An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Das Weingut Mantler31: Authentische, harmonische und trinkfreudige Weine aus dem Wagram
Der Wagram hat über Jahrzehnte um seinen Status als eigenständiges Weinanbaugebiet gerungen. Noch in den sechziger Jahren gehörte es zum Weinviertel, dann zum Gebiet Klosterneuburg und ab 1985 zum Carnuntum-Donauland, aus dem 2007 das Donauland ausgegliedert und zum Wagram wurde. Es ist mit 2.451 Hektar das drittgrößte Anbaugebiet Österreichs.
Die beiden 31er Mantlers Christian und Andrea gehen jung, frisch und ambitioniert an das Weinmachen ran – Andrea hat erst kürzlich die Weinbauschule Krems mit dem Facharbeiterbrief abgeschlossen. Beide sind darauf bedacht, das Terroir in ihren Weinen authentisch abzubilden. Tradition im Kopf, naturnahe Methoden im Weingarten und modernste Technik mit penibler Hygiene im Keller, das sind die Prämissen ihrer Arbeit. Aus gesunden Trauben harmonische, trinkfreudige und langlebige Weine machen, ist für sie Weg und Ziel zum persönlichen Erfolg und qualitativen Renommee.
Die Rebstöcke des Weinguts stehen in den Rieden In alten Weingärten, Spielberg, Goldberg, Riesmein und Eisenhut in Großriedenthal und Fumberg und Gesang in der Kastralgemeinde Gösing. Hier werden hauptsächlich die weißen Rebsorten Grüner Veltliner, Riesling, Weißburgunder, Gelber Muskateller und Roter Veltliner angebaut, aber auch die rote Sorte Zweigelt.
Wir konnten zwölf Weine des Weinguts Mantler31 verkosten.
Rosé Sparkling Amalia
Tochter Amalia ist Namenspatronin des Rosé Sekts von Christian und Andrea. Rosé ist bekanntlich nicht nur die Lieblingsfarbe junger Mädchen, sondern findet auch als Wein und Sekt immer mehr Liebhaber. Der Rosé Amalia blendet glücklicherweise nicht mit grellem Himbeer-Pink, sondern funkelt in der Flasche und im Glas in einem vornehmen Lachsrosa. Er moussiert deutlich mit einer feinen Perlage. Sein Bukett entwickelt sich langsam, dann aber mit zärtlicher Frische und hefewürziger Frucht von Ananas, weißen Pfirsichen, Zitrus und Golden Delicious-Äpfeln. Wir schmatzen begeistert auf der saftigen Fruchtsüße herum, obgleich der Sekt trocken ist und zu keinem Zeitpunkt bonbonmäßig wirkt. Ein leichter Karamellton, die feine Säure und eine sanfte, würzige Cremigkeit runden die feingliedrige Harmonie ab. Das süffige Mundgefühl bleibt im Nachhall noch lange erhalten. Das ist Trinkspaß für jede Gelegenheit, zum Partymachen sowieso. Wenn Sie ihn gerne einer Speise aufdrängen wollen, dann einem lustig-lockeren Pizza-Pasta-Essen oder einem gediegenen Kalbsbraten.
Grüner Veltiner Frizzante
Grüner Veltliner Klassik 2017
Das klimatische Wechselspiel im nördlichen Wagram und die legendären Lösböden transportieren die sanften Hügel und die weiten Felder des Wagram in das Aroma und den Geschmack der Grüne Veltliner Rebe. Wohl keine andere Weinregion in Österreich kann eine so unverwechselbare Weinstilistik vorzeigen wie die vom Löss geprägten Veltliner aus dem Wagram. Und so kommt der Klassik Grüne Veltliner von Mantler31 auch klassisch an: Das kleine Pfefferle bringt Würze und Fruchttiefe mit, schlicht, schlank, unkompliziert, trinkfreudig. Er verbreitet Düfte von mediterranen Früchten und Wiesenkräutern, unaufgeregt aber vielschichtig. Im Mund tritt er mit aktiver Säure trocken und aromatisch auf, würzig, fruchtig und pikant. Sein Abgang wird von einer dezent schmelzigen Fruchtsüße umrahmt. Es ist ein klassisch eleganter Veltliner, der Meeresfrüchte ebenso begleitet wie eine kräftige Brotzeit.
Grüner Veltliner Eisenhut 2015
Die Ried, sprich Lage, Eisenhut erstreckt sich als felsiger Hügel westlich von Grossriedenthal nach Gösing hin und ist eine der am höchstgelegenen am Wagram. Die windgeschützten Weingärten an dem nach Süden bis Südosten ausgerichteten Hang haben einen tiefgründigen Lössboden mit deutlichem Kalkgehalt und teilweise roter Schotterauflage. Die Ried Eisenhut ist karg, aber warm und zählt zu den besten Lagen des Wagrams.
Grüner Veltliner Eisenhut 2016
Im Gegensatz zum Glutjahrgang 2015 gab es für den Grünen Veltliner im Jahrgang 2016 in Niederösterreich Einbußen durch späten Frost und reichlich Regen – Aprilwetter bis in den Sommer. Die Reben, die durchkamen, spendierten allerdings Weine, die das Terroir besonders ausdrucksstark präsentierten. Die Rebstöcke in der Ried Eisenhut wurden durch die geschützte Lage und das wärmere Mikroklima vor größeren Schäden bewahrt.
Die Wettereskapaden könnten mitgeholfen haben, dem Grünen Veltliner aus der Ried Eisenhut im Jahrgang 2016 eine noch stärker nuancierte Fruchtigkeit mitzugeben. Im Glas glänzt er weißgolden mit silbernen, zuweilen gelbgrünen Reflexen. Er sendet Düfte von gelben und grünen Honigmelonen aus, von Äpfeln der Sorte Cox Orange und kleine Duftspuren von Kräutern nebst einem Hauch Passionsfrucht. Am Gaumen treffen sich feine Früchte mit einer kräftigen Säure und verbünden sich zu Finesse und frischer Opulenz. Der zarte Fruchtschmelz und die tiefgründige Struktur garantieren einen langen, dichten Abgang mit pikanten Spitzen. Servieren Sie den Jahrgang 2016 zu einer im Erdäpfelteig gebackenen Entenkeule oder zu Erdäpfel-Zucchini-Puffern.
Grüner Veltliner Eisenhut 2017
Das war schon eine Herausforderung der Jahrgang 2017. Erst der kälteste Januar seit Jahrzehnten, dann der wärmste März und ab Juni nur noch Sonne ohne Regen, der dann im September kam und oft die Ernte unterbrach. Der Veltliner im Wagram hat die Wetterkapriolen gut verarbeitet und sich mit besonders aromatischen Weinen bedankt.
Der 2017er Grüne Veltliner Eisenhut von Familie Mantler in der 31 hat zum einen die fruchtfüllige Nase der Vorjahrgänge bewahrt, die Apfelnote geht jedoch mehr in Richtung getrockneter gelber Äpfel, während die Zitrusnote noch prägnanter erscheint und von einem flüchtigen Hauch weißen Pfeffers fortgeweht wird. Im Geschmack erfreut eine kleine Süßnote mit Honigcharakter, die der reifen Fruchtigkeit und Würze schon jetzt ein schönes Volumen verleiht. Die erfrischende, fruchtbetonte Säure ist gut ausbalanciert und unterstützt die pikante Saftigkeit des Veltliners im Finish. Der Wein ist durchaus komplex und wartet darauf, dass seine geheimnisvolle Tiefe und Kraft in den nächsten Jahren die Weinentdecker erfreut. Genießen Sie ihn zu einer gefüllten Kohlroulade oder zu einem Perlhuhn aus dem Rohr.
Grüner Veltliner Riesmein 2017
Die Reid Riesmein liegt im Süden von Großriedenthal zum Gießgraben und der Landstraße 46 hin. Die Rebzeilen sind zumeist nach Süden ausgerichtet und ziehen sich sanft von etwa 200 auf knapp 300 Meter Meereshöhe.
Das ist ein klassischer Grüner Veltliner, klar, fruchtig, vollmundig und gradlinig. Er protzt selbstbewusst mit einem Bukett von reifer Ananas, roter Grapefruit, grünen Limetten und einem koketten Ton von Karamellbonbons. Am Gaumen öffnet sich ein stoffiger, gut ausbalancierter Wein mit einer dichten Textur und vollem Extrakt. Seine dezente Mineralik hat diese kleine, aber nachgefragte Salzigkeit, die sich wunderbar mit der feinen Würze, der präsenten Säure und einer nachklingenden kleinen Restsüße verträgt. Ein harmonischer, eleganter Wein, weich und vollmundig. Er ziert jeden klassischen Schweinebraten, viele Schnitzelvarianten und hält sogar einem Lammfilet-Ragout stand.
Die Gelbe Muskateller Rebe fühlt sich im warmen Klima des Wagrams wohl und zeigt sich vor allem in trockenen Jahren nicht so zickig wie in anderen Gebieten Österreichs. Denn im Wagram sind alle klimatischen und geologischen Voraussetzungen erfüllt, damit sie ihre volle physiologische Reife erlangen und bei später Ernte ihre Eigenschaften als duft- und aromastarke Sorte im Keller ausspielen kann. Familie Mantler hat das 2017 genutzt und einen animierenden Sommerwein gemacht, für den der Sommer das ganze Jahr über andauern könnte.
Aus dem Glas drängeln sich die Duftnoten explosionsartig in die Nase, das Muskataroma und die Holunderblüten wollen wie immer die ersten sein, die Weinbergspfirsiche, Wiesenblumen, Weintrauben und der winzige Touch von Zitronenmelisse und Fenchel hinken wie immer hinterher. Am Gaumen sind alle wieder vereint und treffen einige versprengte Mandarinenscheiben und Ananasstückchen. Die Säure ist frisch und quicklebendig und bestimmt zusammen mit der wunderbaren süßlichen Fruchtigkeit und den mineralischen Noten das beschwingte Finish. Das ist der verspielte Fresh&easy-Wein für jede schöne Begegnung, auch die mit sich selbst. Auch ein Geflügelsalat oder ein Ziegenfrischkäse mit Feigenchutney dürften stolz auf eine Begleitung durch diesen schönen Gelben Muskateller sein.
Die Weißburgunder Rebe liebt warme, tiefgründige und kräftige Lösböden mit exponierten, trocken-warmen Lagen. Fast alles kann der Wagram bieten, vor allem auf dem Plateau des nördlichen Wagrams. Gerade dort, wo es dem Grünen Veltliner oder Riesling schon zu heiß ist, läuft die Weißburgunder-Rebe zur Hochform auf und lässt die Mostgewichte durchknallen.
Obgleich die meisten Weißburgunder sich im Bukett eher zurückhalten, verströmt dieser hier überraschender Weise markante Aromen von roten Äpfeln und gelben Birnen und hellem Blütenhonig. Im Mund dann eine hohe Eleganz ohne Schwere oder Opulenz. Das ist keiner der überdimensionierten Brioche-Typen, sondern trotz guter Extraktdichte ein frisch-saftiger Wein mit herrlicher Fruchtsüße und leichter Nussigkeit, sensibel eingebunden in eine wohldosierte Säure und eine feine salzig-mineralische Note. Ein Weißburgunder, der sich von einer überzeugend charmanten Seite zeigt mit einem fröhlichen Mundgefühl. Was das Speisenpairing angeht, ersparen Sie dem Wein die üblichen Verdächtigen wie Asia und Schwein, gut gefallen dürften ihm ganz bodenständig ein Bachsaibling vom Grill oder mehr gourmetmäßig eine gegrillte Rosmarin-Taube.
Die Ried Fumberg liegt südwestlich von Grossriedenthal zwischen Gösing und Fels am Wagram bzw. Feuersbrunn. Hier befindet sich ein von Südost nach Südwest drehender sanfter Terrassenkegel aus durchlässigem Lössboden mit hohem Sand- und sandigem Lehmanteil, vor allem aber mit rund 40% Kalk. Für Riesling-Reben war 2017 im Wagram ein magisches Jahr. Über mehr als drei Monate bekamen sie im Sommer reichlich Sonne, während der Lössboden die totale Austrocknung verhinderte. Der Regen im September erwies sich als Vegetationsturbo und ließ die Beeren nahezu platzen, störte letztendlich aber nicht, weil Erntezeit ohnehin erst im Monat Oktober war, den die Sonne im Wagram noch einmal richtig vergoldete.
Wir haben einen Wein im gelbgrün glänzenden Glas, der sortentypische Duftnoten von Pfirsichen, Aprikosen und Zitrus aber auch von Wiesenblumen entwickelt und zwar höchst intensiv. Wir schmecken lustvoll eine saftige Fruchtsüße, die von frischen Pfirsichen und Marillen, Zitruszesten und Goldkiwis getragen wird. Der ordentliche Säurekern schickt den Wein in einen schmelzig-süßlichen Abgang mit einer druckvollen Textur und einer mineralische Ader. Ein Wein im Gleichklang mit dem Terroir, der das Beste aus dem Anbaugebiet verinnerlicht hat. Das ist der klassische Begleiter zu einer großen Pfanne knoblauchfreier Scampi oder zu einem Dinner for two.
Roter Veltiner Diebesnest 2017
Die Ried Diebesnest liegt westlich von Grossriedenthal und grenzt an die Ried Eisenhut und nach Norden hin an das Anbaugebiet Kamptal an. Die Reben wachsen an einem Südhang mit tiefgründigem Lössboden. Das mag der Rote Veltiner, um sein enormes Potenzial ausspielen zu können.
Die weiße Sorte Roter Veltliner ist eine autochthone Rebsorte des Wagrams und nicht einmal verwandt mit dem Grünen Veltliner. Einst zum Nischenprodukt geworden, entwickelt sie sich stetig zu einer kultigen, trendigen Sorte. Sie ist eine Diva, die verwöhnt werden will und vor allem im Weingarten einen unglaublichen Aufwand erfordert, beispielsweise um durch ständige Laubarbeit die Fäulnis der Beeren zu verhindern. Dafür offeriert sie dann eindrucksvolle Weine mit einem ganz besonderen Charakter. Es war übrigens Josef Mantler, ein Mitglied der weit verzweigten Mantler-Familie aus Brunn im Felde, der in den Fünfzigern die alte dunkelbeerige Varietät vermehrte und so für eine Renaissance der vom Aussterben bedrohten Sorte sorgte. Seine Züchtungen reduzierten den gefürchteten Botrytiseinfluss und zielten auf vitale, kraftvolle, saftige Trauben. Noch heute streben die Klonselektionen der Züchter im Wagram die Steigerung der Primärfruchtigkeit der Weine an.
Im Glas haben wir einen Wein mit grünlich-gelber Farbrichtung, der zart nach reifen gelben Äpfeln, Orangen, gelben Pfirsichen und einer winzigen Spur Marzipan duftet. Am Gaumen breitet er sich cremig und zugleich mit einer erfrischenden Fruchtsüße aus. Die belebende Säure sorgt für einen angenehmen Druck und eine Spannung, die im Finale einen harmonischen Bogen schlägt zu den leisen Tönen von Karamell und leicht weißpfeffriger, kraftvoller Würze. Das ist der energische, kultverdächtige Entdeckerwein, der einen Lobster schon vor dem Kochen erröten ließe. Etwas schlichter verschönt der Wein auch eine Pasta mit Meeresfrüchten.
Zweigelt Gesang 2015
Die Ried Gesang am östlichen Ortsrand der Kastralgemeinde Gösing mit den tiefgründigen Lößböden auf zum Teil auch sandig-schottrigen Terrassenlagen zwischen 200 bis 300 Meter Seehöhe ist prädestiniert für schlanke, spannende Rotweine, die nicht fett im Glas rumschlieren, sondern genussvollen Spaß machen.
Der 2015er Lagen-Zweigelt lädt mit einem dunklen, Purpur schimmernden Rubinrot im Glas ein. In der Nase werden alle Zweigelt-Erwartungen erfüllt: eine mit Waldbeerenkonfit unterlegte Kirschfrucht vom Typ Hedelfinger Schwarzkirsche, dazu ein kleiner Touch Nougat und eine gewisse Kräuterwürze. Auf der Zunge breitet der Wein sich schmiegsam, ruhig und fast cremig aus. Die saftige Kirschfrucht wirkt wie die Essenz der Traube und wird durch die verhaltene Säure, die gradlinige Struktur und die Jugendlichkeit des Weins unterstützt. Die extraktsüß umhüllten Tannine treten nicht klotzig auf, sondern eskortieren fein und ausgewogen den angenehm mineralischen Nachhall. Ein sortentypischer, edler Zweigelt, der nicht plattmacht, sondern trinkfreudige Fröhlichkeit herauslässt. Erfreuen Sie sich und den Wein mit einem krossen Entenbraten oder einem Fasan aus dem Ofen oder mit einem Schärdinger Weinkäse.
26.10.2018
Fotos: © Mantler31