An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Das Weingut S.A. Prüm – die Weltklasse-Referenz an der Mittelmosel: Jugendlicher Schwung bewahrt die Traditionen.
Das Weingut S.A. Prüm liegt in einem prachtvollen Gutsgebäude im idyllischen Weinörtchen Wehlen, einem nördlichen Stadtteil von Bernkastel-Kues, in der Uferallee, unmittelbar an der Moselschleife. Hier, an der Mittelmosel, klammern sich die Weinstöcke in bis zu schwindelerregenden Höhen an die Steilhänge an, wo Generationen gezwungen waren, ihre Reben auf Terrassen anzubauen.
Die Prüm-Dynastie
Die Weinbaugeschichte der Familie Prüm reicht urkundlich belegt bis in das Jahr 1156 zurück. Der Bezug zur Neuzeit beginnt mit Sebastian Alois Prüm (1794-1871). Von seinen sieben Söhnen heiratete nur Mathias (1835-1890). Er hatte mit Ehefrau Katharina sechs Kinder, unter denen das Weingut 1911 aufgeteilt wurde:
*Den größten Erbteil erhielt der nach seinem Großvater benannte Sebastian Alois Prüm (1877-1959), der dem Weingut den Namen S.A. Prüm gab. Aus dieser Linie ging später das Weingut Jos. Christoffel jr. hervor, das heute mit S.A. Prüm vereint ist.
*Johann Josef Prüm (1873-1944) benannte seinen Erbteil Joh. Jos. Prüm.
*Aus dem Erbteil von Peter Prüm (1881-1970) ging durch einen Zusammenschluss das heutige Weingut Studert-Prüm hervor.
*Anna Maria Prüm (1887-1926) heiratete Dr. Franz Weins, das Weingut nannte sich Dr. F. Weins-Prüm.
*Maria Anna Prüm (1875-1904) heiratete Zacharias Bergweiler. Deren Enkelkinder sind Ernst Loosen vom Weingut Dr. Loosen und Wilhelm Weil vom Weingut Robert Weil.
*Maria Katharina Prüm (1884-1954) heiratete nach dem frühen Tod ihrer Schwester Zacharias Bergweiler. Daraus ging das Weingut Dr. Pauly-Bergweiler hervor.
Seine Rotschopfigkeit hat ihm zwei Spitznamen eingetragen: Den offiziellen, „der rote Prüm“, und den inoffiziellen, „der Specht“. Beides kolportiert er als liebevolle Initials, lebenslustig wie er nun einmal ist. Tatsächlich ist „der rote Prüm“ unter Business-Insidern nahezu unverzichtbar, um die prägnante Unterscheidung zu den anderen Zweigen der Prüm-Dynastie herzustellen. Solch nette Spitznamen gefallen Raymund Prüm, und das passt zu seiner Lebenslust, die sich in der Liebe zu seiner Familie und Leidenschaft für den Wein und in entspannenden Vorlieben wie Kochen, klassischer Musik und einem Faible für Skandinavien ausdrückt. Dem selbst gelebten kreativen Pluspol entspricht eine mitreißende, aufmunternde Liebenswürdigkeit, egal, ob er mit Logisgästen in seiner Weinstube sitzt, mit Praktikanten im Weinberg herumkraxelt oder beim good will touring in Chicago von Rieslingfans angehimmelt wird. Nur wenn es um die Qualität seiner Weine geht, dann ist Schluss mit lustig.
Saskia und Raimund Prüm wollen Weine machen, die einerseits das Terroir und die Tradition an der Mittelmosel authentisch und langlebig abbilden und die andererseits eine gnadenlose Qualität liefern. In diesem Rahmen sind sie mit Energie und Tatkraft zu jedem Experiment bereit, nur etwas Besonderes muss es sein, und es muss den perfekten Genuss fördern. Dazu wären beide auch bereit, das Rad neu zu erfinden. Bisweilen begnügen sie sich mit etwas weniger: Riesling ist das, was das Weingut S.A. Prüm aus ihm macht. Opa Sebastian Alois wäre stolz auf seinen Enkel und seine Urenkelin.
Die bis zu 70% steilen Hänge an der Mittelmosel sind schon fast alpin, wenn auch die meiste Zeit des Jahres ohne Schnee. Sie sind auf der langen Strecke der Mosel, die das Tal von Nordosten nach Südwesten durchfließt und dabei die Wärme reflektiert, einer idealen Sonneneinstrahlung ausgesetzt, die schon bei kleinsten Veränderungen enorme Auswirkungen auf das Reife- und Aromapotenzial des Rieslings hat. Die Winter sind in den Moseltälern mild, die Sommer bringen ein fast atlantisches Klima, das dem Riesling warme Füße, aber einen kühlen Kopf verschafft und ihn im Spätsommer und Herbst in produktive Nebel hüllt. Angebaut wird in den eigenen Weinbergen von S.A. Prüm nach wie vor ausschließlich Riesling. Andere Sorten wie Pinot Blanc und Pinot Noir werden von Vertragswinzern angeliefert.
Was soll man auch anderes als Riesling machen, wenn man das perfekte Terroir für die edelste aller Weißweinrebsorten besitzt. Das haben schon die Vorfahren so gesehen, deswegen stehen in den Spitzenlagen noch immer Rebstöcke, die über 110 Jahre alt sind. Es sind überwiegend ungepropfte, wurzelechte Riesling-Reben. Daran hat auch die Flurbereinigung in Wehlen vor einigen Jahren wenig geändert, weil die Stamm-Parzellen weitgehend verschont geblieben sind. Allerdings wurde in der Lage Wehlener Sonnenuhr ein Großteil der alten Rebstöcke ersetzt, weil die Altanlagen nur noch einen mikroskopisch geringen Ertrag brachten, auch wenn die Weine daraus eine extreme natürliche Konzentration und eine atemberaubende Mineralität aufwiesen.
Der Ausbau erfolgt langsam und gekühlt, manchmal im Edelstahl, vor allem aber in traditionellen 1.000-Liter-Mosel-Fuder-Fässern. Die sind teilweise Jahrzehnte alt und geben keine Holztöne mehr ab, sondern fördern die Mikrooxidation. Hier durchläuft der Riesling oftmals den biologischen Säureabbau, der ihm Schmelz und Cremigkeit verleiht. Im dunklen und kühlen Gewölbekeller des Weinguts bekommen die Weine viel Zeit für die Reife. Wichtig ist, dass es gemächlich zugeht, der Wein soll sich selbst verwirklichen, alles vorzeigen, was der Weinberg ihm mitgegeben hat, und seine eigene Persönlichkeit bilden.
Die Weine werden in mehreren Linien vermarktet. Ausgangspunkt ist die Klassifikation des VDP, der die Weine in drei Qualitätsstufen einteilt: Gutsweine, Ortsweine und Große Gewächse. Eine Klassifizierung anderer Art erfolgt durch die sorgsam durchdachte Etikettierung: Das traditionelle Flaschenetikett mit dem abgebildeten historischen Gutshaus der Familie wird für Prädikatsweine aus den Einzellagen verwendet. Die Großen Gewächse aus den Lagen Wehlener Sonnenuhr, Graacher Himmelreich, Graacher Dompropst und Bernkasteler Lay erhalten das Weingutetikett, das in den Jahren vor der Erbteilung 1911 verwendet wurde. Alle übrigen Qualitätsweine haben moderne Etiketten.
Wir konnten erneut sechs Weine von S.A. Prüm verkosten.
2019 S.A. Prüm Blue Riesling trocken VDP.Gutswein
Es duftet sanft und anhaltend aus dem Glas: weiße Pfirsiche, reife Aprikosen, gelbe Äpfel und frische Zitrusfrüchte, dazu florale Noten von weißen Blüten und ein Hauch von grünem Spargel plus einige hefige Töne. Am Gaumen machen es sich die Äpfel und die Zitrusfrüchte bequem. Leichte Anklänge von Ananas und Kandis kommen hinzu, einige Wiesenkräuter drängeln sich dazwischen. Die angenehm rieslingmäßige Fruchtsüße harmonisiert mit einer hervorragend eingebundenen knackigen Säure und vor allem mit der markanten, abgerundeten Mineralität aus dem sonnenverwöhnten Blauschiefer. Leicht würzig, dezent fruchtsüß und mit ausgleichendem Säuregriff geht der Blue in einen kräftigen, geschmeidigen Abgang. Der Wein ist ein charaktervoller Saftprotz, der sich gerne und gradlinig um die Zunge schlängelt. Ein Visitenkarten-Wein, den man gleich am Eingang vorzeigen kann. Sie können ihn aber auch mit einer Sushi-Vorspeise oder einer knusprigen Orangenente pairen.
Die Trauben für den Wein stammen aus den nach Südwesten ausgerichteten Erdener Lagen Treppchen, die sich gegenüber dem Ort direkt an der Mosel erstreckt, und Herrenberg, die oberhalb des Treppchens anschließt. Dieser VDP.Ortswein ist in seiner Art ein repräsentativer Vertreter der mittleren Mosel-Region.
Er entfaltet sich im Glas mit einem feinen Bukett aus fruchtigen und floralen Noten mit Tönen von grünen Kräutern und dem kühl-mineralischen Duft der Weinberge. Aprikosen und Pfirsiche sind dabei, Zitrusfrüchte, weiße Johannisbeeren, einige weiße Gladiolen und ein winziger Touch Lavendel. Im Mund vereint sich eine schlanke, süßliche Frucht von den Bukettaromen mit einer lebendigen Säure und fängt gleich noch die feinen pflanzlichen Nuancen ein. Alles zusammen sorgt für einen nachhaltigen Abgang, in dem auch exotische Noten von Mangos und Passionsfrüchten auftauchen. Der Wein besticht durch die vollendete Vermählung der präsenten Säure mit der behutsam ausgewogenen Restsüße. Es ist ein moseltypischer süffiger Stoff voller Energie und Frische. Der 2019 Erden Riesling Kabinett feinherb passt hervorragend zu einem Hähnchenbrustfilet mit einer süßen asiatischen Chilisoße und Jasmin-Duftreis.
2019 Sonnenuhr Wehlen Riesling Kabinett VDP.Große Lage
Wir schnüffeln an intensiven Fruchtaromen herum, eine Apfelwelt breitet sich aus, Zitrusfrüchte und Weinbergpfirsiche strömen heran. Die Duftigkeit hat eine interessante vegetabile und hefige Abrundung nebst feinen floralen Tönen. Schluck für Schluck lockt der Wein mit seiner süßlichen Fruchtvielfalt und mit kleinen kräutrig-blumigen Spuren, vor allem aber mit seiner ausgeprägten Mineralität. Die aktive Säure ist handwerklich geschickt eingebunden und gibt dem Wein eine geradezu filigrane Struktur. Er präsentiert das Süße-Säure-Spiel kühl, klar und gradlinig. Alles mündet in einen langen, fruchtig-süßlichen, geschliffenen und überaus saftigen Abgang. Ein Wein, der mit Fruchtsüße, Säure und strahlender Mineralik tänzerisch spielt und die Zunge zart umschmeichelt. Das ist der Wein, den man schlökchenweise als Solisten genießt, in netter Umgebung, zu zweit oder mit netten Gästen, an einem lauen Sommerabend oder vor dem Kamin.
2019 Sonnenuhr Wehlen Riesling Spätlese VDP.Große Lage
Aus dem Glas duftet es geheimnisvoll exotisch und vibrierend mineralisch. Wir erfreuen uns an hochkonzentrierten Aromen von reifen Rieslingtrauben, weißen und gelben Pfirsichen und gelben und grünen Äpfeln, weiter hinten dann noch Zuckeraprikosen, Passionsfrüchte, Zitrus und reife Mirabellen. Zu den mineralischen Schiefertönen kommen feine Spuren von Wiesenhonig, Holunder und Heu hinzu. Geschmacklich ist die markante Fruchtsüße mit einem wohligen Kandis-Topping und dem Hauch von Kräutern genial integriert in eine knackige, im Ergebnis frische Säure, was von der Methodik her an Eisweine erinnert. Im langen süßlichen Finish halten die feinen und gut abgestimmten Mineralnoten die Opulenz in Zaum und verschaffen dem Wein neben der Süffigkeit und Tiefe auch eine überraschende Eleganz. Davon können Sie sich gerne schon mal einige Flaschen für 2030 hinstellen. Wer ihn jetzt genießt, kann sich jenseits der Etikette einen Pflaumen-Streuselkuchen dazustellen oder ein großes Stück Tomme de Savoie mit Butter-Baguette. Ach ja, servieren Sie diese Spätlese bitte nicht direkt aus dem Kühlschrank. 12° Celsius und Dekantieren begünstigen es, alles wahrzunehmen, was dieser Wein zu bieten hat.
2019 Sonnenuhr Wehlen GG Riesling trocken
Im Glas entwickelt er schnell intensive, betörende Aromen mit fruchtigen und floralen Noten. Wir rufen reife Trauben, Aprikosen und Pfirsiche auf, Zitrusfrüchte, weiße Geranien und einige Kräuter. Man meint, den Duft der steinigen, grauen und blauen Devon- und Schieferverwitterungsböden im Zeigerschatten der Sonnenuhr wahrnehmen zu können. Am Gaumen treffen schlanke, primäre Fruchtaromen mit Anklängen an weiße Johannisbeeren, weiße Pfirsiche und reife Gellerts Butterbirnen auf eine leichte Würze, einen floral-kräutrigen Kontrapunkt und einen winzigen Touch Cassis. Das Große Gewächs kommt auch im langen, dichten und schön schmelzig-stoffigen Finale noch herb-saftig und stramm an mit einer pikanten, aber friedlichen Säure. Der Wein imponiert mit einer Art distinguierter Spritzigkeit, die sich mit der Restsüße vereint und ihn zunächst weniger trocken erscheinen lässt, als er ist. Dabei sind Säure und Restsüße nicht nur nach den analytischen Werten, sondern auch geschmacklich auf den Punkt genau austariert. Den besonderen Kick einer kraftvollen Struktur gibt ihm die kernige Mineralität seiner Böden im Hintergrund. Immerhin ist der Boden in der Sonnenuhr übersät mit Schieferplatten, die im Untergrund stark verwittert sind und sich mit Ton und Lehm vermischen. Ein großartiger Wein voller Eleganz – verführerische Weltklasse. Fragen Sie jetzt oder in den nächsten sechs Jahren einen Elch oder einen Strauß, wenn er bei Ihnen vorbeikommt, nach seinem schönsten Filetstück als angemessene Begleitung für diesen außergewöhnlichen Wein, der in aller Welt ein prominenter Botschafter der Mosel ist. Auch hier lohnt das Dekantieren vor dem Servieren.
2019 Domprobst Graach GG Riesling trocken
Aus dem Glas schickt der Wein ein komplexes Bukett mit einer atemberaubenden mineralischen Frische, angetrieben von fruchtigen Aromen mit Pfirsichen, Äpfeln und einem Hall von Grapefruit bis hin zu reifen weißen Johannisbeeren. Man muss immer wieder tief einatmen: Der lange mineralische Duft vom Schiefer-Boden hält an, verflüchtigt sich kaum, lässt mehr und mehr feingliedrige Aromen von Zitrus, Kräutern und Gewürzen mit erdigen Anklängen aufsteigen. Ein großer Schluck, ein leichtes Süffeln, schon schmecken wir eine profunde Mineralität mit einer sanft-herben, reifen Fruchtigkeit von Limetten, Grapefruit, Pfirsich und saftigen Scheibchen eines frisch aufgeschnittenen Granny Smith. Die Herbheit des grünen Apfels wird von einer herrlichen Lieblichkeit ausgeglichen und mit zarten Kräutern und kleinen hefigen Nuancen abgerundet. Die kristallinen mineralischen Noten mit der erdigen, würzigen Anmutung werden von einer deutlich tiefgründig eingebundenen, aber noch festen Säure umspielt. Der Abgang ist griffig, doch dank des kompetenten Holzeinsatzes nicht grob – cremig und saftig extraktreich gleitet der Wein über die Zunge. Er gönnt uns noch lange einen kräftigen, vollmundigen Geschmack. Ein dichter, lebendiger Riesling mit einer geheimnisvollen Komplexität und einer energischen Eleganz. Eine ganz besondere Interpretation des trockenen Mittelmosel-Rieslings. Den Wein können Sie bestimmt sechs bis acht Jahre in Ihrem Weinkeller ansehen und dann noch trinken, ihn aber auch gerne schon jetzt dekantiert zu einem echten Wiener Schnitzel mit einem warmen Gurken-Kartoffelsalat servieren, vorausgesetzt Sie nehmen das Kalbsschnitzel als sorgfältig zubereitetes Bio-Produkt einer feinen Küche ernst – das Große Gewächs Domprobst Graach Riesling trocken hat es verdient.
10.11.2020
Fotos: © S.A. Prüm