilbutt-Filets mit grünem Spargel machen.
Prosecco Millesimato Col de Mar Extra Dry Venezia DOC vom Weingut Ornella Bellia
Das Projekt und die Marke Col de Mar stammt vom Weingut Ornella Bellia in Pramaggiore, von dem wir bereits einen Lison DOC vorgestellt haben. Von Ornella Bellia kommt aber auch dieser besondere Prosecco Venezia DOC. Daneben stellt das Weingut im Col de Mar Projekt noch mehrere Proseccos anderer DOCs her. Die Col de Mar Serie ist im Sinne des Nachhaltigkeitsstrebens ausdrücklich der Cansiglio-Hochebene gewidmet, die die Alpen mit der Ebene Venetiens mit ihrem jahrhundertealten Wald verbindet. Col des Mar symbolisiert die unauflösliche Verbindung zwischen Bergen und Meer. Das grafische Design des Etiketts unterstreicht das: Der Hügel wölbt sich nach unten zu einem Tal, in dem ein Fluss fließt, während die Wellen des Meeres ein Gegengewicht bilden zum Kreis, der die Umarmung der Berge darstellt.
Der je zur Hälfte aus Glera und Verduzzo Trauben assemblierte Prosecco reifte im Autoklaven ohne malolaktische Gärung. Im Glas zeigt er stolz seine anhaltende feine Perlage vor und lockt mit einem Duftpotpourri von Zitrus, Birnen, weißen Pfirsichen und Akazienblüten. Am Gaumen vereint sich die Süße des extra-dry mit der rebsorteneigenen Säure zu einer köstlichen Frische und Lebendigkeit. Im Finish zeigt er eine gewisse Würze und leicht vegetabile Anklänge vom Typ Zitronenmelisse. Ein Prosecco mit Finesse und Klarheit. Natürlich ist er ideal als Aperitif, beeindruckt aber auch zu Canapés mit Räucherlachs und Mascarpone-Creme.
DOC Piave
beide Fotos: © Consorzio Vini Venezia
Die Reben wachsen in etlichen Lagen noch mit dem traditionellen aufwändigen Erziehungssystem Bellussera, auch als Strahlensystem bekannt. Es wurde Ende des 19. Jahrhunderts von den Brüdern Bellussi aus Tezze di Piave (Treviso) entwickelt, um den Falschen Mehltau loszuwerden. Bei dieser Erziehung werden mit einem Pfahl jeweils 4 Rebstöcke auf 2,50 bis zu 4 Meter Höhe über dem Boden angehoben. Von jedem Pfahl werden Schnüre gezogen, die nach oben geneigt und diagonal zu den Zwischenreihen verlaufen und so einen Radial als Halbkreis bilden. Das System schützt die Knospen vor Spätfrost und bietet den Trauben eine bessere Sonneneinstrahlung.
2021 Manzoni Bianco Piave DOC vom Weingut Furlan Società Agricola
Das 1930 von Großvater Nonno Amadio Furlani gegründete Weingut wird heute von seinen Neffen Amedeo, Alberto und Moreno geführt. Es liegt im Tal des Flusses Piave in der Provinz Treviso. Traditionell bildet der Prosecco den Schwerpunkt der Produktion, es werden aber auch Weiß- und Rotweine hergestellt, insbesondere aus der lokalen Sorte Manzoni Bianco. Die Familie legt großen Wert auf Weinbaupraktiken mit geringer Umweltbelastung zum Schutz der Artenvielfalt und setzt ganz gezielt grüne Energie ein.
Wir haben einen strohgelben Wein im Glas, der sanfte exotische Fruchtaromen mit Anklängen an weiße Blüten entwickelt. Geschmacklich beeindruckt der vollmundige Körper mit Noten von Pfirsich, Zitrus, Mandel und Apfel. Er ist körperreich und dabei doch federleicht, das erscheint zwar widersprüchlich, dennoch geht im Wein alles harmonisch zu, selbst im Hinblick auf die angenehm strukturierte Säure. Wir wollen nicht die üblichen Verdächtigen bemühen, aber das ist ganz klar ein spitzenmäßiger Spargelwein aus Venezien. Er würde sich aber auch über ein Red Snapper Filet vom Grill freuen.
2022 Nina Manzoni Bianco Piave DOC Weingut Ca’di Rajo
Der Name Nina dieses Manzoni Bianco ist eine Hommage an Frau Palmira, die allen als Nina bekannt war, die Großmutter der heutigen Besitzer. Die handgelesenen Trauben wurden etwa zehn Stunden mazeriert, ein Teil des Weins reifte etwa vier Monate in Tonneaux-Fässern. Aus dem Glas schickt der Wein dezente komplexe Aromen von Aprikosen, Ananas und Litschis mit einem Hauch der Blütendüfte des Blauregens. Den Mund füllt der Wein vollmundig, energisch und elegant aus. Exotische Früchte treffen auf ein Säurespiel, das im voluminösen Abgang die prägnante Mineralik unterstützt. Der Nina begleitet gerne ein Spargelrisotto oder eine Poularde aus dem Ofenrohr.
2019 Bianco 41 Collezione Manzoni Bianco del Piave DOC vom Weingut Antonio Facchin & Figli
Für den Bianco 41 erfolgte die Gärung nach einer 12-stündigen Mazeration auf den Schalen im Holz, der Wein reifte dann in Stahl und Holz und ruhte in der Flasche – alles zusammen etwa 18 Monate. Er leuchtet das Glas goldgelb aus und lockt mit intensiven Aromen von Pfirsichen, Mangos und gelben Blüten nebst animierenden Vanille-Düften. Alles wird umrahmt von zarten Röstnoten und einem Touch steiniger Mineralität. Am Gaumen treffen wir die Bukettaromen wieder, die von einer Grapefruit-Note ergänzt und von einer lebendigen Säure begleitet werden. Die mineralischen Komponenten hallen noch lange nach. Ein durchaus komplexer Wein mit einem vollen Körper und gefälliger Harmonie. Servieren Sie diesen eleganten Manzoni Bianco zu einem Kaninchenragout oder zu einem Käsefondue.
Lison-Pramaggiore DOC
Das Gebiet der bereits 1971 entstandenen Appellation erstreckt sich über die Provinzen Pordenone, Treviso und Venedig, wobei die Grenzen im Osten vom Tagliamento und im Westen vom Livenza markiert werden. Die Bodenverhältnisse mit Lehm- und Kalkböden und das Mikroklima ähnelt dem der DOCG Lison, auch rangiert die Tai als Leitsorte an erster Stelle. Daneben dürfen weitere 13 Rebsorten die DOC-Bezeichnung führen: Pinot Bianco, Pinot Grigio, Verduzzo, Chardonnay, Sauvignon, Riesling und Riesling Italico, Merlot, Cabernet Franc, Cabernet Sauvignon, Refosco dal Peduncolo Rosso OC, Malbech und Verduzzo dolce. In den Weinbergen sind wurzelechte Reben aus dem Ende des 19. Jahrhundert noch sehr verbreitet. Eine weitere traditionelle Besonderheit ist auch hier das sozusagen autochtone Reberziehungssystem Cassone Padovano, das einst die Benediktinermönchen einführten.
DOCG Malanotte Del Piave
beide Fotos: © Consorzio Vini Venezia
12.07.2024
Fotos: © D.R. soweit nicht anders angegeben