An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Die Domaine Skouras auf dem Peloponnes: Spitzenkreationen aus Griechenland
Griechischer Wein – da klingen Lieder, da werden Erinnerungen wach an einen wunderschönen Urlaub und an Begegnungen voller Gastfreundschaft, da denkt man an die köstlichen Weißen und Roten, die den Genuss der griechischen Speisen begleitet haben. Leider führt dann in Deutschland der Weg zum griechischen Wein allzu oft nur in den Supermarkt, wo überwiegend unerträgliche Imitationen von Retsina oder Massenprodukte stehen, die Wein aus Griechenland eher in Verruf bringen. Viel zu wenige Weininteressierte wissen, dass in Griechenland höchste Qualitäten und berühmte Terroirweine hergestellt werden, von Spitzenwinzern, deren Kreationen in aller Welt gefragt sind. Ein Weingut, das heute ganz oben an der Spitze der griechischen Weingüter steht und Weine produziert, die der Sterne-Gastronomie würdig sind, ist die Domaine Skouras.
Nemea ist wahrscheinlich die spannendste Weinregion Griechenlands mit dichten, geschmacksintensiven Rotweinen. Sie liegt nicht weit entfernt vom Isthmus von Korinth, der den Peloponnes vom Festland trennt. Malandreni liegt im Nordwesten des Peloponnes und nordwestlich von Argos, anderthalb Stunden von Athen entfernt, strategisch günstig nahe der Autobahn Athen-Tripolis, an der Nationalstraße nach Argos. Man kann auch sagen etwa auf der Hälfte des Weges zwischen Tripoli und Korinth. Mykene ist nicht allzu weit entfernt, im Süden und im Westen ragen steile Berge auf. Das grandiose Gebäude des Weinguts liegt inmitten von Weinbergen. Es ist ein schlossartiger Traum von eleganter griechischer Architektur und antikem Dekor. Für Besucher gibt es einen Weinprobenraum, eine Wine Lounge Bar und eine Vortrags- und Ausstellungshalle.
Mit seinem Weingut konnte George Skouras das Wissen und die Ideen, die er aus Burgund mitgebracht hatte, in seinem eigenen Keller mit den Jahrtausende alten Weinbautraditionen zusammenbringen. Da schadete es nicht, dass er seine ersten Trauben ohne Geld kaufte und anfangs nicht mehr als 6.000 Flaschen abfüllte. Er wollte nicht wie alle anderen aus den einheimischen Rebsorten nur die verbreiteten Zechweine machen, sondern hochwertige Weine und dabei die griechischen Sorten mit internationalen assemblieren. So war es nicht verwunderlich, dass er 1988 mit einem "Super Greek"-Wein auffiel, der ersten in Griechenland hergestellten Cuvée aus der autochthonen Aghiorghitiko und Cabernet Sauvignon. Doch sensationell war nicht nur die Blend an sich, sondern die außerordentlich hohe Qualität seines Megas Oenos, der damals so innovativ war und heute eine noch immer aktuelle Legende ist. Er wurde lange Jahre aus mehreren Jahrgängen nach dem vom Sherry bekannten Solera-Prinzip komponiert, mit dem die Domaine Skouras heute ihren wertvollsten Wein, den Labyrinth, herstellt.
Griechenland zählt zu den wärmeren Weinbaugebieten der Welt, daher werden Weinberge gerne in höheren Lagen oder an Nordhängen angelegt, um die Reife der Beeren zu verlangsamen und dem Wein so mehr Ausdruckskraft und Struktur zu verleihen. Dementsprechend wird Weinbau auf dem Peloponnes meist an den Hängen der Bergketten betrieben, die über 1.000 Meter hoch sind. So ist es keine Seltenheit, dass weiße Reben – wie die Moschofilera – auf 700 m hohen, kühlen Plateaus angebaut werden. Bei Skouras stehen in Nemea auf Jahrzehnte alten Weinbergen in 700 und 1.000 Metern Höhe aber auch Rebstöcke der roten Sorte Agiorgitiko. So weit oben sorgen praktischer Weise die stetigen Winde vom Meer nicht nur dafür, dass übermäßige Feuchtigkeit vermieden wird, sondern auch, dass Schädlinge sich gar nicht erst wohl fühlen. Die Sonne wärmt, aber glüht nicht, die Reben erhalten von der Hitze des Tages ihren Anteil auch noch in der Nacht.
Wir konnten sechs Weine der Domaine Skouras verkosten.
Moscofilero 2017 g.g.A. Peloponnes
Aus dem weißgold beleuchteten Glas drängeln sich die Aromen, jede Nuance will die erste sein. Litschis, Zitrusblüten, Passionsfrucht, Honigtau und Muskat mit einigen weißen Pfirsiche sind die Richtungen, mit denen man sensorisch auf einer üppigen Blumenwiese sitzt: Hier blühen Geißblatt, dort weiße Rosen und Akazien, irgendwo liegen ein paar Feuersteine herum. Man kann gar nicht aufhören, zu schnüffeln. Wer nun einen süßen Blumenwein erwartet, wird überrascht. Schon der erste Schluck schafft Klarheit im wahrsten Sinne des Wortes: ein absolut trockener Wein, transparent, gradlinig, zartwürzig und frisch. Wir schmatzen auf einem Potpourri an Früchten herum: Zitronen, Limonen, rote und grüne Äpfel, Futuro-Melonen, gelbe Pflaumen, weiße Pfirsiche; ganz hinten melden sich Gewürze wie Myrrhe und Basilikum. Eine knackige, fröhliche Säure versorgt den runden Körper und das starke Aroma mit herrlicher Frische. Er scheint die Knusprigkeit eines Sauvignon Blanc, die Mineralik eines Chablis-Chardonnay und die Aromatik eines Viognier in sich zu vereinen und zu verstärken. Alles ist bemerkenswert ausbalanciert mit einer dezenten Mineralik, die das langanhaltende Geschmackserlebnis mitträgt und dabei von Orangenschalen, roter Grapefruit und einem geschliffenen Hauch von weißem Veltiner-Pfeffer unterstützt wird. Es ist ein intensiver, charaktervoller, von einer subtilen Geschmackskonzentration bestimmter und insofern durchaus komplexer Wein mit einer leicht cremigen Textur und voller Eleganz. Der Vorzug der Moschofilero Weine ist, dass sie mit ihrer jugendlichen Frische glänzen, Altersfirnis steht ihnen nicht. Er ist ein Leckerbissen zu Mezza von leicht gebratenem Fisch, Oliven und Dolmas oder zu Jakobsmuscheln mit Ingwer. Er ist der Weiße, der auf dem Tisch steht, wenn die erwachsenen Kinder oder Großmutter kommen, wenn im Spa oder am Strand das Glas gefüllt wird oder wenn man das ganze Jahr über Lust auf Sommer hat.
Salto 2016 Mavrofilero Wild Yeast g.g.A. Peloponnes
Im Glas entwickeln sich Aromen von Zitrusblüten, frisch geschnittenen Blumen wie gelben Rosen und Jasmin, von tropischen Früchten und von Kräutern, dazu eine Prise Muskat – eine kleine Assoziation mit Gewürztraminer kommt auf. Im Geschmack kehren etliche der Duftaromen zurück, dazu Töne von frischen gelben und exotischen Früchten, von Birnen, Rosen, einigen reifen Stachelbeeren, etwas frischem Ingwer und eine kleine, angenehm herbe Kräuternote. Die kitzelnde Säure führt den vollen, großzügig fruchtigen Geschmack, die kleine Mineralik und die explosive Frische in ein markantes, komplexes Finish mit gutem Volumen. Das ist der leichte, reine, ordentlich strukturierte Wein als Dauer-Aperitif für vormittags, nachmittags, abends und nachts. Er freut sich aber auch über ein Meeresfrüchte-Risotto oder ein Ziegen-Ragout an Kartoffelgratin und Pilzen. Oder beträufeln Sie einfach einen griechischen Ziegen-Feta mit griechischen Olivenöl und servieren dazu den intensiven, frischen, trockenen Salto – purer Genuss.
Saint George Nemea 2015 g.U. Nemea
Im Glas funkelt der Wein in einem eher helleren, aber tiefen Kirschrot. In der Nase entfalten sich Aromen von Holunderbeeren, Blaubeeren, Erdbeeren und Sauerkirschen, dazu junge blaue Pflaumen und etwas Minze plus einer kleinen rauchigen Toastnote. Am Gaumen kommen die Aromen noch intensiver an, hinzu treten ausgeprägte, gereifte Töne von Brombeeren, roten Johannisbeeren, Cranberry, blondem Tabak und schöne Gewürzen aus der Weihnachtsbäckerei wie Anis und Zimt, aber auch etwas Pfeffer und ein Hauch Nelkenblüte. Man schmeckt aus dem Holz Vanille und Eichengewürz, ohne dass diese Richtung unangenehm dominant wird. Im Abgang verbindet sich die Reichhaltigkeit und Würze des Weins mit der runden, leichten Säure und den sehr feinen Tanninen zu einer weichen, fast cremigen, jedenfalls grazilen Textur mit mineralischen Akzenten. Der Wein ist ausgeglichen und mittelkräftig, er zeigt eine gewisse Eleganz und festen Extrakt. Probieren Sie ihn auf 14° bis 16°C gekühlt und machen Sie mit ihm einen schönen Sommer rot. Er begleitet auch gerne ein Lammkebab oder Kürbisscheiben vom Grill.
Megas Oenos 2014 g.g.A. Peloponnes
Im Glas schimmert der Megas Oenos 2014 dunkelrot mit starken violetten Reflexen. Er duftet intensiv und konzentriert nach reifen und getrockneten Früchten wie Brombeeren, Himbeeren und Sauerkirschen, aber auch deutlich nach Vanille, süßlichen Gewürzen, pikanten Nelken, Mokka und frischem Leder. Im Mund beeindrucken sein voller Körper und die robust-herbe Struktur, die von feinen Tanninen nahezu seidig umspielt und von einer gut untergebrachten Säure freundlich ergänzt werden. Die offensive Harmonie beruht auf einer handwerklich soliden und glücklichen Balance, die auch im langanhaltenden, hochkomplexen Finish begeistert. Ein Wein in kräftigem, aber eleganten Stil, der den alten Reben seine herrliche Extraktstruktur verdankt und der sich in den nächsten Jahren noch weiter öffnen und noch mehr abrunden dürfte. Natürlich können Sie den Wein zu den üblichen Verdächtigen wie Lamm in allen Variationen oder sanftem Wild wie Reh servieren. Er macht sich aber auch hervorragend und solide zu Rinderschmorbraten mit Spitzkohl. Wenn Sie in Griechenland sind, dann passt er allerdings perfekt zu der Vorspeise Spetzofai, einer Hack-Wurst-Spezialität aus dem Norden Griechenlands vom Berg Pilion, der aus der griechischen Mythologie bekannt ist, mit Paprika in einer reichhaltigen Tomatensauce. Dazu gibt es salzigen Kefalotyri-Käse oder würzigen Feta und viel knuspriges Brot. Ach ja, der Wein und Sie könnten es lieben, wenn Sie ihn drei Stunden vor dem Genuss dekantieren.
Grande Cuvée 2014 g.U. Nemea
Der Grande Cuvée 2014 präsentiert sich dunkelrot und in kräftigem Purpur. Im Bukett gebärdet er sich ungemein lebendig mit intensiven, komplexen und süßlichen Aromen von Blaubeere, Himbeere, Veilchen und Süßholz, aber auch mit Tönen von Lavendel und Schokolade. Ab und an weht ein Duft von Aprikose und Muskat herüber, verstärkt von deutlichen Vanille-Tönen. Am Gaumen ist ihm eine verführerische Seidigkeit und Eleganz eigen wie es sich für eine Grande Cuvée gehört. Aus dem Früchtereigen stechen die schwarzen Kirschen hervor, die süßlichen, mürben und präsenten Tannine sind in die seidige Textur gut eingebunden. Der vanillige Rahmen und die recht gute Säure verstärken seine ausgezeichnete Fruchtkonzentration und Tiefe. Ein wahrer Knüller an Finesse und Ausdrucksstärke. Das ist der charaktervolle Tropfen zu einem roughen T-Bone Steak medium rare oder zu einem Gänsebraten als festlicher Weihnachtsschmaus.
Synoro 2012 g.g.A. Peloponnes
Wir haben einen komplexen Wein mit einer außergewöhnlichen Balance im Glas. Sein betörendes, brillantes Bukett erinnert an reife Weichselkirschen und Erdbeeren mit süßlichen Nuancen von Schokolade, Zedern und Zimt. Die Aromatik tummelt sich auch im Mund, wobei Schokolade und Zimt im endlos langen und intensiven Abgang noch hervorgehoben werden. Welch geniale Frische vom Cabernet Franc am Gaumen, welch spielerische Finesse, welch seidene Textur und welch feine würzig-cremigen Tannine! Die immerhin 14 Volumenprozent Alkohol sind fast schon unauffällig und im vollmundigen Geschmack mit der kräftigen Säure und den reifen, dichten Tanninen kunstvoll ausgearbeitet – irgendwie erinnert der Wein an den Stil der Super-Tuskanys. Er ist nachhaltig dicht und edel, distinguiert, kühl und erfrischend gewirkt, ein prächtiger Wein mit Charakter und einem vielversprechenden Reifungspotenzial. Genießen Sie ihn als ausdrucksstarken Solisten, er wertet aber auch gerne einen festlichen österlichen Lammbraten aus dem Ofen auf.
05.03.2018
Fotos: © Domaine Skouras
Foto Salto-Label: © D.R.