Rund 20 Autominuten braucht man vom Zentrum Wiens, dann beginnt gleich hinter dem Flughafen Schwechat ein Weinanbaugebiet, das zweierlei Schätze zu bieten hat: Die einen stecken im Boden und stammen als gegenständliche Kulturgüter aus der Römerzeit, die anderen stehen als Rebstöcke auf dem Boden und dehnen sich in rund 900 Hektar Weingärten aus: Das Carnuntum ist ein eigenständiges Weinanbaugebiet in der Region Niederösterreich, das südlich der Donau liegt und bis an die Grenze zur Slowakei reicht. Vom Braunsberg bei Hainburg aus kann man Bratislava sehen. Im Norden befinden sich das Weinviertel, im Süden die Bereiche des Neusiedlersees und im Westen die Thermenregion bzw. Wien. Die Rebgärten sind über kleine, verstreute Parzellen aufgeteilt und dehnen sich über drei Hügellandschaften aus: das Leithagebirge, das Arbesthaler Hügelland und die Hainburger Berge. Den Namen erhielt das Weinbaugebiet Carnuntum von der blühenden Hauptstadt der römischen Provinz Ober-Pannonien, die um Christi Geburt in Höhe des heutigen Petronell bzw. Bad Deutsch-Altenburg lag und rund 70.000 Einwohner hatte.
Erst
1993 wurde das
Carnuntum als
eigenständiges Weinbaugebiet vom Donauland – den späteren Gebieten
Traisental und
Wagram –
abgetrennt. Seitdem hat es sich als
Herkunftsgebiet für
große Weinqualitäten, vor allem im
Rotweinbereich,
international wahrnehmbar gemacht. Als
Weinregion wird es nach wie vor oft
unterschätzt und mitunter fälschlicherweise dem Burgenland zugeordnet. Im
Carnuntum mit seinen
23 Rieden dominiert Zweigelt, gefolgt vom
Blaufränkisch während
Grüner Veltliner mit 180 Hektar der
volumenmäßig bedeutendste Weißwein ist.
Eine neue Winzergeneration, die innovativ und bemerkenswert solidarisch arbeitet und von Anfang an Vorzeigeweine mit regionalen und internationalen Eigenschaften anstrebte, hat es geschafft, binnen zwei Jahrzehnten Spitzenplätze im österreichischen Qualitätsrotwein zu belegen. Gemeinsam mit der Elterngeneration ist man weiter dabei, das Potenzial der Böden und des Klimas ins Glas zu bringen.
Eines der Weingüter im Carnuntum, dem das besonders gut gelingt und dessen Ruf inzwischen weit über die Grenzen Österreichs gehört wird, ist das Weingut Taferner in Göttlesbrunn in der Gemeinde Bruck/Leitha, unweit der Ostautobahn A 4, Ausfahrt 32 Bruck/Leitha West. Hier ist nahezu das Zentrum des Carnuntums. Die Donau fließt rund 11 km nördlich, das Burgenland ist nur rund 9 km entfernt, der Neusiedler See knapp 20 km. Der Hof ist seit 1780 in Familienbesitz und wurde über Jahrhunderte hinweg als gemischter Betrieb geführt bis ihn Franz Taferner, genannt Tafi, in zigster Generation ganz auf Weinbau umgestellt hat, denn das Weinmachen ist für ihn die schönste Hauptsache der Welt.
Franz Taferner sieht sich als
Winzer aus Leidenschaft und das
Weinmachen als seinen
Lebensinhalt. Das hat auch
familienintern über bald 30 Jahre so überzeugenden
Eindruck gemacht, dass inzwischen die
nächste Generation im
Weingarten und im
Keller mitwirkt:
Tochter Karoline hat
Weinbau an der
Universität für
Bodenkultur in Wien studiert und wurde durch
Praktika in
Neuseeland und
Australien so stark vom Weinvirusstamm der
Burgunder infiziert, dass sie voller
Kompetenz und
Enthusiasmus bereits ihren
eigenen Stil formt. Das begann unter anderem mit dem
Chardonnay aus dem
Ried Schüttenberg, wo sie eine
streng selektive,
manuelle Ernte überwachte und den Wein nach
spontaner Vergärung ganz
nach ihren Ideen behandelte, um eine
internationale Stilistik nachzuempfinden.
In vielen
Grundsätzen sind sich
Vater und
Tochter einig:
Wein wird zuerst
im Weingarten gemacht, von dem das Wohl des
Winzerlebens schließlich ganz wesentlich
abhängt und der daher
pfleglich behandelt werden muss – obendrein möglichst
organisch schonend und
biologisch nachhaltig. Dann
bedanken sich die
Reben regelmäßig mit
Höchstleistungen und liefern
Trauben, die im Keller viele Möglichkeiten lassen, aus ihnen
herauszuholen, was
Boden,
Wetter und
Winzer in sie
reingepackt haben. Genauso stellt
Familie Taferner sich das auch vor: Es gilt, den
eigenständigen Charakter des
Jahrgangs und der
Sorte herauszuarbeiten und die
Herkunft der
Traube im Wein abzubilden. Er soll in
Beziehung zum Boden und zur
Lage authentisch sein. Dann fließen aus jeder Flasche die
Emotionen, die im
Weingarten und im
Keller den
Wein begleitet haben. Wenn man anerkennt, dass
Weinmachen eine
Kunst sein kann, dann gehört der
Winzer als
Künstler dazu. Ein
Künstler ist
ständig auf der
Suche nach der
Perfektion seines
Stils, die einen an der Staffelei oder am Dirigentenpult, die anderen bei der
Vinifikation. Da es für das
Carnuntum noch
keine DAC gibt, sind den
Kreationen nur die
Grenzen des
österreichischen Weingesetzes gesetzt, das
weniger den
Inhalt des Weins als eher
Formalien bestimmt. Bei aller
Kunstfertigkeit legt
Familie Taferner allerdings Wert darauf, dass sie ihre
kunstvergleichliche Kreativität ohne Allüren umsetzt. Im
Keller mischt man
traditionelle Methoden mit
moderner Technologie. Es wird begeistert
zugepackt und mit
vibrierender Spannung das
Ergebnis akzeptiert. Immer ist man sich
bewusst, dass
Wein ein
Kulturgut ist, aber nicht im Sinne eines historischen
Denkmals. Denn
Wein befindet sich in
ständiger Wandlung und
Weiterentwicklung zum Besten.
Das Weingut Taferner
bewirtschaftet
rund 25 Hektar Rebfläche
. Dazu gehören die Rieden Schüttenberg
, Haidacker
, Bärenreißer
, Haglesberg
und Kräften
an den Südhängen des Schüttenbergs
im Arbesthaler Hügelland
. Angebaut werden zu rund 70 % rote
und 30 % weiße Rebsorten
. Zu den roten gehören Zweigelt, Cabernet Sauvignon, Merlot, Blaufränkisch, Cabernet Franc, Spätburgunder
und St. Laurent
, zu den weißen Chardonnay, Sauvignon Blanc, Gelber Muskateller, Grüner Veltliner, Welschriesling,
und Rheinriesling
. In den Weingärten
rund um Göttlesbrunn
beherrschen schwere Böden
mit Lehm
und Löss
, Sand
und Schotter
das Terrain
. Das wissen die Taferners
klug zu nutzen
: Der lehmdurchzogene
Lössboden
, der Wärme speichert
, Wasser hält
und durch den Lehmanteil Dichte
und Volumen
im Wein
steigert
, bietet alle Chancen
auf ausdrucksvolle Rotweine
. Die andere Seite
des Terroirs
ist das Wetter
. Hier profitiert man von den Einflüssen
des pannonischen
Klimas
, vom Mikroklima
des Neusiedlersees
und den kühlen
Winden
von den Donauauen
. Den Kick bringt
schließlich der thermische
Wechsel
zwischen den warmen
Tagen
und den kühlen
Nächten
, was die Geschmacks
- und Aromastoffe
in den Trauben günstig
beeinflusst
.
Das Weingut Taferner heimst inzwischen zahlreich und regelmäßig Auszeichnungen für seine Weine ein. Es hat sich zum wichtigen Player im Carnuntum entwickelt. Tafis Gelber Muskateller gilt als einer der besten Österreichs, er und der St. Laurent sind als Weine der Bregenzer Festspiele seit Jahren installiert, inzwischen wurde auch der Chardonnay zum „Bregenzer Festspielwein“ gewählt.
Der gemütliche Heurige Tafi ist wie der Wein inzwischen über die Landesgrenzen hinweg bekannt: Wer sich im Weingut Taferner zur warmen Jahreszeit vor Ort zeigt, kann unter den beiden großen Nussbäumen Platz nehmen, an kühlen Tagen im Gewölbekeller. Seit 1989 heißt es in der Kiragstett´n bei Tafis regelmäßig: „Ausgsteckt is“. Welche warme oder kalten Leckerei man sich auch immer aus der Karte mit Käsespezialitäten, feinen Wurstwaren, selbstgemachten Aufstrichen und hausgemachten Mehlspeisen wählt, der passende Wein wartet schon.
Wir konnten zwölf Weine des Weinguts Taferner verkosten.
Chardonnay 2017
Die Rebstöcke dieses Chardonnays stehen im Ried Haidacker. Hier hat die Rebe keine späten Fröste zu befürchten und freut sich, genügsam wie sie ist, wenn sie sich mineralische Nährstoffe aus dem Lössboden mit den Schotterauflagen holen kann.
In
Glas sehen wir ein helles Goldgelb mit hellgrünen Rändern. Im
Bukett präsentiert der Wein sich mit tiefer Würze von frischen Wiesenkräutern im Morgentau und einigen weißen Holunderblüten. Dazu schleichen sich kleine Töne von Melonen und Äpfeln ein und ein winzig-süßlicher Hauch von Haselnüssen. Im
Mund tritt der Wein
jugendlich-forsch auf mit einem
rassigen Antrunk, der dank des Ausbaus im
Stahltank mit
frischer Fruchtigkeit und
geschmeidiger Aromatik herumtobt. Mit zunehmender Beatmung zeigt er Noten von Weintrauben, Futuro-Melonen, Äpfeln und wieder einen ganz kleinen Touch von Nüssen. Die
knackige Säure vermählt sich mit der
feinen Fruchtsüße zu einer
körperreichen Frische, die in
Finish eine
mineralische Abrundung bekommt. Ein
kräftiger, frisch-fruchtiger Chardonnay mit einer
sortentypischen Burgunder-Chablis-Stilistik. Ein sommertauglicher Begleiter für einen Raclette-Abend oder eher experimenteller zu
geräuchertem Heilbutt.
Sauvignon Blanc 2018
Jetzt kommt eine Offenbarung für Trockentrinker und/oder Liebhaber der Sauvignon-Fruchtigkeit. Aus dem Glas duftet es rebsortenrein nach Holunderblüten, Stachelbeeren, Grapefruit und frischen Kräutern, wir erinnern auch gelbe Eierpflaumen. Eine herb-saftige Fruchtigkeit in einer zarten, gleichwohl dichten Textur breitet sich über den Gaumen aus. Eine pikante Richtung von grünem Paprika und schwarzem Pfeffer macht die Sauvignon-Frucht so richtig lebendig. Das gilt auch für die Säure, die mit mineralischen Komponenten ordentlich eingebunden ist. Das ist ein schöner Trinkwein und gleichzeitig ein komplexer Stoff mit elegantem Auftritt. Servieren Sie ihn nicht nur im Sommer auf der Terrasse für die Trockenfraktion, sondern auch zu den üblichen Sauvignon-Verdächtigen wie Spargel und Meeresfrüchten.
Gelber Muskateller 2017
Die lange
Geschichte der
Muskatellerrebe, die sich bis zu den
Phoeniziern zurückverfolgen lässt und von der mehr als
200 Varietäten entdeckt sind, ist der Grund, dass die
Rebe in allen Weinbaugebieten der Welt beheimatet ist. Der
Gelbe Muskateller ist die
bekannteste und am
häufigsten angebaute Varietät. Der
Muskateller von
Familie Taferner hat inzwischen eine
große Berühmtheit erlangt und festigt mit seiner
durchgängig hohen Qualität nachhaltig den
Ruf des
Weinguts. Die
Rebstöcke dieses Weins stehen
im Ried Haglesberg in
Göttlesbrunn. Er ist im
Stahltank ohne Holzeinsatz ausgebaut.
Im Glas schimmert es hell, silbern und gelbgrün. Sofort explodiert die typische Aromatik von Muskat, Holunderblüte, Pfirsich zusammen mit einem winzigen Touch Zitrus und Minze. Die Aromen kommen nicht aus einer überwärmten Richtung und machen nicht schon vorher satt, der Wein ist eher vom coolen Typ und animiert regelrecht zum Antrunk. Die Zunge erfrischt sich an tropischen Fruchteindrücken, die mit aktiver Säure fein und harmonisch abgestimmt sind und einen guten, von Zitrusnuancen begleiteten, saftigen Abgang stützen. Die Harmonie und Leichtigkeit sind überhaupt der Triumph dieses Wein. Er wirkt nicht zu engmaschig oder gar breit, sondern schlank und rank. Ein duftiger Begrüßungswein, der zu chinesischen Bratnudeln mit Schweinefleisch oder Frühlingsrollen mit Zitronengras und Sweet Chili Soße brilliert.
Ried Haidacker Chardonnay 2016
Die
Ried Haidacker in der
Gemeinde Göttlesbrunn ist eine nach
Süden bis
Süd-Südost ausgerichtete Lage mit nährreichem
Lössboden, der von
Ton-,
Lehm- und
Schottereinlagerungen durchzogen ist und im Untergrund auch
Kalkspuren aufweist. Er
hält die
Feuchtigkeit gut und ist eine
ideale Bodenformation für
fruchtig füllige und
würzige Weine. Die hier nur leicht geschwungenen
Rebzeilen werden zwar
von der Sonne verwöhnt, die
nahe Donau schickt jedoch
kühle Luft herüber und bringt
Spannung in den
Aromenaufbau. In den
Parzellen vom
Weingut Taferner stehen
25 bis 30 Jahre alte Rebstöcke. Bei der
Ernte Mitte September 2016 wurde
stark selektiert. Im
Keller hat man die
Stiele entfernt, die Trauben leicht
gerebbelt und dann
36 Stunden auf die
Maische gelegt. Nach der
spontanen Vergärung reifte der Wein für
16 Monate im
großen französischen Eichenholz.
Der Haidacker Chardonnay von Taferner schickt schon aus dem Glas üppige tropische Fruchtaromen von Mangos, Guaven, Clementinen, roter Grapefruit und Ananas, dazu eine florale Anspielung. Am Gaumen kommen noch leckere Töne von Pfirsichen, getrockneten Aprikosen und eine kleine Anmutung von Vanille und hellem Honig hinzu. Das markiert auch den würzigen, lecker mineralisch-salzigen Abgang. Es ist ein Chardonnay aus dem internationalen Stil-Spektrum voller Extrakt und Fülle mit dezenter Säure und viel Frucht. Er würde stolz und prächtig neben einem Saibling in Beurre-Blanc oder einem Risotto mit Butternutkürbis und Pfifferlingen stehen.
Ried Schüttenberg Chardonnay 2017
Der
Schüttenberg ist die
höchste Erhebung im
Arbesthaler Hügelland und bringt es auf
278 Meter Meereshöhe. Die
Hänge mit den
weichen Hügelbögen sind nach
Süden und
Westen exponiert. Er zeigt schon mit seinem
Namen an, dass hier – vor allem in Richtung des Waldrands –
reiner Kalkschotter im Boden liegt,
darüber etwas
lehmiger Sand und
Kies. Eine interessante
Mischung also
für viele rote Rebsorten und obendrein gut für einen
vorbildlichen Wasserhaushalt. Im
Sommer scheint die
Sonne am
Waldrand morgens später auf die Reben und bringt am
späten Nachmittag frühe Schatten. Deshalb stehen in der
Nähe des Waldes die
Chardonnay-Stöcke. Normalerweise darf der
Chardonnay nicht zu spät gelesen werden, weil sonst
die Säure sinkt. In diesen
Teil des Schüttenbergs erreichen die
Beeren ihre
physiologische Reife indes erst
langsam und
spät im
September.
Noch ein
Lagen-Chardonnay in der
großbauchigen Burgunderflasche mit dem
künstlerischen Etikett. Im
Glas leuchtet er weißgold mit silbrig-grünlichen Reflexen. Die
Nase wird verführt von einem blumigen Duft nach reifen Birnen und Honigmelonen, gelben Pfirsichen, leicht gerösteten, in einem feinen Holzton integrierten Nüssen und Mandeln mit einem Hauch von Karamell und Krokant, so als ob auch ein amerikanisches Eichenfass dabei gewesen sei. Schon mit dem ersten Schluck ist der
Mund prall gefüllt. Wir begegnen den
Holztönen in
vorbildlicher Balance mit einer
modern salzigen Mineralik und einem fast
tropisch anmutenden Fruchtensemble mit Anklängen an Zitrus. All das wird im
cremigen Finish von einer
dezenten Holz- und Kräuter-Würze umrahmt. Noch ein
Chardonnay vom
internationalen Typ, dem der
Schüttenberg eine
individuelle Terroir-Note als
Carnuntum-Stil verpasst hat. Ein
druckvoller Wein von
Charakter, der mit
feiner Säurestruktur, seiner
angemessenen röstig-toastigen Tiefe und seiner
würzig-salzigen Mineralik vornehme Eleganz ausstrahlt. Ein
vielseitiger Partner am Tisch, gerne auch zu überbackenem Wolfsbarsch oder einem Schweinefilet-Ragout mit
Steinpilzen.
Carnuntum Cuvée 2017
Der Wein leuchtet im Glas in einem dunklen Rubinrot Richtung Granat mit violetten Reflexen. Es ist eine Cuvée aus 70 % Zweigelt und 30 % Blaufränkisch und damit eine Komposition, die Eindrücke von leckeren roten Früchten erwarten lässt. Tatsächlich tauchen im Bukett die angemeldeten Kirschen auf, aber auch Rote Johannisbeeren, Brombeeren, einige Himbeeren und eine Spur Orangenzesten. Wir schmecken eine saftige, vollfruchtige Struktur, die von samtigen Tanninen und einer dezenten Säure unterstützt wird. Auch im Abgang steht der Wein noch lange voll im Saft. Eine unkomplizierte, fruchtverspielte Cuvée mit Niveau. Sie eskortiert gerne jede Art von klassischen Pasta-Gerichten oder eine gebratene Ente mit Rotkraut.
Rubin Carnuntum Zweigelt 2016
Rubin Carnuntum ist
seit 1992/93 der
Gebietswein, den heute etwa
vierzig Weingüter der
regionalen Winzervereinigung produzieren. Er soll eine Art
Erkennungsmerkmal sein und setzt die
Zulassung durch die
Rubin-Jury voraus, die mindestens
90 % Blauen Zweigelt mit einer
Mindestmostgradation von 18° auf der Klosterneuburger Mostwaage bzw.
12,5% Volumenalkohol verlangt. Er ist grundsätzlich der
rote Klassiker, der in
Farbe,
Duft,
Körper und
Extraktsüße das
Typische des Gebiets als
Markenwein repräsentieren soll.
Möglicherweise wird das
Disziplinar im nächsten Jahr
umgeschrieben werden auf die Reben-
Bezeichnung Blauer Montag oder
Rotburger, was angesichts der problematischen NS-Vergangenheit des
Züchters Fritz Zweigelt verstärkt im Gespräch ist.
Die Reben für den Rubin Carnuntum von Taferner stehen im Ried Kräften bei Göttlesbrunn. Der Wein schimmert im Glas dunkel rubingranat und entfaltet eine prägnante Nase von fast allem, was die Rebsorte mit vorsichtigem Holzausbau zu bieten hat: Reife Schwarzkirschen, frühe Zwetschgen, Brombeeren, Heidelbeeren, feine Kräuter plus etwas Cassis und Vanille. Die zarten Röstaromen befeuern das Aroma mit adäquater Zurückhaltung. Die Zunge fühlt sich wohl in der gemütlichen Wärme dieser Cuvée. Reif, stoffig und mit saftiger Fruchtigkeit verbreitet sich der Geschmack. Wir entdecken sogar noch einige Himbeeren, Holunderbeeren und ein kleines Stück Nougat nebst einer winzigen Rauchspur und freuen uns über den gekonnten Holzeinsatz – wahrscheinlich überwiegend mehrfach belegte Fässer. Im Finish formen sich die Kirschen zu Johanna-Herzkirschen und vermitteln trotz extrem wenig Restzucker eine erstaunliche Süffigkeit. Sie wird geziert von einem Mineraltönchen und jugendlichen Tanninen, die aber nicht durch eine übermäßige Säure noch aufgeladen werden. Ein schön runder Wein zum weihnachtlichen Gänsebraten oder zu einem zeitlosen, kräftigen Hasenbraten.
Ried Haidacker Monument 2016
Der
Monument ist eine im
Barrique ausgebaute
Cuvée aus
Zweigelt,
St. Laurent und
Merlot. In Sinne eines zur Erinnerung auffordernden Gedächtnismals
führt der
Monument mit selbstbewusstem Imperativ
in die Rotweine des Premiumbereichs ein. Der
St. Laurent zählt bekanntlich zur
Burgunderfamilie und gehört neben dem Blaufränkisch zu den
Eltern des Zweigelt. Er nimmt in
Österreich eine
Rebfläche von knapp
800 Hektar ein. Sowohl im
Weingarten als auch im
Keller ist die
St. Laurent Rebe ein wehleidiges
Sensibelchen, das
gute Lagen verlangt und empfindlich ist, was
Früh- und Spätfröste sowie
Verrieselung angehen, so dass sie oftmals mit
niedrigen Erträgen reagiert. Sie
bedankt sich allerdings mit
tollen Weinen, wenn man sie
nett behandelt und die kleinbeerigen Trauben entgegen den verbreiteten Usancen erst sehr
spät erntet. In Zeiten, da man sich von
Volumenbömbchen eher
abwendet, kommt eine
frische, aber dennoch
tiefgründige Zweigelt-St. Laurent-Merlot-Cuvée aus einer Art
Cool Climate im
Carnuntum gerade richtig.
Die Komposition der Rebsorten garantiert eine nahezu vollfruchtige Nase: Dunkle Beerenfrüchte wie Heidelbeeren, Schwarze Johannisbeeren, Brombeerkonfit, Holunderbeeren – die Aromen nehmen mächtig Fahrt auf. Schwarzkirschen kommen hinzu und dann geht es ab in die leckere Nachhut von Karamell und heller Schokolade. Geschmacklich ist es ein sehr distinguierter Wein, der in keiner Richtung übertreibt. Die Säure drängelt sich nicht vor, sondern lässt einer kleinen neckischen Restsüße noch Räume, die an den sanften Holzton ankoppeln. Die allgegenwärtigen Tannine tänzeln beschwingt und geschmeidig in einen würzigen Abgang, in dem noch schnell einige mit Cassis vermählte rote Johannisbeeren zuwinken. Der Wein erscheint ausgewogen und lebendig mit dichtem Körper und fülligem Rückgrat. Er geht auch zu einem kräftig gewürzten Wildgulasch mit Waldpilzen nicht unter und glänzt geradezu neben einem Hirschfilet mit Cassissoße.
Höfreiner Ried Bärnreisen Zweigelt 2016
Angesichts der strukturschwachen Seiten
des Zweigelts
erscheint es nach wie vor als mutig
, ja fast puristisch
, den Zweigelt reinsortig
auf höchstem Qualitätsniveau zu plazieren
. Das fängt mit kurzen
Maischestandzeiten
an, um die Gerbstoffe
zu reduzieren
, und geht mit der umsichtigen
Holzdosierung
weiter, um den Wein aromatisch
nicht
zu erschlagen
. Das bedeutet bei Franz Taverner
immerhin stolze 18 Monate im
Barrique
. Dazu müssen allerdings mindestens Säure
und Extrakt
auf hohem Niveau
mithalten, also am besten alte Zweigelt-Reben
mit geringen Erträgen nehmen
und nicht zu spät ernten
. Der hochqualitative Ausbau
scheint indes zu bestätigen, dass das Aromen
- und Geschmacksspektrum
des Zweigelts
viel breiter
ist als
bisher angenommen
. Dies zu bestätigen, ist die Riede Bärnreiser
eine solide Basis. Sie liegt nordöstlich
von Göttlesbrunn
in der Gemeinde Höflein
. Die Parzellen
haben – wie so oft im Carnuntum
– unterschiedliche Bodenstrukturen
: Generell besteht der Untergrund
aus schluffigem Schotter
, während der Oberboden
sandig-lehmig
bis lößig
ist, mit mehr oder weniger Lehm
, Kies
und Kalkgestein
. Insbesondere im höheren Bereich der Riede
herrschen Kies
und Kalk
vor, im tieferen Bereich
viel Löß
und Lehm
. Die Riede ist nach Südwesten
ausgerichtet und leicht hängig
. Sie ist im Arbesthaler
Hügelland eine der wärmsten Lagen
, wo der Boden tagsüber
die Wärme
für die kühlen Näch
te abspeichert und für eine sehr konstante Reifung
der Trauben
sorgt.
Im Glas geht es mit einem intensiven Rubin- bis Granatrot inklusive violetten Blitzen los. In die Nase springen Aromen von Süß- und Sauerkirschen, reifen Bühler Pflaumen, von Himbeeren und überreifen Brombeeren, dazu ein Tässchen Mokka und eine Prise Zimt. Im Mund versprühen reife Herzkirschen, dunkle Beerenfrüchte und ein winziger, würziger Hauch von mildem Curry einen saftigen Charme, der dank der verhaltenen Säure saftig ausfällt. Das Holz lässt grüßen, kippt aber nicht peinlich und schon gar nicht unangenehm süßlich aus dem Rahmen. Die durch keine Sortenbeigabe getrübte Tragfähigkeit der aktiven Tannine kitzelt den Gaumen spielerisch und trägt zur energischen Positur bei ohne ein zu viel des Guten. Die Tannine und die 14,5 % Volumenalkohol künden von interessanten Geschmacksanpassungen in den nächsten Jahren. Wer den Wein schon heute seinem Gaumen und einer Speise anpassen möchte, wählt ganz schlicht einen Wirsingkohleintopf mit Rindfleisch oder etwas schicker Lammlachse mit Süßkartoffelpüree.
Ried Haidacker Excalibur 2016
Das
Schwert Excalibur des
Königs Artus, das er aus dem Amboss zog und das ihm
übermenschliche Kräfte verschaffte, legitimiert diesen
Wein dazu, sich als
sagenumwobener Herrscher zu präsentieren. Erst einmal kommen die
Trauben ganz irdisch vom
Lehm-Lößboden aus
sonniger Lage. Es ist eine
Komposition aus
60 % Zweigelt, 25 % Merlot und
15 % Cabernet Sauvignon. Der
Ausbau erfolgte
18 Monate und
länger im neuen Barrique, das im Falle des
Cabernet Sauvignons von
amerikanischer Eiche stammte.
Der Wein schaut uns im Glas in einem dunklen Rubin- bis Granatrot an und schickt violette Funken aus. Edle Röstaromen klettern empor, zusammen mit Eindrücken von dunklen Waldbeeren, schwarzen Hedelfinger Knorpelkirschen, etwas Süßholz, einigen reifen Zwetschgen, einem kleinen Sträußchen grünfrischer Kräuter und etwas Nougat-Schokolade – alles recht würzig. Im Mund erinnert der Wein in der Tat an das sagenhafte Schwert: Vollmundig, druckvoll, komplex bahnt er sich seinen Weg über die Zunge, verbirgt aber nicht die zarte florale Abrundung. Die Tannine sind ausdrucksstark, aber erstaunlich eingebunden, nicht zuletzt, weil der vorlaute Cabernet den geringsten Anteil an der Cuvée hat. Der Wein wirkt angenehm frisch und saftig, ohne dass seine Kraft am Gaumen abhanden kommt. Im langen Finale kommt dank zurückhaltender Säure eine überraschend integrierende Schmelzigkeit mit einer kleinen Mineralik zum Zuge. Der facettenreiche Wein imponiert durch seinen starken Körper, ohne sich plump anzubiedern. Animierend, ausgewogen und zugänglich zeigt er sein elegantes internationales Format. Natürlich ruft dieser Wein geradezu nach einem wilden Braten vom Hirsch oder Angus-Rind oder noch ruinöser vom Kobe-Rind.
Tribun 2015 Cabernet Sauvignon
Jetzt kommen wir zum
Hammer-Wein von
Franz und
Caroline Taferner. Der
Tribun ist eine
absolute Rarität im
Carnuntum. Er ist das
reinsortige Abbild der
international geschätzten Cabernet Sauvignon Rebe aus der
Ried Haidacker. Hier liegt wie schon beschrieben jede Menge
Donau-Schotter mit
Kalkeinlagerungen auf dem
Boden herum. Der Wein reifte
18 Monate lang in
neuen amerikanischem Holz. Sein
Name ist
Programm – der
Tribun war in der
Antike – ungeachtet aller Ausformungen des Amts – stets der
hohe Würdenträger, der die
Richtung vorgab, insbesondere für das gemeine Volk. In der aktuellen Neuzeit gibt der
Tribun im
Carnuntum die moderne
Richtung reinsortiger Weine mit
Lagencharakter vor: Verstecken der Rebsorten hinter Gesamtkunstwerken gilt nicht mehr. Er
belegt zudem durch
Karoline Taferners Inspirationen eindrucksvoll, dass nicht immer nur Weine aus autochthonen Rebsorten auffallen, sondern dass
Österreich auch ein
Player mit
internationalen Rebsorten sein kann.
Die Stilistik geht mit einem deftigen Bukett los: Himbeeren, Zedern, süßliche Viktoriapflaumen, blonder Tabak, fulminante Kräuterwürze, mineralisch-holzige Malz-, Karamell- und winzige Weichsel-, Vanille- und Kakaonoten – alle wollen dabei sein. Am Gaumen strahlt er eine gediegene Reife, füllige Struktur und Ausgewogenheit aus, die mal nicht paprika-cassis-geschwängert ist. Der Nachhall erinnert an seine leichten Röstaromen, an Mokka, Oolong-Tee und speziell an rote Beerenfrüchte. Die Säure ist dezent, die Tannine sind präsent und robust, die Frucht tiefgründig und schön langsam gereift: die Balance stimmt. Eine große, individuelle, komplexe Persönlichkeit in kalifornischem Stil mit Saft und kompakter Kraft, ein nachdrücklicher Wein, der auf der Flasche noch interessantes Potenzial bietet. Er ist ein herzhafter Essenbegleiter zu einer Lammkeule mit dunkler Soße.