An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Die Kellerei Tramin in Südtirol: Legendäre Meisterwerke aus über 120 Jahren Genossenschaftskultur
Das große und viel zu oft benutzte Wort von der Wiege einer Rebsorte – hier gehört es hin. Wir sind an einem Ort, wo verbürgtermaßen ein Kindbett stand: Tramin, Geburtsort der autochthonen Sorte Gewürztraminer. Egal, wer zuerst da war, – das schon im Jahr 1084 in einer Schenkungsurkunde erwähnte idyllische Örtchen Tramin oder die ebenfalls um die erste Jahrtausendwende dort angebaute Rebe. Die Traminer-Rebe, die zur Leitsorte der Region wurde, hat den Ort jedenfalls für alle Zeiten und in aller Welt verewigt, zumal sie genetisch auch als Vorfahre von Cabernet Sauvignon, Sauvignon Blanc und einigen Burgunder-Sorten gilt.
Wir sind hier im Südtiroler Etschtal, südlich des Kalterer Sees und 25 km von Bozen entfernt. Die spektakuläre Landschaft ist geprägt von mediterranen Zypressen, Feigen und Zitronen vor der Kulisse des 2.116 Meter hohen Monte Roen in der Mendelkette. Durch Tramin ziehen sich winklige Gassen mit kleinen Häusern, die eine romantische Ruhe in dem 3.300-Einwohner-Ort verbreiten. Wo die Strada del Vino den Ort im Norden verlassen hat und hinter der Ampel in die Strada Provinciale 127 übergegangen ist, führt eine Stichstraße direkt zur Kellerei und Cantina Tramin. Sie ist eine der berühmtesten und meistprämiertesten Genossenschaften in Südtirol.
Südtirol (Alto Adige) bildet mit knapp 5.400 Hektar ein kleines, aber selbständiges italienisches Weinanbaugebiet in der Region Trentino. Hier haben Genossenschaften eine lange Tradition im Weinbau: Etwa 70 % des Weins werden in 15 Kellerei-Genossenschaften erzeugt und sichern zusammen mit 10 Molkerei- und 25 Obstgenossenschaften über 3.500 Arbeitsplätze in der Südtiroler Landwirtschaft. Das Weinland Südtirol ist wohl die einzige Weinregion in der Welt, wo höchste Spitzenqualitäten von Genossenschaftskellereien herkommen.
Knapp hundert Jahre später stellte die Kellerei Tramin erneut die Weichen für eine existenzielle Absicherung: Der in Tramin geborene Kellermeister Willi Stürz richtete die Mitglieder der Genossenschaft und den Betrieb auf traditionswahrenden Qualitätsweinbau aus und verabschiedete sich von den Literflaschen und der Fass- und Tankvermarktung. Damit rückten plötzlich das einzigartige Terroir der Hang- und Steillagen, der Bodenstrukturen und des Mikroklimas des Etschtals zusammen mit den sensationellen Eigenarten reinsortiger Rebsorten- und Lagenweine in den Vordergrund. Seither stellt die Kellerei Tramin mit ihren Weinen nicht nur regelmäßig so manches berühmte Südtiroler Winzer-Weingut in den Schatten, sondern widerlegt vor allem die von peinlicher Unwissenheit geprägte Annahme, dass von Genossenschaften keine hochwertigen Weine kommen könnten. Immerhin wurde der Betrieb bislang dreimal vom Magazin Weinwirtschaft als Beste Genossenschaft Italiens ausgezeichnet, während der Gambero Rosso die Weine 26mal in der höchsten Stufe der 3-Gläser-Weine würdigte. 2004 ernannte der Gambero Rosso Willi Stürz zu „Italiens Kellermeister des Jahres“.
Die Böden sind in den einzelnen Lagen der Genossenschaft zwar unterschiedlich, fast überall befindet sich aber vulkanischer Porphyr im Untergrund mit starken Auflagen an Lehm und Dolomit-Kalk. Dazwischen gibt es immer wieder mal Schotter, bisweilen auch Kies und Sand. Die Lagen genießen mehr als 300 Sonnentage im Jahr und müssen mit extremen Temperaturschwankungen im Herbst auskommen. Es entwickelt sich ein eigenes Mikroklima, das im Etschtal jedoch immer von rebenfreundlicher Wärme am Tag und traubenfreundlicher Kühle von 10°C und weniger in der Nacht bestimmt wird. Die zur Aromenentwicklung der Trauben so wichtige Abkühlung bringen vor allem die Fallwinde aus den umliegenden Bergen. Die Alpenkette schützt die Rebstöcke zugleich vor rauen kalten Luftmassen aus dem Norden, dagegen gelangen mit dem warmen, trockenen Ora-Wind vom Gardasee stetig warme und feuchte Strömungen vom Mittelmeer in das Gebiet.
Im sogenannten Rebschnitt-Projekt der Kellerei wird auf 20 Hektar eine uralte Rebschnittmethode wiederbelebt. Dabei wird nicht brutal „auf das alte Holz“ zurückgeschnitten, sondern nach dem von den italienischen Agronomen Marco Simonit und Pierpaolo Sirch entwickeltem Prinzip „Preparatori d’uva“ mit möglichst kleinen Schnitten auf junge Triebe. So wird das hochsensible Transportsystem der Rebe mit seinen hauchdünnen Kapillaren erhalten und die Gesundheit des Stocks gefördert. Ein anderes Projekt ist die Bio-Gruppe, in der geschult und experimentiert wird, um die Ergebnisse und Vorteile des ökologischen Weinbaus in der gesamten Genossenschaft nutzbar zu machen. Fast allen Weinbauern ist ohnehin klar, dass der Respekt gegenüber der Landschaft und der Natur ihre Familien, ihr Leben und ihre Kultur sichert.
Die Genossenschaftsmitglieder erleben alljährlich, dass die Qualität der Trauben ihre wirtschaftliche und damit ihre soziale Situation entscheidend beeinflusst. Schon während die Trauben wachsen, wird im Weinberg kontrolliert und beraten und dabei bereits die Qualitätsstufe eingeschätzt. Die geernteten Trauben werden bei der Anlieferung geprüft und bewertet und nach einem komplizierten System bezahlt. Dabei sind das Aussehen, die Gesundheit und die Zuckergrade des Leseguts ausschlaggebend, wodurch sich das Zusammenspiel zwischen Rebsorte, Boden und der Arbeit des Winzers im Weinberg unmittelbar auswirken.
Es werden in der Genossenschaft elf Rebsorten angebaut: die weißen Sorten Gewürztraminer, Weißburgunder, Pinot Grigio, Chardonnay, Sauvignon, Müller-Thurgau und Goldmuskateller und die roten Sorten Blauburgunder, Lagrein, Vernatsch, Merlot, Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc. Abgefüllt werden jährlich rund 1,9 Millionen Flaschen, von denen etwa ein Drittel in den Export gehen.
In der Selektionslinie gibt es legendäre Gewürztraminer (Nussbaumer, Terminum, Epokale), einen eleganten Pinot Grigio (Unterebner), einen fülligen Lagrein (Urban), einen feinen Blauburgunder (Maglen), eine elegante Weißwein-Cuvée (Stoan) und eine Top-Rotwein-Cuvée (Loam). Ein Chardonnay Riserva (Troy) steht den Bewertungen nach alljährlich an der Spitze aller Chardonnay-Weine Italiens.
Die Kellerei Tramin bereichert alljährlich die Weinkultur Südtirols und ganz Italiens mit Meisterwerken, die nicht nur Rebsorte und Herkunft erleben lassen, sondern auch deutlich machen, welche Leidenschaft, welche Solidarität, welche Talente, Tradition und moderne Kreativität diese Genossenschaft auszeichnet. Nicht zuletzt kann man durch die Weine der Kellerei Tramin mit allen Sinnen auch genießen, was die Natur im Etschtal anbietet.
Wir konnten acht Weine der Kellerei Tramin verkosten, darunter die berühmtesten Meisterwerke.
2022 Stoan Weiß Alto Adige DOC
Der Most der einzelnen Sorten wurde temperaturgesteuert in großen Holzfässern von 30 bis 40 Hektolitern vergoren, wobei oftmals die malolaktische Gärung erfolgte. Geklärt wurde nicht durch Zusätze, sondern durch natürliche Sedimentation der Trubstoffe. Anschließend reifte die Cuvée zehn Monate auf der Hefe im Holzfass und nach der Assemblage und Abfüllung weitere drei Monate auf der Flasche.
Über dem intensiv strohgelb mit goldgelben Reflexen ausgeleuchteten Glas schnüffeln wir an einem komplexen, facettenreichen Bukett herum. Im Vordergrund stehen jede Menge fruchtige Töne von Aprikosen, Weinbergpfirsichen und Williams Birnen, aber auch exotische Nuancen von Ananas, Mango und Litschi, alles fein mineralisch abgerundet. Mit zunehmender Belüftung tauchen florale Aromen von Holunder und weißen Blüten wie Jasmin auf, nach und nach auch feine Gewürznoten von Minze und Rosmarin. Am Gaumen baut der Wein ordentlich Druck auf und geht gleich in die Tiefe. Expressive Fruchtaromen von Birne, Ananas, Banane und etwas Limone werden ergänzt durch vegetabile Anklänge von grüner Paprika und einem Touch dezenter Röstaromen vom Holz. Die modern salzige Mineralität und die lebendige Säure begleiten einen langen, herrlich cremigen Abgang voller Saftigkeit und feiner Würze. Eine bemerkenswert ausbalancierte Cuvée mit dichter, straffer Struktur und energischer Aromatik. Wer es schafft, eine Languste auf den Grill zu legen, hat hier den passenden Wein parat. Etwas bodenständiger brilliert er zu einer Meeresfrüchte-Pasta oder – durchaus mutig – auch zu einem Perlhuhn.
2022 Pepi Sauvignon
Der Sauvignon strahlt im Glas klar und strohgelb mit zarten grünlichen Reflexen. Seine Bukett-Noten signalisieren eine sortentypische grüne Ausrichtung mit schönen Nuancen von Stachelbeeren, Holunder, Brennnesseln, Tomatenpflanzen, grüner Paprika und Roten Johannisbeeren, dazu eine intensive fruchtige Begleitung von Pfirsichen, Mango und Papaya nebst einer Anmutung von Zitrus. Am Gaumen treten die vegetabilen Richtungen durch den teilweisen Holzausbau in den Hintergrund und geben die Bühne frei für reife Stachelbeeren, Pfirsiche und gelbfruchtige exotische Fruchtaromen. Das fügt sich genial ein in eine geradlinige, straffe und durchaus füllige Struktur, die von der herzhaften Säure und den mineralischen Anklängen in ein anhaltendes, saftiges Finish begleitet werden. Ein trockener, aromatischer, gut austarierter Sauvignon mit belebender Frische. Er ist ein Vorzeigewein, der gerne als Aperitif glänzt, aber auch zu einem Thunfischsalat oder einem Zucchiniquiche beeindruckt.
2022 Glarea Chardonnay
Der Glarea schimmert im Glas in einem kräftigen Strohgelb mit golden und grünlichen Reflexen. Sorten- und ausbautypische Duftnoten entwickeln sich erst langsam, mit zunehmender Belüftung aber fast stürmisch: Bananen, Ananas, Aprikosen, Mango, Papaya und Erinnerungen an Kräuter, dazu ein paar adrette Spitzen vom Holz, die aufgrund der verschiedenen Fassarten sowohl vanillig als auch karamellig duften. Die Bukettaromen sind auch im Mund präsent, doch hier beeindruckt spontan das perfekte Zusammenspiel zwischen der klaren Frucht, dem starken Körper, der kühlen Präzision und der saftigen Frische. Das ist keiner der Neue-Welt-Chardonnays im Butter-Toast-Holz-Stil, sondern hier trumpfen die aktive Säure, die energische Mineralität und die straffe, gleichwohl nicht aggressive Struktur auf und spielen harmonisch, saftig, frisch und transparent zusammen. Die eindrucksvolle Fruchtigkeit und die Extraktfülle passen gut zu einem internationalen Klassiker: Roasted chicken with honey-sesame carrots.
2022 Unterebner Pinot Grigio
Bereits in der Nase tritt der Unterebner distinguiert, aber bestimmt auf: Gelbfruchtige Töne von Äpfeln, Pfirsichen, reifer Williams Birne und Honigmelone treffen sich mit feinen Aromen von Heu, Brioche, blondem Tabak und gelben Blüten. Ab und an schwebt eine winzige Ahnung einer Butternote aus dem Glas. Immer sind eine angenehme leicht vanillige Umrahmung und ein Hauch von Mandeln präsent. Am Gaumen stehen erneut intensive gelbe Fruchtnoten im Vordergrund, die zusammen mit der sanften Säure die Grundlage für seine Saftigkeit und fast opulente Vollmundigkeit legen. Der Wein entwickelt eine fantastische, raffinierte Kraft und Dichte ohne jede Schwere. Die hochalpine Mineralik fördert die belebende, kühle Frische wie ihn nur ein Pinot Grigio aus Südtirol haben kann. Ein komplexer und gleichwohl runder Pinot Grigio, der der Rebsorte eine seltene Finesse und Eleganz entlockt. Dem starken Auftritt entspricht ein nie endender Abgang. Es ist ein Wein, der sich locker noch länger als 5 bis 8 Jahre genießen lässt, also legen Sie sich einen dementsprechenden Vorrat an. Machen Sie ihn aber schon jetzt zum Freund eines gebratenen Heilbutt-Filets mit grünem Spargel oder einer kernigen Schwarzwälder Schinkenplatte.
2020 Troy Chardonnay Riserva
Troy bedeutet so viel wie Pfad oder Weg und soll zeitlos an die langjährige, forschende und experimentierende Entwicklung dieses Ausnahmeweins erinnern. Er ist im wahrsten Sinne des Wortes eine Rarität, weil nur wenige Tausend Flaschen abgefüllt werden. Die Reben wachsen in zwei Weinbergen in Söll in 500 bis 550 m Meereshöhe, die Hänge sind nach Südosten hin ausgerichtet und weisen kalkreiche Schotter- und Lehmböden auf. Das Mikroklima wird hier wie schon beschrieben von den wärmenden mediterranen und den kühlen alpinen Einflüssen geprägt.
Im Glas haben wir einen goldgelben Wein, der sein komplexes Bukett gerne und extrovertiert vorzeigt. Schnell macht ein vorwitziger zarter Hauch von Minze und Kamille Platz für tropische Fruchtnoten im Einklang mit Birne, Mango, Banane, Zitrus und der pfirsichähnlichen Charente-Melone. Auch winzige Röstaromen von Mandeln und Nüssen sind dabei, obendrein duftet eine feine florale Richtung aus dem Glas. Schon mit dem ersten Schluck wird der Mund von den Bukettaromen ausgekleidet, also tropisch mit einem Anklang an die nussigen Röstaromen. Die intensive Fruchtigkeit treibt eine präsente Saftigkeit an. Die gut eingebundene Säure und die Mineralität mit einer angedeuteten Salzigkeit beleben die Frische. Die charakterstarke Prägung durch das Terroir hat der Troy sich auch nicht von übertriebener Kellertechnologie rauben lassen müssen. Er baut am Gaumen bis ins lange Finale Spannung und Druck auf und bringt ohne Versteckspiele eine elegante Individualität mit. Mit diesem Wein können Sie mindestens 20 Jahre älter werden oder ihn auch gleich stolz zu einem Saibling in Beurre-Blanc oder einem Risotto mit Butternutkürbis und Pfifferlingen servieren.
2022 Nussbaumer Gewürztraminer
Dieser Wein ist eine Legende in der Unternehmensgeschichte der Kellerei Tramin und in der Weinkultur Südtirols, er ist zudem einer der meistprämierten Gewürztraminer Italiens, allein vom Gambero Rosso erhielt er 17mal in Folge die höchste 3-Gläser-Auszeichnung.
Ein Wein mit einer außergewöhnlichen Fruchtexposition und einer hochkonzentrierten Dichte brilliert intensiv goldgelb im Glas. Er feuert facettenreiche Düfte ab aus einem Blütenmeer mit gelben und weißen Rosen und Lilien, dazu Apfel-, Akazien-, Holunder- und Lavendelblüten. Exotische Früchte drängeln in die Nase, Mangos sind die ersten, dann schaffen es Litschis, Passionsfrüchte und Limonen, dazwischen melden sich kleine Gewürzsträußchen mit Zimt, Gewürznelken, Safran, Muskat und Ingwer. Immer ist auch ein schon fast ortsüblicher Hauch von Mineralität dabei. Am Gaumen tritt der durchaus trockene Nußbaumer mächtig und prächtig auf mit Fülle und Energie. Auf der Zunge tanzen fast alle Fruchtaromen aus dem Bukett mit, auch die Gewürznoten sind anwesend, ohne frech zu werden. Die vibrierende Säure ist so harmonisch versteckt, dass sie unaufgeregt im Hintergrund wirkt, aber dem Wein eine animierende Frische mitgibt, die von der intensiven Mineralik noch unterstützt wird. Im Finish geht er saftig und herrlich schmelzig mit einer bemerkenswerten Länge ab. Ein hochkomplexes, tiefgründiges Kraftpaket, das mit einem konzentrierten Extrakt und einer ausgeprägten Duft- und Geschmacksfülle voll im Saft steht. Er krönt aufgrund seiner Fruchtdichte perfekt ein feines japanisches Yakitori (gegrillte Hühnerspieße mit Gemüse) oder ein thailändisches Pad Kana Moo Grob (gebratener Chinakohl mit knusprigem Schwein), harmoniert aber auch gut zu geräuchertem Heilbutt-Carpaccio.
2022 Terminum Gewürztraminer Spätlese
Wir schnüffeln an konzentrierten, verführerischen Düften von Pfirsichen, reifen Mirabellen, Aprikosen, kandierten Zitrusfrüchten, Banane und Honig mit feinen floralen Anklängen. Den Gaumen fesselt die üppige, dichte Fruchtsüße mit floralen Nuancen und den gut wahrnehmbaren Botrytisnoten. Das Süßeschwänzchen ist von der leichtfüßigen Säure präzise eingeschliffen und wird von einer leicht salzigen Mineralität eskortiert – wir beginnen vornehm lautlos zu schmatzen. Je mehr Luft der Wein bekommt, desto breiter wird das geschmackliche Alpenpanorama. Das füllige, süffig-süßliche Finish nimmt kein Ende. Es ist ein in 0,375-Flaschen abgefüllter Traum, eine Kostbarkeit mit außergewöhnlicher Eleganz, großer Tiefe und Saftigkeit, rund und munter – ein Fest für alle Sinne. Er bietet Genuss pur für jede schöne Begegnung, auch die mit sich selbst – aber bitte belästigen Sie diesen wundervollen Wein nicht mit den üblichen Blauschimmel- und Apfeltarte-Orgien.
2021 Urban Lagrein Riserva
Im Glas zeigt sich der Lagrein aus der Selektions-Linie tiefdunkel purpurviolett mit undurchschaubaren, geheimnisvollen fast schwarzen Reflexen. Das Bukett öffnet sich intensiv und füllig mit blauen Veilchen, reifen Schwarzkirschen, Brombeeren, Waldheidelbeeren, Schwarzen Johannisbeeren und einem Hauch von Süßholz und Kakao. Am Gaumen verbreitet sich ein dichtes, energiegeladenes und doch samtiges Netz von satten Lagreineindrücken. Die reifen Waldfrüchte, die Schwarzen Johannisbeeren, die Schwarzkirschen und einige Dörrpflaumen sind zusammen mit einer feinen Würze und den Anklängen von Schokolade und Mokka die Grundlage der Gaumenfülle. Die gut strukturierte Säure und die herrlich süßlichen barriquegewürzten Tannine bauen sich engmaschig und mit sanftem Druck auf. Sie sind so gut ausbalanciert, dass der Wein auch im langen Finish nicht zu wild und rau, sondern erstaunlich samtig und herb-aromatisch abgeht. Ein eleganter, charmanter Rotwein mit einem kraftvollen Körper – eine Top-Selektion an der Südtiroler Lagrein-Spitze. Er ist bei jeder wertvollen Gelegenheit gerne als feiner roter Solist im großen Burgunderglas dabei, bringt aber auch gerne seine distinguierte Reputation zu einer Geschmorten Hirschkeule mit.
02.05.2024
Fotos: © Kellerei Tramin u. Günther Facchinelli;
Titelfoto ©Antie Braito;
Foto Willi Stürz: ©Rickard Kust;
Foto Kellereigebäude: © Florian Andergassen