An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Das Weingut Lawall-Stöhr in Rheinhessen: Mit Tradition und Leidenschaft zu Qualitätsweinen
Vom nördlichen Ortsrand des kleinen Orts Heimersheim sind es nur rund 40 Meter und schon ist man in den Weinbergen der Lage Heimersheimer Sonnenberg. Heimersheim liegt zwischen Alzey und Flonheim und gehört zum Bereich Wonnegau des Anbaugebiets Rheinhessen. Jeweils etwa 35 km sind es nach Mainz im Nordosten und Worms im Südosten. In einer kleinen Seitenstraße von Heimersheim liegt das Weingut Lawall-Stöhr. Seit 1757 betreibt die Familie Weinanbau, das Weingut gehört damit zu den ältesten Betrieben des Gebiets.
Christoph Stöhr sorgt seit etlichen Jahren für eine neue Ausrichtung des Weinguts, die längst in den Weinen angekommen ist, aber auch auf den Flaschenetiketten. Da symbolisiert die stilisierte Flamme, wie sehr man im Weingut für gute Weine „brennt“. Der Leitsatz des Weinguts ist schließlich das große Wort des britischen Staatsmanns und Autors Thomas Morus, wonach Tradition nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme sei. Gemeinsam und mit Respekt und Vertrauen gehen alle Generationen im Weingut einen Weg des Fortschritts, der auf der langen Erfahrung der Familie aufbaut und die Traditionen nicht außer Acht lässt.
Wir konnten vier Weine und zwei Perlweine vom Weingut Lawall-Stöhr verkosten.
2018 Grauer Burgunder trocken Weinheim
Die Rebstöcke für diesen Wein stehen in Parzellen nordöstlich von Weinheim in der Lage Kapellenberg, die an die Lagen Kirchenstück und Hölle angrenzt. Der Boden wird von kalkreichem rotliegenden Ton bestimmt, hat also rotgefärbte Sandstein- und Sandauflagen, und kann dank des Tons genügend Wasser speichern.
Im Glas schimmert der Wein in einem hellen Weißgold. Er präsentiert im Bukett nicht nur die sortentypischen würzigen Aromen, sondern ein überraschend breites Fruchtspektrum von grünen Birnen, reifen Stachelbeeren, roter Grapefruit und feinen Zitrusrichtungen nebst Nüssen und vegetabilen Anklängen von frisch gemähtem Gras. Im Mund treffen wir die Aromanoten wieder, die in einen kräftigen Körper mit moderater Säure gut eingebunden sind. Trotz einer gewissen Dichte und einer Tendenz zur Komplexität kommt der Wein leicht, trocken und schwungvoll rüber. Er passt wunderbar zu weißem Spargel der Saison oder zu einem deftigen Schweinebraten.
2018 Sauvignon Blanc trocken Alzeyer Rotenfels
Der 2018 Sauvignon Blanc trocken vom Alzeyer Rotenfels schaut uns aus dem Glas in einem intensiven Strohgelb an und sendet grünliche Reflexe aus. In der Nase outet er sich als der Stachelbeer-Gras-Typ, der dieses Aromenspektrum intensiv, vollfruchtig und lustvoll rüberbringt und durch Töne von Zitrus und Ananas ergänzt. Am Gaumen münden die Bukettaromen zusammen mit Apfelnoten in eine herrliche Süßlichkeit mit einer bodenbezogenen dezenten Mineralik, was den Abgang anhaltend ausfüllt. Das ist ein Wein, der Energie spendet, vollmundig, komplex und frisch ist. Reichen Sie den 2018 Sauvignon Blanc trocken zu einer Lachsforelle aus der Pfanne oder zu frischem Ziegenkäse.
2017 Chardonnay trocken Heimersheimer Sonnenberg
Mit der Chardonnay Traube kann der Winzer ja bekanntlich alles machen, was ihm so einfällt. Familie Lawall-Stöhr hat die leichte, frisch-aromatische Variante gewählt jenseits der fast schon altbackenen Bananen-Butter-dressierten International-Stilistik. Der Sonnenberg ist die einzige Weinlage in Heimersheim. Sie ist nach Süden bis Osten ausgerichtet und erfreut sich eines kalkreichen, sehr steinigen, sandigen Lehm- und Lößbodens.
Ähnlich wie der Sauvignon Blanc schlägt auch der Chardonnay eine grün-fruchtige und grün-vegetabile Frische-Richtung ein, die typischer Weise in einer frühen Ernte der Trauben angelegt ist. Aus dem Glas klettern Frische-Aromen von Früchten wie Stachelbeeren, grünen Äpfeln und Limetten. Eine gewisse Würze von Wiese im Morgentau und Wiese frisch gemäht kleidet die Fruchtigkeit ein. Über die Zunge strömt ein außergewöhnlich leichter Chardonnay mit einer gut untergebrachten dezenten Säure, die sortentypisch keinen Krawall macht. Ein Wein mit einem angenehmen Trinkfluss und einer schönen kleinen mineralischen Tönung. Er ist der unkomplizierte Begleiter zu jedem Anlass, aber auch zu einem Broccoli-Gratin oder zu gegrillten Paprikaschoten.
2016 Coronet Cuvée Charlott trocken XVI
Der Coronet Cuvée Charlott duftet intensiv in gelbfruchtige Richtungen mit gelben Äpfeln und Quitten plus Zitrus. Obendrein entwickelt er ganz feine nussige, karamellige Aromen. Am Gaumen verbreitet er einen fruchtigen Ansatz mit Äpfeln, Birnen, Aprikosen, Ananas und Zitrusfrüchten. Er baut geschmacklich aber auch interessante winzig kleine Nuancen von Kokosnuss, Mandel und Karamell auf. Immer sind es schon gereifte Ausprägungen der Primäraromen. Die zarte Säure und die kühle Mineralität geben sich im Finish rund und weich. Hier entwickelt sich tatsächlich auch der vielgerühmte Burgunderschmelz in einer von knackigen 14 Volumenprozent Alkohol unterstützten körperreichen Eleganz. Eine hochwertige Wein-Kreation mit eigener Stilistik, die beim letzten Schluck das Gefühl vermittelt, man müsse unbedingt noch eine weitere Flasche öffnen. Wenn Sie diese Wein-Schönheit wach küssen, wird sie sich in Ihren Sinnen zu mehr verwandeln als in eine Prinzessin.
Das sind zwei Seccos oder Perlweine mit zugesetzter Kohlensäure. Beide sind auf Genießerinnen und Genießer ausgerichtet, die es gerne feinherb-süffig prickeln lassen möchten.
Flamme Rosé ist ein Weißherbst. Während andere Roséweine eine Cuvée sein dürfen, wird für den Weißherbst nur eine einzige rote Rebsorte verwendet, das ist hier die Blaue Portugieser. Die Trauben liegen nur kurz auf der Maische, vergoren wird nur der Most. Man spricht von „hellgekeltert“, also Kelterung des Mostes von roten Trauben wie bei der Weißweinherstellung, im Gegensatz zu den auf der Maische „rotgekelterten“ roten Trauben. Der Flamme Rosé lockt mit einem eher schüchternen Bukett aus roten Fruchtrichtungen von Himbeeren, roten Johannisbeeren, Erdbeeren, Sauerkirschen und einem Touch Zitrus. Der Secco perlt frisch und frei mit munterer, milder Säure über die Zunge und zeigt amüsante kleine Tanninspuren. Er ist weich, süßlich-süffig und frisch im Finish.
Feuer und Flamme Rosé sind erfrischende, spritzige, süffig-saftige Seccos, die auf jeder Party die Köpfe verdrehen. Einschenken und Spaß haben, so schön kann Rheinhessen sein.
21.08.2019
Fotos: © P Weingut Lawall-Stöhr