Das Piemont liegt im Nordwesten Italiens am Fuße der Westalpen. Es ist das Land berühmter DOCG-Weine, von denen hier mehr als irgendwo anders in Italien produziert werden. Davon zeugen so legendäre Namen wie Barolo, Barbaresco und Barbera. Dass die großen Weine des Piemont kraftvolle Nebbiolo- und außergewöhnliche Barbera-Rotweine sind, geriet fast in Vergessenheit als über Jahrzehnte große Produzenten nicht nur den Ruf des brillanten Moscato d'Asti, sondern einer ganzen Region mit billigen und triefend süßen Asti-Spumante versauten. Obendrein wurde die industriemäßige Massenproduktion fälschlicherweise als Erfolgsgeschichte des Piemonts verkauft. Dabei war der Weinbau im Piemont stets fortschrittlicher als in anderen Regionen Italiens und brachte seit Jahrhunderten außergewöhnliche Qualitäten hervor, die ihm sogar die Bezeichnung als „Burgund" Italiens einbrachten. Das lag nicht zuletzt an der engen Verbindung zum Nachbarn Frankreich, aber auch an dem besonderen Klima zwischen den Alpen und den Apennien, vor allem aber am Engagement der kleinen Familienweingüter, die stolz große Weine vorzeigten.
Das
piemontesische Weinanbaugebiet Montferrato liegt etwa inmitten eines Dreiecks mit
Turin im Westen,
Mailand im Nordosten und
Asti im Süden. Es wird von den
Flüssen Tanaro und
Belbo durchzogen, die von Osten her Richtung Po fließen. Hier sind die
besten Südwest-Lagen aufgrund der
Bodenverhältnisse nicht mit Nebbilo, sondern mit der
Barbara-Traube bestockt. Im
Montferrato gibt es etliche in
Tuffstein gebaute
Weinkeller, wo
konstante Temperaturen herrschen. Unter der Erde verlaufen
lange Gänge, die in
geheimen Räumen, den berühmten „infernot“ enden.
Eingebettet in die
Hügellandschaft des
Montferrato, unterhalb der
Klosteranlage Santuario die Crea, erbaute im Jahr
1600 Giorgio Tenaglia,
Marineoffizier und
Gouverneur von
Moncalvo, ein
Landgut mit
Weinanbau, eine
Tenuta, um sich nach gewonnenen oder verlorenen Schlachten dorthin zurückzuziehen. Er nannte sie nach sich selbst:
La Tenaglia – was „
Kneifzange“ heißt – und machte daraus schon damals einen
Ort des Genusses und der
inspirierenden Rekreation. Genau das ist die
Tenuta Tenaglia bis heute geblieben: Eines der
traditionsreichen Weingüter Italiens, eine „
Oase des Weins“ (Giorgio Tenaglia) und der
Lebensfreude, angeregt durch Weine, die heute zu den
hochwertigsten des
Piemont gehören. Es liegt
inmitten von
Weingärten an der sich windenden Straße zwischen
Ponzano Monferrato und
Seralunga di Crea, eine halbe
Stunde entfernt vom
Santuario di Crea mit seinen
23 Kapellen. Die rot gekalkten
Mauern der
Tenuta sind auf der Anhöhe,
450 Meter über dem Meeresspiegel, schon
von weitem zu sehen und vermitteln den Eindruck einer
Weinburg.
Sabine Ehrmann hat das Weingut seit 2004 zu einem der angesehensten und höchstgeschätzten Weingüter des Piemonts und Italiens aufgebaut. Ihre Eltern, die Italien liebten, hatten es 2001 als künftigen Altersruhesitz erworben und brachten Abwechslung in den beruflichen Alltag von Sabines Vater Alois jun., der zusammen mit seinem Bruder Anton das bekannte Molkerei-Unternehmen Ehrmann führte. Sabine lebte damals zusammen mit ihrem Ehemann, dem italienischen Künstler Giuseppe Olivieri, und den Kindern Isabella und Luigi auf Ischia, wo Giuseppe in seinen poetischen Ölgemälden das Licht und die Farben der Insel ausdrückte. Als Sabines Mutter unerwartet starb, entschied sie sich als älteste Tochter, das Weingut fortzuführen. Schon bald wurde aus der Notlage eine Passion: Sabine Ehrmann wandte sich dem Weinbau zu und setzte mit großem Ehrgeiz ihre vorhandene Affinität zum Wein in die Praxis als Winzerin um.
Wie sooft bei den
erfolgreichsten Quereinsteigern entwickelte sich aus
Sabines Begeisterung der
Griff nach den
Sternen, nach
Punkten,
Gläsern und sonstigen
Auszeichnungen für
Spitzenqualität. Sabine Ehrmann gehört heute zu den wenigen, die mit
deutscher Akkuratesse und
italienischer Kreativität und
Fantasie dem
Terroir des
Monferrato und den
auserwählten Rebsorten die
besten Weine abringen. Das sind für sie die Weine, die ihre
Herkunft vorzeigen, die jede
Eigenart der
Rebsorte schmecken lassen und die ein
kulturelles Umfeld mitbringen. Mit
Respekt vor der Natur macht sie sich Gedanken um die Bewahrung der natürlichen Ressourcen. Dabei gehört für
Sabine Ehrmann zum
Winzerin-Beruf auch
soziale Verantwortung: Sie vertraut gerne ihrem
verlässlichen und
motivierten Team in den
Weinbergen und im
Keller. Darüber hinaus möchte sie mit einer
Symbiose zwischen
Weingenuss,
Kunst und
Kultur den
Dialog zwischen
Menschen guten Willens fördern –
gleich wo sie herkommen und
hingehen. „
Wein ist die Liebe“ ist daher im
Verkostungsraum zu lesen, der
janusköpfige Wahlspruch des Weinguts, der jeden Degustationsschluck begleitet. Einerseits:
Große Weine entstehen nur
mit Liebe und
Leidenschaft; andererseits:
Wein trinken, ist wie die
Geheimnisse der Liebe zu
entdecken und zu
genießen.
Sabine Ehrmanns Weg an die Spitze der
piemonteser Weine war nicht einfach: Als
Donna del Vino im
männlich dominierten Gewerbe ohnehin nicht, als aus
Deutschland Zugreiste auch nicht. Vor allem aber galt es, die
Rebsorten des
Piemont, das
Mikroklima im
Hügelland des
Montferrato und die
Usancen des Weinmachen im
Norden Italiens in den Griff zu bekommen und in
Richtung hochwertiger Qualitätsweine zu lenken. Zugleich sollte den
schönen Künsten des
Weinmachens auch ein
wirtschaftlicher Aspekt für die Familie abgewonnen werden.
Sabine gelang es, inspiriert von der
Lage der
Tenuta am
Fuß des Naturparks Santuario di Crea, der zum
UNESCO-Weltkulturerbe gehört, ihr
Engagement für den Wein mit ihrer angestammten
Leidenschaft zur
Kunst und
Kultur in
genialer Weise zu
verbinden: Sie machte das
Weingut zu einer
internationalen Begegnungsstätte mit regelmäßigen
Ausstellungen,
Konzerten,
Buchpräsentationen und anderen Veranstaltungen. "
Notte Bianche" heißen die geradezu
kultigen konzertanten Nächte auf dem Weingut, in denen die Besucher zu Hunderten
Kultur und
Wein verkosten.
Zur Tenuta Tenaglia
gehören mehr als 30 Hektar Rebfläche
mit durchschnittlich 60 Jahre alten Rebstöcken
in der Provinz
Alessandria
in der Gemeinde Serralunga di Crea
und in der Provinz
Asti
in den Gemeinden Grazzano Badoglio
und Ponzano
. Die Böden
sind eher kalkarm
und bestehen vorwiegend
aus Sand
mit Lehm
, Ton
oder Tuffgestein
. Die Weinberge
sind bestockt
mit den roten Sorten Barbera d’Asti
und Barbera del Monferrato
, Grignolino
, Syrah
und Freisa
sowie den weißen Chardonnay
, Timorasso
und Moscato
. Alljährlich werden 120.000 Flaschen
produziert. Im Keller
bedienen Roberto Imarisio
als Önologe
und Alessandro Piceci
als Kellermeister
hochmodernes
Equipment
, um einzigartige
Weine
zu kreieren.
Die Tenuta Tenaglia hat seit Jahren ihre oberen Stammplätze im Ranking der bedeutendsten Weinführer Italiens wie Gambero Rosso, Veronelli, Vinibuoni d'Italia, Espresso, Luca Maroni und Duemilavini A.I.S. Für den Grignolino del Monferrato Casalese Doc 2013 gab es im Vini Buoni d´Italia die maximalen 4 Sterne mit goldener Krone. Eine ganz besondere, wenn auch außerhalb Italiens in ihrer Bedeutung kaum erkannte Prämierung, war die Verleihung des im Marengo d’Oro Weinwettbewerb der Handelskammer der Provinz Alessandria, durch den man an die Spitze der besten Weingüter des Piemont rückte: 2013 gab es den Marengo d’Oro für den Grignolino del Monferrato Casalese 2012.
Man kann auf der
Tenuta Tenaglia übrigens auch
Urlaub machen – nicht nur als Übernachtung nach ausgiebigem Weingenuss, sondern richtig. Ein
Doppelzimmer und ein
Familienappartement mit zwei Doppelzimmern warten mit viel
Komfort, einem großen
Pool und mehreren Terrassen mit
Panoramablick auf die Gäste, gar nicht zu reden vom
Willkommenswein, der auf dem Zimmer steht. Die Gegend ist
touristisch noch recht
verschlafen und lässt sich
ohne Massenandrang entdecken.
Wir konnten fünf Weine der Tenuta Tenaglia verkosten.
Die Rebstöcke für diesen Wein stehen auf überwiegend sandigen, tondurchzogenen Böden im Hügelland mit 400 bis 450 m Meereshöhe. Die Trauben wurden Ende August bis Anfang September 2017 geerntet. Der Ausbau des Chardonnays erfolgte ausschließlich im Edelstahl mit mehrwöchiger Flaschenlagerung.
Der 2017 Piemonte Chardonnay funkelt im Glas strohgelb mit kurzen, hellgrünen Blitzen. In der Nase versammeln sich Zitrusnoten mit Ausflügen zu gelben Äpfeln und frühreifen, großen gelben Ontario-Pflaumen. Geschmacklich imponieren Früchte wie Birnen und Aprikosen mit einer leichten mineralischen und einer dezenten floralen Abrundung. Das ist der Burgunder-Typ des Chardonnays, also kein buttriger Sattmacher à la Neue Welt, sondern der kühle Frische mit perfekt eingebauter Säure und einem Hauch schmelziger Fruchtsüße in einem runden Nachhall. Er lässt Trinkfreude und die spontane Frage nach der nächsten Flasche aufkommen. Dieser Chardonnay passt gut zu einer Dorade Royal vom Grill mit Artischocken und Specksoße an Spaghetti.
2016 Grignolino del Monferrato Casalese DOC
Der
Grignolino mit seinen
kernreichen Beeren, die
immense Tannine freisetzen, ist für ein Weingut immer eine
Herausforderung und wird
oftmals lieblos mit fehlender Tiefe und auffälliger Charakterlosigkeit
produziert – selbst im fernen kalifornischen
Santa Clara und
Napa Valley, wo gewissermaßen seine
zweite Heimat ist.
Dabei lassen sich mit
solidem Handwerk und
Inspiration aus der Rebe
hochwertige Weine kreieren, schließlich bekommt man
starke Tannine oder
hohe Säure auch beim
Nebbiolo bzw.
Barbera in den Griff. Dennoch wird der
Grignolino auf dem
Weltmarkt der Weine
selten bemerkt. Das liegt nicht zuletzt auch daran, dass eben nur
kleine Mengen produziert werden, was wiederum seinen
Preis unangemessen in die Höhe treibt. Der
Grignolino ist ein an sich
lokaler Wein des
Monferace, wie das
Monferrato einst hieß. Seit 1973 hat er den
DOC-Status, der 2014 erneuert wurde. Der
autochthone Grignolino ist eng mit der Tradition des
Weinguts verbunden und wird von
Sabine Ehrmann im Rahmen ihres „
Monferace-Projekts“ mit 4 Jahren bzw. 2 Jahren in Fässern und 2 Jahren in der Flasche gereiften Weinen ganz
besonders betreut. Die
Reben für diesen Wein stehen an den nach
Südosten ausgerichteten
Hängen von
Monferrato auf einem
Terrain mit ordentlichem
Tongehalt. Die
Ernte erfolgte Ende September bis Anfang Oktober 2016. Der Wein wurde mit einer Fermentation bei 26° C durchgehend im
Edelstahl ausgebaut, inklusive
malolaktischer Gärung.
Im Glas reflektiert der 2016 Grignolino del Monferrato Casalese DOC ein warmes Pelargonienrot im hell-rubinroten Grundton. Wir schnuppern an einem zarten, sehr eigenen, aber keineswegs unangenehmen Bukett: Walderdbeeren plus Gras mit Laub plus Pfeffer. Es ist eine verblüffende Mélange, die den typischen „Duft des Grignolino“ ausmacht – die einen sagen berühmt, die anderen berüchtigt. Im Geschmack können sich dann alle wiederfinden: Es ist ein Paradewein für Trockentrinker. Herb, kraftvoll und direkt legt er sich in den Mund. Die Fruchtimpressionen treten vornehm zurück zugunsten eines wundervollen Ausflugs in den Wald: Erdige Anklänge, viele Blumen, einige Nüsse, Nuancen von Unterholz, Frische und leichter Mineralik. Die Säure ist griffig, die feinsandigen Tannine sind erstaunlich gezähmt, alles strahlt Harmonie aus und stützt einen langen Abgang. Es ist ein ausgereifter, ja durchaus eleganter Wein, der üblicherweise jung getrunken wird – beispielsweise zu einer Antipasti-Platte oder einem Steinpilzrisotto.
2017 Barbera del Monferrato DOC Capella III
Barbera, das ist die berühmte
Rebsorte des Piemonts, die noch heute weit über die Region hinaus
Kindheitserinnerungen an das
Sonntagsessen mit der
ganzen Familie erweckt. Sie gehört neben Sangiovese und Montepulciano zu den am
häufigsten angebauten roten Sorten in
Italien, weil sie im
Weinberg gefällig und
pflegeleicht ist und
sichere Erträge bringt, die zu
unkomplizierten Weinen führen. Aber Barbera ist eben
keineswegs nur der schnelle
Pizzawein.
Sabine Ehrmann hat gezeigt, dass die
Rebsorte auch zu
Spitzenweinen fähig ist. Die
Trauben des
Capella III kommen von ton- bis lehmhaltigen
Böden in Höhenlagen von 400 bis 450 Metern über dem Meer und wurden im Oktober 2017
geerntet. Die
Fermentation erfolgte bei an sich relativ hohen, beim Barbera „normalen“ Temperaturen von 28° bis 29° C in
Edelstahltanks mit
malolaktischer Gärung.
Der Wein zeigt im Glas eine tief rubin- bis granatrote Farbe. Er duftet uns sofort an mit Himbeeren, Brombeeren und saftigen Süßkirschen sowie einem winzigen Veilchenton nebst sanftem Herbstflair – man will gar nicht mehr aufhören, zu schnüffeln. Am Gaumen kommt eine eindrucksvolle Fruchtigkeit an mit einer herrlich nuancierten kleinen Lieblichkeit und einem Hauch Madadamia-Nuss. Trotz der Aktualität des Jahrgangs deutet sich schon eine winzige Pflaumenrichtung an, die sich noch ausbauen könnte. Er ist würzig und saftig und protzt mit seinem langen, süffigen Abgang. Die zurückhaltenden Tannine sind mit der aktiven Säure gekonnt ausbalanciert, Langweile kommt hier nicht auf. Der Wein ist körperreich ohne belastende Schwere, eher wirkt er frisch und extrovertiert, voller jugendlicher Eleganz. Servieren Sie den 2017 Barbera del Monferrato DOC Capella III zu einem Bollito misto alla piemontese mit Salsa verde oder zu einem Ravioli-Gericht, gerne auch als piemontesische „Plins“.
2012 Barbera d'Asti DOCG Superiore Emozioni
Jetzt also ein
Barbera aus dem
Asti-Gebiet, das sich bei manchen Winzern hinsichtlich des Barberas einen regelrechten
Wettbewerb mit dem
Monferrato liefert.
1970 erhielt der
Barbera d'Asti ein
DOC-Reglement und wurde 2008 auf die
DOCG-Klassifizierung hochgestuft. Der
Barbera d'Asti von der
Tenuta Tenaglia ist
einer der
Premiumweine des Weinguts. Seine
handselektieren Trauben kommen von den
ältesten Rebstöcken in
auserwählten Parzellen mit
südlicher Hanglage. Die
Erträge sind mit weniger als einem Kilogramm pro Rebstock
extrem gering. Die
Böden bestehen aus dem regional verbreiteten
Tuffgestein. Im Keller wurde mit einer Temperatur von ca. 30-32°C in
Edelstahltanks vergoren und dann in
erstbelegten 225 Liter-Barriques aus
französischer Tronçais- und
Allier-Eiche ausgebaut, einschließlich
malolaktischer Gärung. Nach rund
einem Jahr kam der Wein auf die
Flasche, wo er mehr als
sieben Monate lagerte.
Der Emozioni entwickelt im stark rubinroten Glas eine herrlich intensive Nase von Sauerkirschen der Sorte Morellenfeuer, reifen Zwetschgen, Brombeeren, Heidelbeeren, Granatapfel und pikanten Kräutern. Dazu kommen vanillige Röstaromen in distinguiertem Umfang. Im Mund kehrt das Fruchtaroma aus dem Bukett zurück und wird bereichert durch Eindrücke von Nüssen, Kakao, Kaffee und reifen Pflaumen. Die mürben Tannine und eine ausgeglichene Säure begleiten ein langes, würziges, geheimnisvoll exotisch anmutendes Finish. Schon jetzt sorgt die Fassreife für eine gewisse Rundung und Wärme. Das ist ein vollmundiger Spitzen-Barbera mit einer großartigen Struktur und von majestätischer Noblesse. Ein eleganter, meisterlich ausbalancierter, samtiger Barrique-Wein. Erfreuen Sie sich und eine Rehkeule aus dem Ofen oder einen Wildschweinbraten mit diesem prächtigen Wein.
2010 Monferrato Rosso DOC Paradiso
Surpris, surpris – wir haben einen
reinsortigen Syrah vor uns, der beim
DOC als
Rosso durchgeht, weil es für einen
reinsortigen Shirah im
Piemont keine DOC-Klassifikation gibt. Zu den ganz großen
Stärken des
Shirah gehört übrigens, dass die Rebsorte hervorragend mit
heißem Klima zurechtkommt und damit auch in
Italien immer
wichtiger werden dürfte. Die
Zusatzbezeichnung des Weins,
Paradiso, leitet sich von der gleichnamigen
Kapelle des
Santuario di Crea ab. In ihrem
Innern sind 175
Engel dargestellt, die die
Jungfrau Maria in den
Himmel gen
Paradies tragen, umrahmt von Heiligen, Propheten und Musikantenengel. Die
Trauben kommen von alten
Rebstöcken, die in
südlicher Hanglage auf
kalkhaltigem,
lehmigen Terrain stehen. Der
Paradiso ist ähnlich
ausgebaut wie der Emozioni mit Fermentation bei 30-32°C in
Edelstahltanks und Reifung mit
malolaktischer Gärung in
französischen Eichenbarriques für ungefähr
ein Jahr und Lagerung in der
Flasche für mindestens
8 Monate.
Im Glas präsentiert er sich in einem satten, dunklen Rubinrot mit violetten Reflexen. Das Bukett verströmt Himbeeren, Brombeeren, roten Johannisbeeren, kleine vegetabile Anklänge und verhaltene Noten von schwarzem Pfeffer und dunklem Tabak. Wir schmatzen herum auf einer herrlich röstigen Holzwürze und einem Potpourri von nachhaltigen, reifen Fruchtaromen. Die lebendigen, mürben Tannine wirken keineswegs aggressiv, sondern sind dank Holzreife aromatisch abgerundet. Extraktreich, würzig und schmelzig hält der Abgang endlos lange an. Ein üppiger Wein mit Kraft, Charakter und einer beeindruckenden Struktur. Schade, dass man – frei nach Tucholsky – diesen Wein nicht streicheln kann. Er ist zu Recht einer der High-End-Weine des Weinguts und macht als Solist jeden schönen Abend noch schöner. Er steht aber auch gerne auf dem Tisch neben einem klassischen Rehrücken oder einem Entrecôte mit einer kräftigen Soße.