An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Das Weingut Norbert Bauer im Retzer Land: Frucht und Finesse, Innovationsfreude und Traditionsbewusstsein aus einem familiären und traditionellen Spitzenbetrieb des Weinviertels
Südwestlich von Retz in der Gemeinde Haugsdorf liegt der kleine, idyllische Weinort Jetzelsdorf. Wir sind hier in der Kleinregion Retzer Land im Bezirk Hollabrunn ganz im Nordwesten des Weinviertels rund eine Autostunde nördlich von Wien und acht Kilometer von der Grenze nach Tschechien entfernt. Zwar ist das Weinviertel, das zum Weinanbaugebiet Niederösterreich gehört, als Weißweingebiet bekannt, doch in der warmen Kessellage des Flüsschen Pulkau rund um die Orte Jetzelsdorf, Haugsdorf und Mailberg reifen neben den gebietstypischen weißen Sorten traditionell auch rote Reben und machen die Gegend zu einer berühmten Rotweininsel. Inmitten von Jetzelsdorf befindet sich das Weingut Norbert Bauer.
Das Weingut Nobert Bauer bewirtschaftet heute – neben 140 Hektar Landwirtschaft – 90 Hektar Rebflächen in etwa 100 Weingärten verteilt auf 15 Katastralgemeinden im Weinviertel. Dazu gehören die Rieden Gerichtsberg, Hasenecken, Kellerberg und Himmeltau bei Haugsdorf, Altenberg, Parapluiberg und Haidberg bei Retz, Diermannsee bei Grabern, Holzweg bei Obernalb, Schatzberg und Bergsatz bei Retzbach und Übeleisen bei Pernersdorf. Es sind beste Lagen für Weißwein und perfekte warme Kessellagen für Rotwein – eine glückliche Verbindung, über die im Weinviertel nicht viele Winzer verfügen.
Angebaut werden von Familie Bauer die weißen Sorten Grüner Veltliner, Riesling, Welschriesling, Weißburgunder und Chardonnay. Von den roten Sorten sind es Zweigelt, Blaufränkisch, Sankt Laurent, Cabernet Sauvignon, Blauer Portugieser, Blauburger, Syrah und Merlot. Von den Flächen werden 35 % Rotwein und 65 % Weißwein in großer Vielfalt vinifiziert.
Die Weine des Weinguts sind in keine festgelegten Linien eingestellt, hervorgehoben sind indes insbesondere die Riedenweine und die Reserve-Weine. Aus witterungsmäßig geeigneten Jahren – zum Beispiel 2021 – werden auch Beerenauslesen und Eisweine angeboten. Für die Spitzenweine verwendet man nur spät geerntete und streng selektierte Trauben von den allerbesten Böden. Sie stammen teilweise von über 40 Jahre alten, wurzelechte Stöcken, gewachsen in steilen Südlagen. Im Keller reifen diese Weine besonders lange, um fruchtige, harmonische und charaktervolle Terroirweine anbieten zu können.
Das Weingut Norbert Bauer ist ein Ort des Weins, der auch zum längeren Verweilen einlädt: Fünf liebevoll eingerichtete und mit Arbeiten von regionalen Künstlern geschmückte Komfortzimmer nebst Genießersuite und ein stilvoll renoviertes Weingartenhäuserl auf der Tigeralm warten auf die Gäste. 2005 hatten Norbert und Gisela Bauer das erste „Genießerzimmer“ in Niederösterreich bzw. im Weinviertel eröffnet – das sind die schönsten Zimmer der Region, die besonderen Genuss und eine perfekte Auszeit versprechen, wozu ein edler Tropfen aus dem Hause Bauer gerne beiträgt.
Wir konnten zwölf Weine aus den Weingut Norbert Bauer verkosten.
2022 Mischsatz Vom Alten Weingarten trocken
Im Mischsatz Vom Alten Weingarten des Jahrgangs 2022 steckt der Most der Rebsorten Weißburgunder, Sauvignon Blanc, Traminer und Scheurebe. Die Komposition dieser Sorten ist ziemlich ausgleichend: Als Bukettsorte ist die Traminer zuckerreich und würzig, während Weißburgunder und Sauvignon Blanc einen schönen Früchtekorb zusammenstellen und zusammen mit der Scheurebe dem Wein eine sanfte, trinkfreudige Richtung verschaffen.
Wir genießen in der Nase sogleich die vielfältigen intensiven Aromen von Äpfeln, Birnen, Litschis, gelben Blüten und Nüssen mit einem Hauch von Zitrus und Würze. Die Zunge streckt sich nach der süßlichen, stoffigen Saftigkeit und dem komplexen Fruchtpanorama, zu dem auch Grapefruit, Stachelbeeren, roter Rhabarber und eine kleine Spur Banane und ein floraler Holunder-Touch gehören. Die griffige Säure und die herrliche Fruchtsüße geben dem Finish einen fruchtigen Kick. Ein gut austarierter, überaus vollmundiger, dichter und hochkomplexer Animator, der eine coole Frische rüberbringt. Einschenken und genießen – so schön kann das Pulkautal sein.
Grüner Veltliner ist bekanntlich der urtypische Wein des Weinviertels, steht aber auch weit darüber hinaus für Weißwein aus Österreich. Das Weinviertel war und ist das Hauptanbaugebiet für den Grünen Veltliner, er wird heutzutage dort oftmals auf derart hohem Niveau angeboten, dass er zum weißen Aushängeschild des Gebiets geworden ist. Ein DAC Weinviertel ist immer ein Grüner Veltliner, der keinen Botrytis- oder Holzton haben und frühestens am 15. Januar des auf die Ernte folgenden Jahres öffentlich ins Glas kommen darf. Da einem Grünen Veltliner aus dem Weinviertel von jeher ein Pfeffergeschmack angedichtet wird, wird er einheimisch als „Pfefferl“ bezeichnet.
Im Glas sehen wir den Wein goldgelb bis grünlichgelb schimmern. Er präsentiert sich mit einem Duft von reifen Birnen, Äpfeln und exotischen Früchten, dazu dahingehauchte Ananas, Passionsfrucht und Litschis. Im Mund verteilen sich zarte Noten von Zitrus, Birnen, Ananas, Mirabellen und einigen gelben Blüten. Sie umrahmen die dezente Extraktsüße und den sanften Kick von weißem Pfeffer. Die knackige Säure, eine kleine salzige Mineralität und der dichte Extrakt bleiben in einem langen, von der Primärfruchtigkeit und einer leichten Würze gestützten Finish erhalten und lassen den ausdrucksvollen, straffen und harmonischen Wein nur ungern vom Gaumen. Das ist der galante Begleiter jedes Süßwasser- und Meeresfisches, er passt aber auch gut zu einer typischen Brettljause mit Schinken, Speck und Schweinsbraten.
Die lange Geschichte der Muskatellerrebe, die sich bis zu den Phoeniziern zurückverfolgen lässt und von der mehr als 200 Varietäten entdeckt sind, ist der Grund, dass die Rebe in allen Weinbaugebieten der Welt beheimatet ist. Der Gelbe Muskateller ist die in Österreich wie in Deutschland bekannteste und am häufigsten angebaute Varietät. Sie bietet im Purkautal mit ihrer späten Reife relativ sichere Erträge, sofern man „verrieselungsreduzierte“ Klone gepflanzt hat und die Reben mit hoher Pflegestufe betreut.
Der strohgelbe Wein tritt mit intensiven und herb-frischen Aromen auf mit einem Blumenstrauß, aus dem Zweige von Holunderblüten und Rosen herausragen. Die schöne Muskatwürze wird unterstützt von Zitrus und von vegetabilen Richtungen. Im Mund bemerkt man sofort den schlanken Charakter, der nicht aus der Richtung der sattmachenden Breitenstrahler mit Süßedepot kommt, sondern präzise, distinguiert cool und einladend auftritt. Die Fruchtigkeit mit einem Akzent Zitrusfrische ist feinsaftig und nicht überladen, die Säure ist spritzig und nicht betäubend. Im süffigen Abgang kommen auch florale, vegetabile und kräutrig-pikante Spuren gut zur Geltung. Das ganze sensorische Spektrum ist wieder einmal mit bemerkenswerter Harmonie eingebunden. Dieser gut strukturierte Muskateller wirkt weder engmaschig noch breit, sondern tritt vollmundig und klar auf. Ein mitreißender Begrüßungswein, der auch zu chinesischen Bratnudeln mit Schweinefleisch oder zu Frühlingsrollen mit Zitronengras und Sweet Chili Soße brilliert.
Die südlich von Haugsdorf und Alberndorf gelegene Ried Himmeltau ist durch den Haugsdorfer Hutberg vor den sogenannten böhmischen Winden aus dem Norden geschützt, andererseits erzeugt der mächtige Höhenrücken des Buchbergs ein echtes Cool Climate Mikroklima. Hier stehen die Rebstöcke vorwiegend auf niederschlagsarmen Sand- und Lößboden.
Im Bukett kommen uns gleich die Stachelbeeren entgegen, dazu gibt es grüne Paprika, Kiwis und Cassis. Ein kleiner Touch Holunderblüte toppt die vegetabilen Noten. Die Duftigkeit hat im Hintergrund eine mineralische Richtung und mutet damit wunderbar frisch und leicht burgundisch an. Die einzelnen Eindrücke aus dem Bukett verbreiten sich auch mit guter Substanz im Mund. Im langen Abgang hält er seine betonte, klare und mit der sehr lebendigen Säure gut ausgeglichene Fruchtigkeit und eine dezente Würze in Erinnerung. Endlich einmal wieder ein ziemlich klassischer Sauvignon Blanc jenseits aller Experimente, mit denen an der Rebsorte in Jungwinzerkreisen gerne und oft rumgemacht wird. Warum soll ein Sauvignon Blanc nicht mehr rebsortentypisch schmecken? Dieser hier ist jedenfalls absolut stilsicher und damit frisch, fruchtig und ausdrucksstark.
Die Ried Altenberg grenzt nordöstlich an Retz Altstadt nahe dem ausgedehnten Hardegger Wald und liegt an den Ausläufern des Manhartsbergs, der geologisch die „Böhmische Masse“ bildet. Hier ist der Boden sehr unterschiedlich. Grundsätzlich ist er durch granitverwitterte Urgesteinsböden aus der Böhmischen Masse geprägt, weist aber auch quarzführende Sande und an einigen Stellen kalkarmes bis kalkfreies Schluffgestein auf. Alle Gesteinseinheiten können von kalkig-schluffigem Löss bedeckt sein. Aufgrund der langen Sonnenscheindauer der geschützten Lagen und der guten Durchlüftung der Rebanlagen kann der Riesling gut ausreifen und in Ruhe seine typischen Aromen entwickeln.
Beim Altenberg-Riesling brilliert in der Nase präzise und intensiv die Fruchtigkeit von reifen Aprikosen, einigen Pfirsichen, grünen Äpfeln und Zitrusvariationen, die von kleinen mineralischen Schwingungen umgeben sind. Eine feine Säure prägt den Geschmack mit einer kristallklaren Frische und einer ausgeglichenen Fruchtigkeit von grünen Äpfeln, weißen Pfirsichen, Litschis, Limetten und Süßholz. Das Spiel zwischen kandisartiger Süße und griffiger Säure reicht bis ins lange Finale, das noch dazu von einer gewissen Mineralik gestützt wird. Saftige Kraft ohne plumpe Schwere, schwungvoll und lebendig, das ist ein großer Wirker zu einem knusprigen Backhendl.
2021 Grüner Veltliner DAC Reserve Retzer Stein Ried Holzweg
Im Glas haben wir einen Wein mit grünlich-gelber Farbrichtung, der zart nach reifen gelben Äpfeln, Orangen und einigen gelben Pfirsichen duftet und um den ein verführerischer Hauch Vanille und eine winzige Spur Zimt herumschweben. Die Fruchtnoten sind umhüllt von einer feinen pikanten Veltliner-Würze. Am Gaumen breitet er sich mit einem dichten Körper und mit einer erfrischenden Fruchtsüße aus. Die belebende Säure sorgt für einen angenehmen Druck und eine Spannung, die im Abgang einen ausgeglichenen Bogen schlägt zu der Extraktsüße, der Mineralik, leisen nussigen Tönen und einer leicht weißpfeffrigen Würze. Das ist ein komplexer und dichter Grüner Veltliner mit feschem Body und selbstbewusstem Charakter. Er zeigt nicht nur Energie, Frische und einen flotten Trinkfluss vor, sondern auch eine gehörige Eleganz. Er verschönt gerne eine Pasta mit Meeresfrüchten oder ganz verwegen eine Vorspeise von Honigmelone mit Schinken.
2022 Weinviertel DAC Grüner Veltliner Alte Rebe Ried Diermannsee Mittergrabern
Im Glas glänzt der Riedenwein hellgelb mit grünlichen Reflexen. Er duftet animierend nach gelben Birnen und Quitten und sendet Aromen aus von reifen gelben und roten Äpfeln, reifen Mirabellen und vielfältige Anklänge an exotische Früchte. Dazu kommen florale und dezent pflanzliche bis kräuterige Nuancen. Im Mund beeindruckt spontan der distinguierte Auftritt mit einer feinen Struktur, hinter der eine kernige Saftigkeit steht. Das fast tropisch anmutende, süßliche Fruchtensemble mit Apfelbetonung und Spuren von Aprikose und Zitrus bietet auch einen winzigen Hauch Karamell. Eine adrette Blumigkeit, die feinherbe Würze und die gut eingepasste, feste Säure begegnen dem Gaumen innig vereint. Das bleibt so harmonisch und schmackhaft auch im langen Finish. Der Wein ist trotz der alten Reben kein aggressives Extrakt-Monster aus dem Seniorenweingarten, sondern bietet lebendig gelebte, facettenreiche Eleganz und Komplexität. Er zeigt sich als vielseitiger Partner am Tisch, der eine Dorade vom Grill wiederbelebt oder einem gebratenen Entenfilet Flügel verleiht.
2022 Zweigelt Haugsdorfer Freiheit
Im Glas lädt der Zweigelt ein mit einem dunklen, violett schimmernden Rubinrot. In der Nase drängeln sich nicht wie bei den Burgenländer Zweigelt-Versionen Kirschen frech in den Vordergrund, sondern zuerst kommen die Waldbeeren mit Brombeeren, Heidelbeeren und Himbeeren, erst dann die unterlegte Kirschfrucht vom Typ Hedelfinger Schwarzkirsche, dazu eine gewisse Kräuterwürze. Auf der Zunge breitet der Wein sich schmiegsam, charmant und fast cremig aus. Die saftige, fast süßliche Beerenfrucht wirkt wie die Essenz der Traube und wird durch eine kräftige Würze, die verhaltene Säure, die gradlinige Struktur und einen jugendlichen Schwung unterstützt. Die extraktsüß umhüllten Tannine treten nicht klotzig auf, sondern eskortieren weich und ausgewogen die zarten Holznoten. Ein edler Zweigelt im begehrten Weinviertel-Stil, der lässig seine trinkfreudige Fröhlichkeit herauslässt.
2019 Blaufränkisch Ried Gerichtsberg trocken
Der Blaufränkisch Ried Gerichtsberg füllt das Glas mit einem intensiven, dunkel-violetten Samtvorhang aus. Er lässt Aromen von dunklen Beeren und kräftigen Gewürzen heraus, die Energie versprechen. Und tatsächlich stehen am Gaumen konzentrierte, saftige Fruchtnoten in der Warteschlange, um sich mit dem nächsten und übernächsten Schluck immer mehr zu entfalten. Ein ganzer Wald voller Beeren spült mit frischer und gut verteilter Säure heran, reife Zwetschgen und Cassis reißt er mit, sogar etwas dunkle Schokolade und ganz hinten eine Spur von Nougat. Im Abgang werden wir noch einmal an Beeren und Zwetschgen erinnert, die von einem herben Tanningerüst umrahmt werden. Lassen Sie sich und diesen Blaufränkisch von einem Rehbraten begleiten – der Knüller dazu wären dann Ingwer-Zwetschgen-Knödel oder entsprechende Rösti.
2019 Sankt Laurent Ried Schatzberg trocken
Hat man den Sankt Laurent Ried Schatzberg im Glas räkeln sich in der Nase kräftige Nuancen von dunklen Beeren wie Heidelbeeren und Brombeeren, aber auch von Preiselbeeren und blauen Blumen. Das ist aber längst nicht alles, vielmehr weht immer mal wieder dieser und jener Hauch von Kaffee, Mokka, Lakritze und leicht rauchigen Kräutern heran. Am Gaumen wird es fruchtig, saftig und komplex. Rote und schwarze Beeren, Sauerkirschen, winzige florale Noten, etwas Krokant und eine leicht rauchige Spur stürzen sich, unterstützt von aktiver Säure, in einen intensiven, dichten Abgang mit markanten Tanninen, pikanten Kräutern und fein verwobenen Holzaromen. Der kräftige, saftige, würzige und herzhafte Einschlag dieses Weins stellt die Rebe in einer äußerst interessanten individuellen Stilistik dar. Ein Wein für tolle Momente und einen kräftig gewürzten Rinderrostbraten.
2019 Schatzberg Rotweincuvée Reserve trocken
Aus dem tiefdunklen Glas steigen duftige Klänge eines großen Konzerts auf unter Mitwirkung von Brombeeren, Cassis, Backpflaumen, einigen reifen Schwarzkirschen, Mandeln, etwas dunkler Schokolade und verhaltenen Holztönen mit einer pikant-würzigen Schlussnote. Am Gaumen verwöhnt der Wein die Zunge mit Kraft und Dichte aus den vielfältigen Bukett-Aromen und Anmutungen an Weihnachtsbäckerei und Orangenzesten. Im sehr eleganten feinsaftigen Finale machen auch Zwetschgen, Feigen, Mokka und leicht vanillige Röstaromen mit und bringen die feinkörnigen, süßlichen Tannine in eine saftige Form. Der Cabernet Sauvignon lockt mit Fülle, Wärme und Stoffigkeit, die vom Blaufränkisch durch die angemessene Säure einen jugendlichen Drive bekommt und vom Merlot herrlich rund gemacht wird. Die große Cuvée ist ein vollmundiger Edelwein mit Energie und Eleganz, den jeder Rotweintrinker bejubeln wird. Als Speisebegleiter ist er breit aufgestellt – probieren Sie ihn einmal zu einem klassischen Rinderschmorbraten, ein anderes Mal zu einem echten Pussta-Gulasch.
2019 Cabernet Franc Reserve Ried Hasenecken trocken
Cabernet Franc soll nach neuesten Forschungen ein Elternteil des hoch angesehenen Cabernet Sauvignon sein – der andere sei Sauvignon Blanc. Cabernet Franc liebt ein kühleres Klima, ist ziemlich wetterfest und kann ohne Weiteres stehen, wo Cabernet Sauvignon nicht mehr ausreift. Die Rebe hat jedoch nur ein schmales Zeitfenster für die Lese, um das optimale Aroma einzufangen. Cabernet Franc ist vor allem bekannt als Verschnittpartner der meisten Bordeaux-Weine, ein reinsortiger Ausbau ist zwar seit Jahrhunderten an der Loire als Breton beliebt, sollte im Weinviertel aber als Rarität besonders geschätzt werden. Die nördlich von Haugsdorf gelegene, östlich an die Ried Gerichtsberg angrenzende und teilweise terrassierte Ried Hasenecken weist einen kalkigen, zum Teil sandigen, teilweise kiesigen Boden auf mit Lehm, Schluff und Ton.
Der Wein leuchtet in einem keineswegs undurchsichtigen Karminrot aus dem Glas und duftet los mit dunklen Tönen: Schwarze Johannisbeeren, schwarze Kirschen, Brombeeren und Himbeeren sind dabei, aber auch Kaffee und eine winzige Prise süßlich-grünpfeffriger Würze. Alles wird mit zunehmender Belüftung schwungvoller und intensiver. Am Gaumen kommt ein sortentypischer, aromatisch-fruchtiger, würziger Eindruck an, gut strukturiert und ausbalanciert: Beeren und rote Früchte, florale Anklänge von Veilchen, eine Spur frische Paprika, sanfte Noten von Mokka und eine feine Anmutung von Marzipan. Noch im Finish zeigt er seine Tiefe und kühle Fruchtigkeit hervor. Die Tannine sind perfekt gezähmt, die Säure hält sich vornehm zurück. Es ist ein saftiger, kraftvoller, komplexer und intensiver Cabernet Franc, dabei gradlinig, gut strukturiert und ausgewogen komponiert. Ein klasse Rotwein mit Charme und Charakter und voller Eleganz. Er mundet köstlich zu Lammkoteletts von Grill oder zu einer Platte mit französischem Weichkäse vom Typ Coulommiers, Vacherin Mont-d’Or oder Chaource.
28.06.2023
Fotos © Weingut Norbert Bauer