An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Die Azienda Agricola Costa di Bussia Tenuta Arnulfo im Piemont: Mit familiärer Erfahrung und Respekt vor der Tradition zum Erfolg
1988 kaufte Familie Sartirano das verlassene historische Landgut Tenuta Arnulfo Costa di Bussia. Nach zweijähriger Renovierung des Kellers brachte Costa di Bussia 1990 die ersten Weine auf den Markt. Die Sartiranos sind eine alteingesessene piemonteser Familie, die seit 1871 Wein produziert. In den letzten vierziger Jahren gründeten die Söhne von Giovani Sartirano, Piero und Giovanni, die Cantine San Silvestro in Novello. Die Neffen Paolo und Guido Sartirano kauften Weinberge in den Dörfern Novello und Barolo dazu. In einem neu erbauten, 5.000 Quadratmeter großen Weinkeller in Barolo ist seit 2006 der Hauptsitz des Unternehmens. Heute leitet Paolo Sartirano die „Azienda Agricola Costa di Bussia Tenuta Arnulfo“.
Das Weingut verfügt über viele Rebsorten, darunter Nebbiolo, Barbera, Cortese, Colcetto, Freisa, Chardonnay, Roero Arneis und Moscato Bianco. Alljährlich werden rund 90.000 Flaschen abgefüllt. Der Weinbau wird vor dem Hintergrund einer langen familiären Erfahrung mit Respekt vor der Tradition betrieben, wobei innovative, moderne Technik zum Einsatz kommt.
Wer mit soviel Leidenschaft und Erfahrung Weine macht, fällt früher oder später auch in der internationalen Weinwelt auf. In den letzten Jahren wurde die Qualität und Wertigkeit der Weine durch zahlreiche Auszeichnungen bestätigt. So gewann der Barbera D.O.C. Campo del Gatto 2012 die Silbermedaille bei der International Wine Challenge. Der Langhe D.O.C. Chardonnay 2015 erhielt die Silbermedaille beim Concours Mondial de Bruxelles und der Langhe D.O.C. Nebbiolo 2014 die Bronzemedaille beim Decanter Asia.
Wir konnten sechs Weine des Weinguts Costa di Bussia verkosten.
2018 Langhe DOC Chardonnay
Endlich einmal wieder ein Chardonnay mit der klassischen Exotik-Stilistik. Er hat tatsächlich die berühmte Bananen-Mango-Aprikosen-Nase. Zu den kräftigen tropischen Fruchtaromen mit Honigmelone und Ananas kommen noch eine gewisse Blumigkeit von weißen Blüten und etwas Würze hinzu. Im Mund fällt seine eher untypische, aber herrlich saftige Mineralität auf, die ihn erstaunlich schlank hält. Sie passt gut zur komplexen Fruchtstruktur mit grünen und gelben Äpfeln, gelben Birnen, Pfirsichen und Limetten. Ein vollmundiger Chardonnay mit feinen Biskuit- und Nuss-Noten im Finish, das von der aktiven, gut eingebundenen Säure noch lange stabil gehalten wird. Ein eleganter Wein, weich und frisch und mit einem komplexen Körper. Servieren Sie ihn zu Meeresfrüchten oder einem Lachsfilet aus der Pfanne mit Sahnesauce.
2018 Dolcetto d'Alba DOC
Der Dolcetto kommt von bis zu 20 Jahre alten Reben und ist komplett im Edelstahl ausgebaut. Fröhlich zeigt er seinen frischen und duftigen Charakter vor.
Im Glas glänzt der 2018 Dolcetto d'Alba DOC mit einem intensiven, helleren Rubinrot. Spontan entwickeln sich die sortentypischen Aromen von Himbeeren und Veilchen, aber auch von roten Pflaumen – dazu etwas Vanille und ein winziger Hauch von roten Rosen. Wir schmecken einen saftigen, fruchtintensiven Wein, bei dem die schwarzen Kirschen mit den Himbeeren um Nuancen streiten und Mandeln dezent im Hintergrund mitwirken. Im Finish tritt der Dolcetto mit einer ganz leicht herben, jedenfalls sehr prägnanten Note ab, die von einer lebendigen Säure und sanften, trockenen Tanninen eskortiert wird. Ein überaus charmanter Dolcetto, der universell zu Vorspeisen passt, aber auch eine gute Pizza noch verfeinert.
Das ist der klassische Barbera des Weinguts, hergestellt aus Barbera-Trauben mit Abrundung durch Sorten, die im Disziplinar der DOC vorgesehen sind. Er reifte 12 Monate in kleinen Eichenfässern.
Im Glas erstrahlt er in einem dunklen, aber nicht undurchsichtigen Granatrot. Das Bukett ist prall und vielschichtig: Schon nach kurzer Belüftung setzen sich Aromen von Sauerkirschen durch und werden von Walderdbeeren und einigen Heidelbeeren weiter begleitet. Vom Holz grüßen etwas Zimt und Vanille und aus dem Hintergrund weht ein leicht blumiges Lüftchen. Der Gaumen genießt die mineralische Begegnung mit dem legendären Terroir von Bussia. Dieser Barbera ist nicht etwa mit Ecken und Kanten ausgebaut, sondern mit einer harmonischen, saftigen Fruchtigkeit und kleinen Würznoten. Die Tannine sind präsent, aber dezent. Ein gradliniger, feingliedriger Rotwein, der auch im Nachhall seine Fruchtnoten noch lange in Erinnerung bringt. Holen Sie sich mit diesem Wein einen problemfreien Hauch Italien in den Garten oder auf den Balkon und lassen Sie das Dolce Vita über die Zunge gleiten. Der Barbera Alba DOC passt als italienischer Klassiker wunderbar zu einem deutschen Klassiker: Rinderrouladen mit reichlich dunkler Soße und Rotkraut.
2016 Barbera d'Alba DOC Vigna Campo del Gatto
Der Barbera d'Alba Vigna Campo del Gatto blitzt im Glas in tiefem Barbera-Purpur mit violetten Schattierungen. Er entfaltet eine prägnante Nase von fast allem, was die Rebsorte mit gut dosiertem Holzausbau zu bieten hat: Sauerkirschen, Himbeeren, Brombeeren, Walderdbeeren, rote und blaue Pflaumen und zarten Anklängen von Rosen. Der Fruchtauftritt wird umrahmt von Würzaromen mit schwarzem Pfeffer, Muskatnuss, Wacholder und etwas Eukalyptus. Darunter mischen sich auch duftige Spuren vom Holz. Im Mund überrascht anfangs die mineralische Frische, dann entwickelt sich mit Maraschinokirschen, Cassis und Heidelbeermarmelade ein fruchtig-würziger Charme, der schließlich eine kräftige würzige Richtung einschlägt – mit Nelken, Vanille, aber auch etwas Schokolade und Süßholz. Das Holz ist zu schmecken, dominiert aber nicht peinlich und schon gar nicht unangenehm den Geschmack. Dieser Lagen-Barbera bietet eine interessante Balance zwischen der knackigen Säure, der kleinen Restsüße und den eher milden, reifen Tanninen. Das ist ein vollmundiger, überaus saftiger und sanfter Barbera, der ohne Aggressionen in ein langes, würziges Finale geht. Er repräsentiert eine ursprüngliche, authentische Barbera-Stilistik mit einem ausgesprochen unkomplizierten, trinkfreudigen, aber hochwertigen Wein, der mit jedem Glas Lust auf mehr macht. Was das Pairing angeht, so legen Sie einfach einige Lammfilets auf den Grill. Sie können den Wein aber auch zu einer Antipastiplatte mit frischer Wurst und Schinken kredenzen.
2016 Arcaplà Lange DOC Nebbiolo
Aus dem in einem tiefdunklen Rubin funkelnden Glas drängeln sich vielseitige Aromen, von denen rote Johannisbeeren und Gewürze es als erste in die Nase schaffen, gefolgt von Veilchen, Kirschen, Orangenblüte, Lakritze, Schokolade und Rosen. Dazu unternimmt die Nase einem kurzen Ausflug in die Welt der Barriques und erschnüffelt Vanille und Röstaromen. Am Gaumen entfaltet sich ein elegantes Mundgefühl und vermittelt eine kuschlige Wärme. Die Fruchtnoten sind dunkel und dicht – Schwarzkirschen, Walderdbeeren und einige Heidelbeeren. Die markanten Holztöne kommen mit einer betörenden feinen Süßlichkeit plus etwas Schokolade und Zimt herüber. Das Holz drängt sich aber nicht in den Vordergrund, sondern ist ordentlich eingebunden. Die Säure ist lebendig und gefällig, die Mineralik erfrischend, die Tannine greifen nicht an, sondern legen sich weich und süßlich an den Gaumen. Alles zusammen gestaltet einen langen, dichten, teilweise energisch-herben, aber immer seidigen Abgang. Das ist ein vollmundiger Spitzenwein mit Energie und Eleganz, den jeder Rotweintrinker bejubeln wird. Er passt perfekt zu schicken Pasta-Gerichten wie Spaghetti mit gebratenen Blumenkohlröschen und Büffelmozzarella oder zu einer mediterranen Pasta-Pfanne mit Gemüse und Ziegenkäse
2013 Barolo DOCG Vigna Campo dei Buoi
Er zeigt sich im Glas in einer rubinroten Farbe mit granatroten Rändern. Animierend duftet er nach Sauerkirschen, Rosen, Roten Johannisbeeren, Brombeeren, einigen Himbeeren und immer wieder nach Minze mit kleinen Tönen von Zeder und Nüssen – zuweilen schummelt sich auch eine reife Mango in die Nase. Wir schmecken saftige Schattenmorellen, reife Erdbeeren und feine Gewürze wie Nelken, Kardamom und Anis. Die leicht schmelzige Fruchtsüße dieses Barolos harmoniert hervorragend mit dem dezenten Holz und der frischen Mineralik. Die Vanille von der slowenischen Eiche ist ordentlich integriert und verleiht dem langen, süffigen, extraktreichen, opulenten Finish ein angenehm süßliches, würziges Flair. Die beeindruckend abgerundeten Tannine kleiden den Mund nicht betäubend, sondern seidig aus – eher ungewohnt für einen Barolo. Das ist ein großartig ausbalancierter und professionell strukturierter Wein mit einer eleganten Textur. Ein intensiver Barolo, frei von den üblichen Komplikationen, weich und zugänglich – ein Barolo für Frauen vielleicht – darf es das geben? Egal, entdecken und genießen Sie den Barolo DOCG Vigna Campo dei Buoi als kostbaren Solisten zu einem ganz besonderen Anlass, der auch im Öffnen einer Flasche bestehen kann. Sie dürfen sich und diesen Wein aber auch mit einem Hirschrücken aus dem Ofen erfreuen.
26.07.2019
Fotos © Weingut Costa di Bussia