Seit 250 Jahren
haben die Vorfahren
von Familie Müller
aus Forst
an der Weinstraße
mit Wein zu tun
. Zuerst
ging es nur um die Fässer
der Küferei
Wallbillich
, deren Betrieb
sich bis
ins Jahr 1767
verfolgen
lässt. Erst fast 200 Jahre später
ging es auch um den Inhalt der Fässer
, denn 1935
heiratete
Eugen Müller
in die Küferei
ein
und baute 1952
seinen ersten Wein
aus. Über Jahrzehnte
stellte man neben dem Wein auch Fässer
her, selbst der heutige
Senior Kurt Müller
lernte
hier das Küferhandwerk
und belegt
noch heute die von ihm selbst gemachten Fässer
mit neuen Jahrgängen. Kurt Müller
hatte das Weingut 1971
von
seinem Vater übernommen
. Er
und seine Frau Elisabeth
erweiterten
die Rebfläche
durch etliche Zukäufe und gaben
nach und nach die Küferei auf
.
Im Milleniumsjahr 2000 war es dann soweit für die dritte Generation: Sohn Stephan stieg ins Weingut ein. Er hatte seine Winzerlehre in der Pfalz und auf Schloss Vollrads im Rheingau absolviert und sein Diplom in Weinbau und Kellerwirtschaft an der Fachhochschule in Geisenheim erworben. Er brachte zudem viele neue Ideen von seinen Praktika mit insbesondere vom Shiraz-Meister Ben Glaetzer im Barossa Valley bei Adelaide in South Australia. Heute führt Stephan Müller den Betrieb zusammen mit seiner Ehefrau Christine und den Kellermeistern Andreas Hammerstein und Alexander Rupp. Auch Stephans und Christines Töchter Jana, Lea und Anne sind schon in verschiedenen Stadien unterwegs gen Winzerberuf.
Das Weingut Eugen Müller
liegt in der Gemeinde Forst
im Bereich
Mittelhaardt-Deutsche Weinstraße
im Anbaugebiet Pfalz
. Das ist nach Rheinhessen
das flächenmäßig größte Weinanbaugebiet
Deutschlands, etwa jede dritte
in Deutschland gekaufte Flasche
ist Pfälzer Wein
, wobei Weißwein
mit rund 60 %
nur leicht
überwiegt
und dabei der Riesling
die Hauptrebsorte
bildet.
Familie Müller bewirtschaftet
knapp 20 Hektar Rebfläche
. Die Rebstöcke stehen in den Forster Spitzenlagen
Kirchenstück, Ungeheuer, Pechstein, Jesuitengarten, Musenhang
und Stift
. Überall sind die Böden
mit dem für Forst und Umgebung
typischen
Basalt
durchzogen
, hinzukommen je nach Lage
mehr oder weniger Buntsandstein
- und Kalksteingeröll und sandiger Lehm
. Die Böden
sind zumeist gut durchlüftet
und ziemlich wasserdurchlässig
, so dass die Rebstöcke
aufgefordert sind, die Wurzeln
in die Tiefe zu strecken
und auf diesem Weg ordentlich Mineralik zu tanken
. Die stark basalthaltigen Böden
speichern
tagsüber
schnell die Wärme
und geben
diese nachts an die Reben
ab
. Warm ist es in diesem Teil der Pfalz ohnehin oft
und reichlich
. Denn mit fast 2.000 Sonnenstunden im Jahr
geht es hier eigentlich zu wie an der Adria. Weniger gefällt
den Reben
, dass der Regen immer seltener
wird, zumal der westlich vorgelagerte Pfälzerwald
den größten Teil
des Niederschlags gierig abfängt
. Kalte W
inde sind hier allerdings kaum
ein Thema
, weil die zahlreichen hügeligen Höhenzüge
in der Region den Wind zur Rheinebene ableiten
.
Im Weingut Eugen Müller sind die Flächen zu mehr als zwei Drittel mit Riesling bestockt, dazu kommen Sauvignon Blanc, Weißburgunder und Grauburgunder und die roten Sorten Spätburgunder, Dornfelder Portugieser, Cabernet Cubin und Dunkelfelder. Das komplett vegane Weinsortiment mit alljährlich rund 145.000 abgefüllten Flaschen ist wie in der Pfalz üblich umfangreich und reicht bis zu Beerenauslesen und Eisweinen, dazu wird auch Sekt gemacht. Die bisherigen Prädikatsweinkategorien Kabinett und Spätlesen sind mit dem Jahrgang 2020 aufgegeben worden.
Familie Müller orientiert sich im Weinberg und im Keller eng an den Richtlinien des zertifiziert umweltschonenden Weinbaus. Das fängt bei der Bodenbearbeitung an und geht weiter beim Pflanzenschutz. Bei der Lese wird streng selektiert, denn nur aus gesundem Traubengut lassen sich hochwertige Weine komponieren. Im Keller wird temperaturkontrolliert vergoren und dabei ebenso wie bei der Reifung je nach Wein Edelstahltank oder Holzfass oder beides eingesetzt.
Stephan Müller möchte
fruchtige, filigrane und
elegante Weine machen und dabei eine
eigene Stilistik herausarbeiten. Sie soll nicht nur die
Herkunft der Weine aus den
Forster Lagen und das
Terroir erlebbar machen, sondern auch die
familiäre Tradition und seine ganz
persönliche, jugendlich-schwungvolle Handwerkskunst zum
Ausdruck bringen. Dazu gehört vor allem die
authentische Expressivität der Frucht, die möglichst
gradlinig von der Traube direkt
in den Wein führen soll. Damit hat er sich auf einen der
schwierigsten Aspekte der Winzerkunst und eines der
vornehmsten Qualitätsmerkmale konzentriert, denn hier
geht es immer
darum, wie man die
Frucht im Geschmack klar abbilden kann und gleichwohl den
Restzucker nicht explodieren lässt.
Auffällig ist an seinem
Sortiment, dass
Stephan Müller es
schafft, die
Alkoholwerte seiner Weine
angenehm moderat zu halten, während
immer mehr Weingüter Alkoholbömbchen in die Flaschen
füllen. Idealerweise möchte sich
Stephan Müller natürlich an die
Spitze der Forster Weingüter setzen,
auf dem Weg dahin
ist er ausweislich der Auszeichnungen wie
Staatsehrenpreis und
Kammermünzen und den
Topbewertungen von
Eichelmann und
Gault Millau jedenfalls schon.
Stephans humorvoller
Ideenreichtum macht dann auch im
Marketingbereich nicht halt: Er hat
Weinpakete zusammengestellt, bietet
Eventarrangements wie
Sommerkonzerte oder
Comedy-Highlights an, ist
auf dem – im letzten Jahr coronabedingt ausgefallenen – Weinfest am ersten Augustwochenende präsent und organisiert im Weingut jedes Jahr den
Adventstreff.
Treffen kann man ihn auch regelmäßig bei
Verkostungen im "
Weintreffpunkt", dem
Weinprobierraum des Weinguts. Das
Weingut Eugen Müller gehört zu den
MOD-Winzern, die als
New Age Weinmacher unter der
Bezeichnung Modern eine eigene, umfassende
Vermarktungsschiene gegründet haben.
Wir konnten sechs Weine aus dem Basis- und Mediumsegment verkosten.
2021 Weissburgunder trocken
Wir genießen als
Einstieg gleich mal einen
Burgunderwein, obgleich die
Hauptweinsorte im
Weingut Eugen Müller bekanntlich der
Riesling ist. In den
50er und 60er Jahren wäre der
Weißburgunder in
Deutschland, der hier
bis 1874 „weißer Klevner" hieß, beinahe dem damaligen
Neuzüchtungswahn zum Opfer gefallen. In den
letzten Jahrzehnten hat er als Klassiker aber eine
fulminante Renaissance erlebt. Das ist zum einen
dem Trend zu trockenen Weinen und der
Rückbesinnung auf
traditionelle Rebsorten geschuldet, in gewisser Weise aber auch dem
irrsinnigen Tanz um den
pinot grigio. Das einzige, was davon festzuhalten wert ist, ist die
Abstammung des
weißen Burgunders als
Mutation vom
Grauburgunder.
Im Glas entwickelt sich ein dezentes Bukett von gelben und roten Äpfeln und frischer Ananas, dazu etwas Birne und ein kräftiger Rahmen von Würze. Auch geschmacklich gibt sich der Weißburgunder sortentypisch distinguiert mit kleinen floralen Spuren. Schon genetisch bedingt sprüht er nicht gerade mit Säure, was ihn bei trockenem Ausbau auch bei denen beliebt macht, die leider ihr Vorurteil gegen Rieslingsäure pflegen. Dabei imponiert Stephan Müllers Weißburgunder aus dem Basisbereich gerade dadurch, dass die feinsüßliche Fruchtigkeit mit der delikaten Säure perfekt harmoniert. Das ergibt eine herrliche Saftigkeit, die auch im Abgang noch lange nachschmatzen lässt. Ein universeller Weißburgunder, der wie geschaffen ist für einen Salat Niçoise oder einen Quiche mit Ziegenkäse und Lachs.
2021 Sauvignon Blanc Alte Reben trocken
Jahrelang verband man mit Sauvignon Blanc
erst Sancerre
und Pouilly- Fumé von der Loire
und dann Neuseeland
. Inzwischen ist der Sauvignon Blanc längst
auch in der Pfalz angekommen
und wird trotz des Risikos
, dass der Geschmack
durch schwefelhaltige Mercaptane entgleitet
, gerade von der jüngeren Winzergeneration
mit einer ganz eigenen Stilistik an- und ausgebaut
. Die Sorte passt
gut ins Weingut Eugen Müller
, lebt
der Sauvignon Blanc
doch von seiner tollen Fruchtigkeit
. Die Reben
für diesen Wein sind über 20 Jahre alt
, was für „alte Reben
“ noch gar nicht so sehr alt
ist. Aber auch mit
20 wächst
die Rebe
schon deutlich langsamer
und der Ertrag sinkt
mit jedem Jahr. Sie haben ihre Wurzeln
bereits tief
in den mineralhaltigen Boden
gestreckt und können die feinen
Verästelungen
auch bei wenig Niederschlag gut versorgen
. Die Nährstoffbilanz
verteilt
sich schließlich auf einen geringer
gewordenen Traubenbehang
. Kein Wunder, dass der 2021 Sauvignon Blanc Alte Reben
daher sehr komplex
ist in der Aromatik und im Geschmack
.
Er duftet nach reifen Stachelbeeren und frischen Kräutern mit einem Hauch von weißen und sogar schwarzen Johannisbeeren. Den Mund füllt ein knackiger und pikanter Gesamteindruck, so wie es sich für einen Sauvignon Blanc gehört. Die Bukettaromen weiten sich aus, noch mehr Cassis und etwas Passionsfrucht kommen hinzu. Die spitze Säure harmoniert wieder einmal genial mit der feinen und deutlichen Fruchtsüße, was den Trinkfluss ungemein fördert. Im Abgang kommt die mineralische Abrundung noch einmal so richtig schön zur Geltung. Ein extraktreicher, harmonischer Sauvignon Blanc mit feiner Eleganz und prägnanter Fruchtigkeit. Servieren Sie ihn zu marinierten Muscheln oder zu einem Auberginen-Auflauf.
2021 VIRTUOSO Spätburgunder Blanc de Noir trocken
Ein
Blanc de Noirs oder – wie in Deutschland und auch bei diesem Wein in Verkennung des ungewohnten französischen Teilungsartikels meistens (selbst vom Deutschen Weininstitut) verkürzt geschrieben wird –
Blanc de Noir ist ein
weißer bis rosafarbener Wein, der
aus roten Rebsorten hergestellt wird. Die
Methode kommt aus der
Champagne, wo
traditionell für den
Champagner die
roten Trauben des
Pinot noir (Spätburgunder) und
Pinot Meunier (Schwarzriesling) verwendet werden. Ein
Blanc de Noirs vom
Spätburgunder ist besonders
mutig, ist die
Rebe selbst doch schon
im Weinberg und erst recht
im Keller
nicht einfach zu betreuen. Wie bei jedem Blanc de Noirs ist obendrein
nicht zuverlässig vorhersehbar,
welche Aromen der
Beerensaft dem
Most und
letztendlich dem Wein zukommen lässt.
Im Ergebnis kann man Stephan Müller gratulieren: Dieser Spätburgunder Blanc de Noirs präsentiert alles, was die sprachliche Einstufung als „Virtuoso“ bietet: meisterhaft, einzigartig, herausragend. Er entfaltet im Glas ein duftiges Fruchtspektrum von Erdbeeren, überreifen Stachelbeeren und einen Hauch von Papaya und Mandeln. Geschmacklich überzeugt die attraktive Symbiose von außergewöhnlicher Fruchtfrische und Schmelzigkeit. Fruchtmäßig treten Erdbeeren, aber auch ganz dezent Granatapfel und einige weiße Johannisbeeren hervor. Die schöne Frische kommt von der animierenden Säure, die für einen Spätburgunder keineswegs selbstverständlich ist. Sie prägt auch das lange, cremige Finale, das dadurch saftig und elegant ausfällt, zumal sich Gerbstoffe und Tannine ganz weit hinten verstecken. Ein Spätburgunder Blanc de Noirs mit dichter Struktur und gelungener Säurebalance. Das ist der Wein zu allen sonnigen Gelegenheiten und zu einem Meeresfrüchte-Risotto.
2020 Pechstein Forst Riesling trocken
Die
Lage Pechstein erstreckt sich in 120 bis 160 Metern Meereshöhe
nordwestlich von Forst hoch zum Waldrand an der Bismarck Höhle. Sie ist
insgesamt 18,9 Hektar groß und
nur mit Riesling bestockt. Die
Rebanlagen sind mit
geringer Hangneigung nach Südosten ausgerichtet, was heutzutage regelmäßig eine
schnelle Reifung der Trauben garantiert. Wie der Name schon
vermuten lässt, ist der
Boden an der
Oberfläche und in der
Tiefe geprägt von
schwarzem vulkanischen Basaltgestein. In etlichen
Parzellen findet man auch
sandigen Lehmboden mit verwittertem
Buntsandstein und
Ton. Das
speichert die
Niederschläge und
transportiert die
Mineralik in den
Wein, also genau
richtig für den Riesling.
Aus dem Glas verströmt der Pechstein Riesling nicht nur vertraute Aromen von Zitrus und etwas weißem Pfirsich und Mandeln, sondern auch dezente exotische Anklänge von Litschi, Mandarine und Papaya. Die deutlichen leicht salzigen mineralischen Akzente verortet man erstaunlicher Weise spontan bei Feuerstein-Aromen, obwohl diese mit Vulkanen und Basalt gar nichts zu tun haben. Auch im Geschmack imponiert die schöne Mineralik im finessenreichen Zusammenspiel mit der schlanken Frucht und der markanten Säurestruktur. Das bleibt auch im schmelzig-cremigen Abgang noch lange in Erinnerung. Ein zärtlicher Riesling, saftig-frisch, filigran und leichtfüßig. Ein Wein zum Spaß machen und zum Spaß haben.
2021 Jesuitengarten Forst Riesling trocken
Die insgesamt
nur knapp 7 Hektar große Lage Jesuitengarten
schließt
westlich
direkt an den Ort an
südlich der Lage Pechstein. Der Hang
ist auf einer Höhe von 120 bis 150 Metern
nach Osten
geneigt
und profitiert von der Vormittagssonne
. Der Boden
ist eine bunte Mischung aus Sandsteingeröll
, einer dicken Sand-Lehmschicht
und Basalt
. Der Name
erinnert an den Vorbesitz verschiedener Jesuitenklöster
. Nach der bayrischen Bodenklassifikation
von 1828
ist der Jesuitengarten
nach
dem Kirchenstück
die zweithöchst bewertete Weinberglage
der Pfalz
.
Er präsentiert sich mit einem vielschichtigen, komplexen Bukett von Frucht und Würze. Reife Aprikosen, gelbe Pfirsiche bis hin zu einem exotischen Fruchtkorb wechseln sich ab mit kräutrig-vegetabilen, würzigen und floralen Noten von roten und gelben Rosen nebst einer Anmutung von blondem Tabak. Am Gaumen imponiert das beschwingte Frucht-Säurespiel in einem vollmundigen und energiegeladenen Rahmen. Kraft und Saft füllen den Mund, aber nicht plump oder aggressiv, sondern finessenreich und terroirbetont. Die lebendige Säure verleiht dem Wein eine frische Spitzigkeit, ohne in seine Eleganz zu grätschen. Im langen Finale gefallen die runde Mineralik, die ganz dezenten Gerbstoffe und die animierende Fruchtsüße. Ein aromastarker Riesling mit vollem, harmonischen Körper. Wenn Sie ihn unbedingt pairen möchten, dann zu einem Hummergericht oder zu einem milden Curry vom Lammfilet.
2018 ELEMENT Rotwein trocken
Der Element ist eine
Cuvée aus
Spätburgunder,
Cabernet Sauvignon und
Cabernet Cubin. Letzterer ist eine noch
relativ unbekannte Neuzüchtung aus den siebziger Jahren, bei der ähnlich wie beim Cabernet Mitos ein bestimmter
Klon des
Cabernet Sauvignon mit
Blaufränkisch gekreuzt wurde.
Cabernet Cubin steht heute auf gut
70 Hektar in
deutschen Anbaugebieten. Der
Element Rotwein ist im mehrfach belegten
Holzfass ausgebaut.
In der Nase drängen sich duftige Töne von dunklen Beerenfrüchten wie Brombeeren und Heidelbeeren und auch mal eine Kirsche, dazu ein sanfter Hauch von Vanille. Im Trunk überzeugt die professionell austarierte Harmonie der Rebsortengeschmäcker. Dabei haben die beiden Cabernet-Sorten dem Wein strotzende Kraft und ein solides Tanningerüst verschafft, das die Zunge leicht süßlich und cremig umhüllt. Am Gaumen kommen die Bukettaromen füllig zur Geltung und werden im Finish von einer interessanten pikanten, leicht pfeffrigen Note begleitet. Das Holzfass hat die Extraktdichte gesteigert und der Frucht-Komposition eine wohldosierte, gradlinige Struktur gegeben. Wer zu diesem Wein nicht gerade ein Pfälzer Wildschwein aus dem Ofen zaubern kann, serviert ihn zu Spanferkelrippchen vom Grill, gewürzt mit Salz, grobem Pfeffer und einem Strich Butter – bitte nicht mit triefenden Grillsoßen versauen.