An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Das Weingut Philipp Kuhn in der Pfalz: Sterne, Punkte und Preise
für Weine höchster Eleganz, feinster Finesse und beeindruckender Ausgewogenheit
Wenn man das Weingut Philipp Kuhn betritt, steht man schon direkt in der weltberühmten Laumersheimer Lage Kirschgarten. Das Weingut liegt nicht an oder bei, sondern mit seinem gesamten Komplex innerhalb der Lage, man könnte sagen, unmittelbar im Weinberg. Die Gemeinde Laumersheim südwestlich von Worms und nordwestlich von Ludwigshafen ist mit ihren rund 900 Einwohnern und zahlreichen Weingütern einer der legendärsten Weinorte im Anbaugebiet Pfalz. Weinbaumäßig gehört der Ort zum Bereich Mittelhaardt/Deutsche Weinstraße.
Das Weingut Philipp Kuhn in der Großkarlbacher Str. 20 befindet sich schon seit rund 300 Jahren im Besitz der Familie Kuhn. Als Philipp Kuhn Senior Anfang der letzten 90er Jahre schwer erkrankte, übernahm sein Sohn Philipp mit gerade mal 20 Jahren das Weingut. Schon lange zuvor hatte er dort mit seinem Vater zusammengearbeitet. Eine der schönsten und allgegenwärtigen Erinnerungen an diesen sind die ältesten Rebstöcke in den Weinbergen, die 1962 gepflanzt wurden. Zu Philipps sechzehnten Geburtstag 1988 hatten ihm seine Eltern 2.500 Quadratmeter Weinberg mitten in der Traumlage Kirschgarten geschenkt, die er sogleich mit seiner Wunschrebe Spätburgunder neu bestockte und damit auch seinen Vater zum weiteren Einstieg in die Welt des Pinot Noir bewegte.
Vor allem förderte Philipp von Anfang an die roten Sorten, für die er eine wahre Leidenschaft entwickelte und sich über die Jahrzehnte unermüdlich engagierte. Wie etliche Winzer seiner Generation in der Pfalz lässt er sich gerne und stark vom Stil französischer Weine beeinflussen. Da war es nur konsequent, dass er hier zu den ersten Winzern gehörte, die Weinberge mit der von der Rhône stammenden weißen Viognier-Rebe bestockten, die im Wein alkoholstarke Aromaknüller liefern kann. Inzwischen sonnen sich in den Weinbergen neben den klassischen einheimischen Rebsorten etliche weitere, regional wenig verbreitete internationale. Im Keller, wo sich in vielen kleinen Räumen hunderte von großen und kleinen Eichenfässern türmen, bekommt jeder Wein das passende Holz ab.
2003 wurde Philipp Kuhn vom VDP, dem Verband der Prädikatsweingüter, in den Talente-Pool aufgenommen und trat gleich nach Ablauf der Talentezeit 2008 als reguläres Mitglied dem Verband bei. Wenn Philipp stets und überall als Ausnahmetalent mit dem richtigen Bauchgefühl gelobt wird, so erscheint das eher noch als Untertreibung. Denn er haut nicht etwa mal so rein gefühlsmäßig einen exotischen Sangiovese raus. Hinter seinem ansteckenden Enthusiasmus, seinen Entscheidungen und dem grandiosen Erfolg stehen eine enorme Erfahrung, eine im Weinberg und im Keller handwerklich solide erarbeitete fachliche Kompetenz und die geniale Fähigkeit, weit voraus zu schauen. Das fasst er eben mal locker in dem Spruch »Man muss seine Weinberge erst begreifen, um gute Weine zu machen« zusammen. Dabei ist sein Ziel ganz einfach: den nächsten Jahrgang immer noch besser zu machen.
Seine 27 Jahrgänge Wein haben ihn vom jungen Shooting Star der Deutschen Weinszene bis in die alleroberste Spitze der deutschen Weinbaubetriebe geführt. Mit jedem Jahrgang konnte und kann man weiterhin seinen Ruf in jeder Flasche schmecken, auch international wird immer wieder aufs Neue sein Renommee bestätigt. Wohl niemand in der Pfalz steht so oft wie Philipp Kuhn seit Jahrzehnten bei Weinprämierungen sowohl mit Rotweinen wie mit Weißweinen auf dem Siegertreppchen. Weinmagazine und Weinguides überschlagen sich mit Bewertungen in höchsten Kategorien. Alljährlich kassiert er die maximale Anzahl von Sternen, Punkten oder Trauben. Dass er den Deutschen Rotweinpreis von VINUM inzwischen zehnmal und teilweise im Doppelsieg erhalten hat, belegt seine berühmte handwerklich Genialität beim Rotwein und das sowohl mit seinen Spätburgundern als auch mit Frühburgunder und Merlot. Als wenn das nicht schon Sensation genug wäre, erfreut sich Philipp Kuhn für sein Können auch höchster Auszeichnungen beim Weißwein, darunter viermal der Deutsche Rieslingpreis vom „FEINSCHMECKER“, der „Goldaward“ vom DECANTER und der „Riesling Champion“ von VINUM, zuletzt 2021 – wieder einmal stellte er die beste Kollektion unter 320 Weingütern mit 1.500 Weinen an.
Philipp Kuhn hat sich über all die Jahre durch Zukäufe weiter vergrößert und bewirtschaftet heute rund 42 Hektar Rebfläche mit einigen der bekanntesten Einzellagen der nördlichen Pfalz. In Laumersheim sind das Kirschgarten, Steinbuckel und Kapellenberg, in Großkarlbach die Lage Burgweg, in Kallstadt Saumagen, Steinacker und Kreidkeller, in Zell Schwarzer Herrgott und Kreuzberg und in Dirmstein die Lage Mandelberg.
Was Weinberge und Keller angehen, so ist eine naturnahe Bewirtschaftung bei Philipp Kuhn schon lange keine Diskussion mehr wert, hier redet man nicht darüber, man denkt und handelt natürlich – im doppelten Sinne dieses Wortes. Schließlich war Philipp Kuhn zusammen mit Nik Weis, Reinhard Löwenstein und Clemens Busch 2013 Gründungsmitglied des Verbands FAIR’N GREEN, in dem er noch immer als stellvertretender Vorsitzender mitwirkt. Sein Weingut zählte zu den ersten FAIR’N GREEN-zertifizierten Betrieben. Der Verband zertifiziert Produktion und Absatz der Weine und geht dabei weit über das hinaus, was so manches Biosiegel verspricht. Bei FAIR’N GREEN werden alle Aspekte eines Betriebes beeinflusst, also auch faire Löhne und soziales Engagement, gesellschaftliche Verantwortung oder Erhaltung und Förderung der Kulturlandschaft. Was etliche Winzer als Behinderung ihrer ökonomischen Dispositionen ansehen, hat Philipp Kuhn von Anfang an als Chance und enormen Fortschritt für die gesamte Weinwirtschaft verstanden. Was andernorts noch als Blick in die Zukunft gilt, hält er schon lange für selbstverständlich: Beim Wirtschaften Nachhaltigkeits- und Umweltkriterien zu berücksichtigen und Ressourcen effizient einzusetzen.
Die Leitsorten im Hause Philipp Kuhn sind Riesling und Pinot Noir. Die bekannte Kuhn-Formel „50 % Rot + 50 % Weiß = 100 % Philipp Kuhn“ ist inzwischen Geschichte, jetzt sind es zu 60 % Weißweinsorten. Dazu gehören neben dem Riesling mit rund 28 % und Weißburgunder mit etwa 18 % auch Chardonnay, Sauvignon Blanc, Grüner Silvaner, Gewürztraminer, Grauburgunder, Viognier und Muskateller. Die 40 % roten Sorten sind Spätburgunder mit einem Rebflächenanteil von 22 %, gefolgt von Merlot, Cabernet Sauvignon, Frühburgunder, Dornfelder, St. Laurent, Blaufränkisch, Cabernet Franc und Sangiovese.
Im Weingut werden jährlich über 300.000 Flaschen abgefüllt. Das Sortiment folgt der Klassifikation des VDP in den Linien Gutsweine, Ortsweine und Lagenweine mit Ersten Lagen und Großen Lagen, außerdem wird ein flaschenvergorener Sekt angeboten. Jede Linie ist durch die Farbe der Flaschenkapsel auf den ersten Blick erkennbar: Gutsweine – überwiegend mit dem Zusatz „Tradition“ – sind blau verkapselt und stellen mit anspruchsvollen, das regionale Terroir widerspiegelnden Weinen die Basis für jede Gelegenheit dar. Die silberne Kapsel kennzeichnet Ortsweine, die unter anderem mit Bezeichnungen wie „vom Kalkmergel“, „vom Quarzsand“ oder „vom Löss“ das Terroir signalisieren. Die Spitzenweine aus VDP.Großen Lagen tragen als VDP.Große Gewächse die Goldkapsel. In der Pfalz sind nach den Statuten des VDP nur Riesling, Weißer Burgunder und Spätburgunder bzw. Pinot Noir als Große Gewächse zugelassen. Die drei imposanten Rotwein-Cuvées aus internationalen Sorten heißen „Mano Negra“, „Incognito“ und „Luitmar“. Philipp Kuhn macht grundsätzlich trockene, durchgegorene Weine. Damit folgte er keinem Modetrend, sondern sträubte sich von Anfang an, mit einschlägigen Mittelchen brutal in den Gärungsprozess einzugreifen. Viel lieber begleitet er sanft und neugierig, was die Natur im Keller so losmacht. Edelsüße Weine gehören zwar nicht zum Pflichtprogramm, sind aber eine Art Kür in besonders geeigneten, seltenen Jahrgängen.
Wir konnten sechs Weine aus dem Weingut Philipp Kuhn verkosten.
2020 Riesling Tradition trocken
Enorm duftig funkelt der Wein im Glas mit animierenden, sortentypischen Noten von Äpfeln, Aprikosen, Zitrus und Weinbergspfirsich, dazu feine Nuancen von Quitten und ein überraschender Hauch von Karamell. Die schönen Duftaromen spazieren allesamt nochmal über die Zunge, begleitet von einer frischen, knackigen Säure, einer betörend schmelzigen, feinsüßlichen Fruchtigkeit und einer zarten Mineralität. Alles vereint sich harmonisch im langen, saftigen Abgang, der die Leichtfüßigkeit des Weins noch lange weiterfliegen lässt. So schön kann pfälzer Riesling sein und das mit einer Finesse und Eleganz schon in der Basislinie, was neugierig macht auf die nächsten Stufen der Pyramide. Der Riesling Tradition ist auf jeden Fall der universelle Wein, mit der die Speisenauswahl keine Geisterfahrt wird, so viele mögliche Begleiter im Bereich von Vorspeisen, Salaten, hellem Fleisch und Fisch gibt es.
2020 Grauer Burgunder Großkarlbacher "vom Löss"
Im Bukett präsentiert sich der 2020 Grauer Burgunder Großkarlbacher "vom Löss" mit sehr reifen Fruchteindrücken von Aprikosen, Äpfeln, Birnen, süßlichen Litschis, etwas Grapefruit und einigen gerösteten Mandeln plus feinherben Walnüssen, alles umrahmt von einem Touch würziger Mineralik mit einer Spur von Salbei. Es erscheint als besonderes Kennzeichen der Weine von Philipp Kuhn, dass sich die Bukettaromen so verlässlich im Geschmack fortsetzen, also auch bei diesem Grauburgunder. Eine sanfte, aber präsente Burgundersäure vermählt sich mit der energischen Burgunderfrucht. Sie setzt markante Akzente zu der schönen, leicht salzigen Mineralik und den finessenreichen, charaktervollen Richtungen von Würze. Mit einer cremigen Opulenz kleidet der Wein den Mund füllig aus und verbreitet mit seinem schlanken Körper sowohl Frische als auch Eleganz. Im Nachhall lassen sich die saftige Gelbfruchtigkeit und der präzise mineralische Schliff noch lange genießen. Ein Wein, der Entspannung, Genuss und gute Laune vermittelt, aber auch gerne kräftige Speisen begleitet – von scharfem indischen Hähnchencurry über Tortellini mit Brokkoli-Sahnesoße bis hin zu Linseneintopf mit deftigem Schweinefleisch.
2020 Edelsatz Gewürztraminer&Riesling Gerolsheimer trocken
Der Edelsatz ist eine Cuvée aus 70 % Gewürztraminer und 30 % Riesling. Seine Bezeichnung ist angelehnt an traditionelle pfälzer Mischpflanzungen im Weinberg mit Gewürztraminer, Riesling und Silvaner. Der Most ist kühl vergoren, damit die Fruchtaromen erhalten bleiben. Der Wein ruhte lange auf der Feinhefe, um ihm eine schöne Struktur und eine gewisse Komplexität zu verschaffen.
Wir schnüffeln mit zunehmender Begeisterung an markanten Düften von blühenden Rosen, Litschis und würziger Muskatnuss herum und entdecken eine Anmutung von Pfefferkuchen. Im Mund kommen Zitrus, Grapefruit, einige Feigen und kandierte Orangen hinzu. Blumige, mineralische Töne fließen im Finale mit einer lebendigen Säure und der charakterstarken Fruchtsüße zu zartem Schmelz zusammen. Dabei lockt der Gewürztraminer mit kraftvoller Würze und voluminöser Exotik, die vom Riesling in eine raffinierte, elegante Struktur eingebunden ist. Jeder Schluck dieser gekonnt austarierten, grandiosen Cuvée macht Lust auf das nächste Glas. Servieren Sie den Wein mutig zu einer Schweinshaxe oder zu Hasenrücken in Spekulatiuskruste.
2020 Im Großen Garten Großkarlbacher Riesling GG
Man kann sich schon verknallen in diesen charmanten, leckeren Duft von Zitrus, grünem Apfel, Pfirsich, Aprikose und Mango, dazu ein Hauch von reifer Ananas und subtile mineralische Töne nebst einem winzig kleinen Kräutertouch. Dann kommt am Gaumen diese feine aktive Säure an, die sich harmonisch mit der intensiven leicht erdigen, tiefgründigen Mineralik vereint. Die reichhaltige Vielschichtigkeit im saftig süßlichen Spektrum der reifen Früchte wird mit zunehmender Öffnung weiter aufgefächert mit feinsten Nuss-, Gewürz- und Kräuternoten. Körperreich, konzentriert und machtvoll umschmeichelt der Wein spannungsgeladen und herrlich abgerundet den Gaumen. Im langen Finish verabschiedet er sich mit einer perfekt ausbalancierten Extraktsüße und zärtlichem Schmelz ins Unendliche. Der Nachhall wird von einer klaren Mineralität gestützt, die aufgrund der kalkigen Ursedimente in den tieferen Bodenschichten den neuerdings so beliebten salzigen Anklang bietet. und dazu noch einen kleinen Gerbstoffgriff mitbringt, der durch die Mazeration noch gefördert wurde. Ein wahrlich großes Gewächs, ein höchst eleganter Wein mit einer komplexen Struktur und maximalem Geschmack. Er bringt obendrein das Potenzial für spannende Entdeckungen in den nächsten Jahren mit. Schon jetzt dürfte ein Schmaus von edlen Meeresfrüchten einschließlich Muscheln oder eine Trüffelpoularde aus dem Rohr Ihnen und diesem großartigen Wein bestens gefallen. Der 2020 Im Großen Garten Großkarlbacher Riesling GG ist nicht nur einer der Spitzenerzeugnisse des Weinguts Philipp Kuhn, sondern einer der Kostbarkeiten, die ganz weit oben in die Riesling-Spitze des deutschen Weins vorgerückt sind.
2016 Saint Laurent Reserve Laumersheimer
Im extra großen Glas sehen wir ein intensives Rubinrot mit unterschiedlichen Reflexen von Granat bis Violett. In der Nase entfalten sich imposante Eindrücke von vollreifen Morellenfeuer-Kirschen, Brombeeren, Heidelbeeren und dunklen Pflaumen, dazu feine Röstaromen mit Anklängen von Mokka und einem Gruß aus der Weihnachtsbäckerei. Im Mund präsentiert der Wein sich leicht würzig mit einer kraftvollen Fruchttiefe und einer fülligen, fast schon cremig-dichten Struktur, in der die Tannine ordentlich gebändigt sind. Der lange Abgang wird von der sortentypischen energischen, gut integrierten Säure und einer kleinen Fruchtsüße gestützt. Im angenehm weichen Nachgeschmack tauchen nochmals Brombeeren, Kirschen, Pflaumen und einige Holunderbeeren auf. Ein intensives, harmonisches Saint Laurent Erlebnis, feinfruchtig, energiegeladen, hochgradig elegant. Genießen Sie ihn als Solisten, im Winter auch gerne als Outdoor-Activity auf der Terrasse, oder stellen Sie ihn auf den Tisch zu verschärft gebratener Hirschkeule aus dem Rohr.
2018 Frühburgunder Réserve Großkarlbacher trocken
Im Bukett entwickelt der 2018 Frühburgunder Réserve Großkarlbacher trocken offensiv und extrovertiert Aromen von Schwarzen und Roten Johannisbeeren, von Brombeeren, schwarzen Kirschen und reifen Zwetschgen. Dazu gibt es duftige Eindrücke von Vanille, dunkler Schokolade und kleine Signale von Lebkuchen, von Röstaromen und pikanten Pfeffernoten. Körperreich, vollmundig und einschmiegsam treffen am Gaumen Schwarze Johannisbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren und Erdbeeren auf Gewürze wie Nelken und auf florale Töne. Eine süßliche, weiche Lakritzspur ist ebenso präsent wie ein wenig blonder Tabak. Die Säure tritt eher dezent auf, die Mineralik deutlicher. Das Holz, dem der Wein begegnen durfte, ist in die wärmenden, samtigen Tannine gewandert und stützt geschmacklich hervorragend integriert ein vielschichtiges, feinwürziges, saftiges Finale, das an frischen Waldboden erinnert. Ein sehr eleganter Frühburgunder mit kompakter, kräftiger Textur, die Schluck für Schluck zu einem immer üppigeren, fruchtigeren und komplexeren Geschmacksbild führt, das man nicht mehr loslassen mag. Ganz großes Burgunderkino in französischer Stilistik. Ein Wein, der schon jetzt mit einer würdigen Reife imponiert, die sich über die Jahre noch weiter entwickeln wird. Öffnen Sie die Flasche zwei Stunden vor dem Genuss und erleben Sie diesen Frühburgunder als einzigartigen Solisten. Er umrahmt aber auch gerne einen Rehrücken aus dem Ofen oder einen festlichen Gänsebraten.
16.02.2022
Fotos: © Weingut Philipp Kuhn