An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Das Weingut Franco Mondo: Köstliche Weißweine und hochwertige Barberas aus dem Piemont
Zum Weingut Franco Mondo gehören heute 13 Hektar Rebfläche in den Gebieten Nizza und Canelli. Die Böden speichern tiefgründig Feuchtigkeit und Wärme und sind reich an Kalk- und Tuffgesteinen, die den Trauben und damit den Weinen ihre Mineralität anbieten. Zu fast 70 % wird die Barbera angebaut, des Weiteren Dolcetto, Moscato Bianco, Cortese und Favorita, aber auch die internationalen Sorten Cabernet Sauvignon und Chardonnay. Jährlich werden rund 80.000 Flaschen abgefüllt, von denen mehr als die Hälfte exportiert werden, unter anderem nach Japan, Indien und in die USA.
Wir konnten sechs Weine des Weinguts Franco Mondo verkosten.
Der Weißwein mit dem Zusatz “seit 1945” ist eine versteckte Reminiszenz an die Gründungszeit des Weinguts, als der Kriegsheimkehrer Ernesto Mondo sich entschloss, auf dem väterlichen Landgut Weinanbau zu betreiben. Es ist ein frischer Trinkwein, der mit dem Jahrgang 2016 als reiner Cortese-Chardonnay-Cuvée Premiere hatte und dessen 70% Cortese und 20% Chardonnay im Jahrgang 2017 um 10% Sauvignon Blanc ergänzt wurden. Die autochtone Sorte Cortese ist ertragreich und bringt Spitzenweine hervor, wenn man sie im Weinberg radikal ertragsreduziert behandelt. Cortese heißt soviel wie gefällig, was auch schon die Richtung der Cuvée weist. Die Trauben wurden nahe an der physiologischen Reife geerntet und im Edelstahl gekühlt vergoren.
Hellgelb mit grünlichen Reflexen schimmert der Wein im Glas und sendet kräftige Fruchtsignale von grünen Äpfeln, Zitrusfrüchten, etwas Holunder und einem exotischen Fruchtpanorama sowie ein Hauch von frischem Gras. Schon im Bukett kündigt er eine frische Mineralik an. Auf der Zunge dann ein herrliches Frucht-Säure-Spiel, das der Fruchtbetonung zu einer beschwingten Saftigkeit verhilft. Dabei tritt der Wein nicht protzig rough, sondern weich und harmonisch auf mit einem kleinen Hauch von süffiger Süße. Im schmelzigen Abgang begleitet uns die deutliche, interessant salzige Mineralität noch richtig schön lange. Das ist der gefällige Weiße für den Start in einen erholsamen Sommerabend, aber auch der universeller Begleiter für leichte Vorspeisen und legere Fischgerichte.
Die Linie Di Vino, die es auch in Rot gibt, worauf gleich zu kommen sein wird, präsentiert besondere Cuvées aufgrund innovativer Ideen. Der Monferrato Bianco DOC ist eine Cuvée aus Cortese, Favorita und Chardonnay. Die Trauben wurden in den Weinbergen des Alto Monferrato erst deutlich nach Erreichen der physiologischen Reife geerntet und für eine kryogekühlte Mazeration verarbeitet. Der größere Teil des Mostes wurde im Edelstahl vergoren, ein kleiner Teil im großen Holzfass.
Mit einem hellen Strohgold steht der Wein im Glas. Ganze Schwaden von Fruchtaromen strömen uns entgegen: Aprikose, gelbe Äpfel, Ananas, grüne Birne und gelbe Nektarine, etwas Zitrus und eine Nuance von Babybanane. Dazu verrät ein kleiner, transparenter Vanilleduft den Aufenthalt im Holz. Im Mund erfreuen sich die Geschmacksknospen an einer breit aufgestellten, frischen Fruchtigkeit und einem weichen, vanilligen Holzeindruck, der dem Weißwein Charakter und Finesse mitgibt. Glücklicherweise erdrückt die Chardonnay die regionalen Rebsorten nicht. Die Cuvée hat Körper und Struktur und überrascht mit ihrer Komplexität. Alles miteinander stützt einen starken, gut abgerundeten Abgang, in dem sich noch eine leicht salzige Mineralität bemerkbar macht. Ein geradezu köstlicher, eleganter piemonter Weißwein. Genießen Sie ihn schmatzend als Solisten oder schenken Sie ihn ein zu einer Dorade aus der Pfanne, zu einer Platte luftgetrockneten Schinkens oder zu einem überreifen Camembert.
2016 Barbera d'Asti DOCG
Die Trauben für den 2016 Barbera d'Asti DOCG wurden vier bis fünf Tage mit Umpumpen mazeriert und sechs Monate vergoren. Der Wein kam dann für eineinhalb Jahre in große Eichenfässer mit anschließender horizontaler Flaschenruhe. Mit dieser Methodik will man einerseits Frische und Frucht erhalten, andererseits Struktur und Lagerfähigkeit steigern.
Das Aromenspektrum dieses Weins ist typisch für den Barbera aus dem Piemont: Süßkirschen und frühreife Zwetschgen plus ein Hauch von Himbeere und Erdbeere, abgerundet mit einem Strauß von Veilchen – alles nicht klotzig, sondern eher zärtlich. Im Mund toben sich spontan die Tannine aus, dennoch ist man nach einigem Herumschmatzen überrascht über die Balance von Struktur, Körper und Frische. Hier haben bestimmt etliche alte Rebstöcke den Extrakt spendiert und junge Reben die lebendige Säure. Der Wein verteilt seine herrliche Aromatik im Mund nachhaltig und erfreut im Abgang den Gaumen mit einer koketten süßlichen Spur. In wenigen Jahren dürften übrigens die Tannine einer zunehmenden Würze Platz machen. Das ist der klassische Barbera zum sofortigen Schlemmen von Pasta und Fleisch oder zum gemischten Vorspeisegenuss mit italienischer Salami, Gorgonzola und dem kostbaren piemontesischen Bettelmatt-Käse.
2015 Di Vino Monferrato Rosso DOC
Der Monferrato Rosso aus der Linie di Vino ist eine Cuvée aus Barbera und gut einem Drittel Cabernet Sauvignon. Die Trauben von den bis zu 25 Jahre alten Rebstöcken sind spät und überreif geerntet und wurden teilweise gemeinsam mazeriert und fermentiert. Der Wein reifte ein Jahr lang in Eichenfässern und ruhte ein weiteres Jahr auf der Flasche.
Im Glas sehen wir ein dunkles Rubinrot mit einigen Granatreflexen. Ein opulenter Duft reifer Früchte steigt auf, frische und getrocknete, vor allem dunkle Beeren, aber auch Kirschen und etwas Vanille. Am Gaumen imponiert eine eindringliche Fruchtexplosion, die lange anhält. Die vollreifen Früchte kommen konzentriert und differenziert herüber: Erdbeeren, Brombeeren, Himbeeren Schwarzkirschen und getrocknete Pflaumen. Ein kleiner Touch Mokka und Süßholz verbreiten Würze und Exotik. Der starke Nachhall geht in eine traumhaft samtige, leicht süßliche Harmonie über, in der sich die reifen Tannine gut einfügen. Der Wein ist eine moderne Komposition aus der Frische des Barberas und der Sanftheit und Tiefe des Cabernets. Das ist im Piemont eher selten, kann aber auf angenehme Weise süchtig machen. Einstweilen gesellt sich der Wein gerne zu urdeutschen saftigen Rinderrouladen oder zu einem Rebhuhn aus dem Ofen.
2015 Barbera d'Asti DOCG Superiore Vigna del Salice
Kaum eingeschenkt beeilen sich die Kirscharomen, Typ Schattenmorelle, die ersten in der Nase zu sein. Dann entfaltet sich ein floral-blumiges Bukett, eskortiert von blauen Pflaumen. Es erscheinen Nuancen von Vanille und Kakao und ein Hauch blonden Tabaks. Über die Zunge gehen konzentrierte rote Früchte, vor allem herb-aromatische Sauerkirschen, reife Pflaumen, zarte Waldhimbeeren und rote Johannisbeeren, aber auch Kräuterwürze, alles unterlegt mit einer dezenten Röstaromatik. Der Wein strahlt im Mund eine saftige Frische aus mit einem komplexen Frucht-Säure-Spiel, das von einem eher leichten Tanningrip ergänzt wird. Im anhaltenden Abgang holen uns süßliche Fruchteindrücke ein. Der gut strukturierte und ausbalancierte Barbera wird mit zunehmender Alterung noch komplexer werden. Er begleitet schon jetzt einen kräftig gewürzten Kalbfleischbraten aus dem Rohr, gerne auch mit Steinpilzen.
2013 Le Rose Barbera d'Asti DOCG Superiore Nizza
Wir sehen im Glas einen durchaus transparenten, rubinroten Wein mit mal leicht orangefarbenen, mal violetten Rändern. In der Nase öffnet er sich mit zunehmender Sauerstoffzufuhr und Temperaturanpassung in Richtung reifer Früchte mit Waldbrombeeren und Waldheidelbeeren, dazu viele Kirschen. Außerdem haben rote Rosen und duftige, süßlich-exotische Gewürze wie Zimt ihren Auftritt und werden umrahmt von der fasseigenen Vanillenote. Die fruchtige Aromatik mit der floralen Richtung begegnet uns auch am Gaumen, ohne dass die Fasstöne aus dem Bukett im Geschmack aufdringlich werden. Sie sind gut integriert in die typische Barbera-Stilistik mit einer aktiven Säure und ordentlichen, feinkörnigen Tanninen. Trotz seiner 14,5 Volumenprozent Alkohol wirkt er wie schon der ebenfalls hochprozentige Salice weder sprittig noch aggressiv. Es ist ein erstaunliches Phänomen des Barbera, dass er selbst mit hohen Alkoholkonzentrationen und knackigen Tanninen sich letztlich gezähmt und oftmals geradezu sanft verabschiedet. So kommt dann auch im langen Finish die Fülle des 2013 Le Rose Barbera mit körperreicher Eleganz und Würde zur Geltung. Ein kräftiger, saftiger und rundherum eindrucksvoller Spitzen- oder, wie man anderorts in Italien sagen würde, ein Super-Barbera mit großer Persönlichkeit. Gönnen Sie sich und dem Wein eine Lammkeule zum Osterfest oder einen Rehrücken, wann immer Sie mögen.
09.08.2018
Fotos © Weingut Franco Mondo