An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Das Leben lieben und den Wein genießen – Die vier Weinschwestern aus Württemberg
Es war seinerzeit ein echtes Abenteuer, als die Urahnen Friedrich und Luise Bihlmayer in Löwenstein in Württemberg vor rund fünfzig Jahren beschlossen, Wein selbst auszubauen. Noch heute hat das Leben in der inzwischen gewachsenen Großfamilie etwas mit Abenteuer zu tun: Es ist immer etwas los, ruhig ist hier nur der Wein. Vier Generationen wirken heute mit Leidenschaft und Herzblut beim Weinmachen mit.
Herbert Bihlmayer, Sohn von Friedrich und Luise, und seine Ehefrau Doris sind die Großelterngeneration, die das Weingut Bihlmayer gründeten und 1969 den ersten eigenen Wein abfüllten. Sohn Bernd Bihlmayer und seine Frau Sabine sind jetzt die Elterngeneration, sie haben vier Töchter, von denen Cathrin und Amelie sowie Cathrins Ehemann, der Pfälzer Weinbautechniker Alexander Kaestel, zusammen mit den Eltern den Betrieb maßgeblich steuern. Die älteste Schwester Cathrin Eva Bihlmayer entschloss sich nach dem Abi während einer Weinlesereise nach Neuseeland zum Studium von Weinbau und Önologie. Seit 2010 ist sie ganz formgerecht Mitgesellschafterin der familiären Weingut-OHG. Amelie Luise Bihlmayer ist mit 26 Jahren die jüngste Schwester, die nach ihrem Studium der Weinbetriebswirtschaft in Heilbronn und mehreren Praktika in Südafrika den Gutsbetrieb mit inspirierender und innovativer Kreativität auf Trab hält. Sie hat mit Marketing, Events und Vertrieb mal eben neuartige Abteilungen eingerichtet, in denen sie analog-real und digital-virtuell herumwirbelt. Die Schwestern Desiree, Maschinenbauingenieurin, und Beatrice, Master der Lebensmitteltechnologie, helfen oft und gerne im Weingut. Sie bringen ihre Ideen ein und sind auch bei der Gestaltung und der Durchführung der Events des Betriebs beteiligt. Die jüngste Generation auf dem Weingut sind Cathrins und Alexanders Söhne Emil und Henri. Und schließlich lebt im Nachbarhaus noch Onkel Dieter Bihlmayer. Alle zusammen wuseln unentwegt irgendwo in den Weinbergen, im Keller oder sonst wo im Betrieb herum.
Die neueste und bedeutendste Errungenschaft des Betriebs ist die im April 2015 nach einjähriger Bauzeit eröffnete moderne Vinothek mit riesigen Fenstern, die unter anderem direkt auf den Breitenauer See schauen lassen. Es gab damals eine mehrtägige Party, auf der nicht nur Mitarbeiter, treue Kunden und Promis im Mittelpunkt standen, sondern im Verkaufsraum auch das alte Sofa von Uropa Fritz und Uroma Luise und der vier Meter lange Holztisch aus den Balken einer alten Scheune. Von der mit dem Fahrstuhl erreichbaren, 120 qm großen Dachterrasse hat man vor allem zum Sonnenuntergang den richtig atemberaubenden Blick: ins Weinsberger Tal, über die Weinberge, auf die Löwensteiner Stadtsilhouette und zu den Löwensteiner Bergen. Viel Weinkultur auf einem Blick. Apropos Kultur: Berühmt und legendär sind die Feste und Events des Weinguts, die von Brunch über Südafrikanische Feste und Abende bis zu speziellen Dinner reichen.
Die bietet das Weingut Bilhmayer sozusagen in zwei Linien oder Bereichen an: In der Stammlinie tritt nach wie vor das Weingut Bihlmayer als Verursacher für über dreißig Weine und drei Sekte auf. Die Sonderlinie eröffnet eine eigene Welt des Weins: die der Weinschwestern.
Da haben sich die vier Schwestern, angeführt von Cathrin und Amelie als Weinaktivistinnen und Mitglieder der GENERATION RIESLING, zusammengetan und kreieren mit Lust und Laune ihre sechs eigenen Weine – mit eigenen Ideen, eigenem Design und eigenem Vertrieb nebst Marketing. Eine Linie, die ihnen ebenso wie dem Kunden Glück, Zufriedenheit, Zusammenhalt und Fröhlichkeit bringen soll. Es geht um guten Wein, hervorragendes Essen und schöne Musik, alles gegenwärtig auf den häufigen gemeinsamen Grillpartys der Schwestern, nicht nur zum äußeren, sondern auch zum innerlichen Vergnügen. Es geht um eine positive Einstellung zum Leben, zur Familie und zu den Traditionen plus viel Spaß an den Gemeinsamkeiten, selbst wenn alle vier Schwestern in vielerlei Hinsicht sehr verschieden sind, jede eben eine eigene Persönlichkeit, wie man an ihren Lebensentwürfen ablesen kann.
Die Aufforderung, das Leben zu lieben, drücken schon auf den ersten Blick die einmaligen Etiketten ihrer Flaschen, aber auch die Bezeichnungen ihrer Weine aus: Die Labels strahlen in den Farben, Formen und Zeichnungen vielerlei Gerüche, Geschmäcker, Gefühle, Eindrücke, Erinnerungen und Sehnsüchte aus und erzählen Geschichten und Träume. Erneut und noch stärker wird das durch die emotionalen und zugleich programmatischen Bezeichnungen ihrer Weine assoziiert.
Wir konnten drei Weine der Weinschwestern verkosten
2016 Riesling Löwensteiner Wohnfahrtsberg. Eat Sleep Riesling Repeat
2016 Rosé Löwensteiner Wohlfahrtsberg. Hurlyburly
Der reinsortige Lemberger aus der Wohlfahrtsberg-Lage durfte im Holzfass reifen. Er bestätigt schon im dunkelrot leuchtenden Glas sein aufbauendes und verheißungsvolles Zusatzmotto „Liebe Leben“. Wir erschnüffeln Brombeeren, Hollunder und einige Töne von Schwarzen Johannisbeeren und Zwetschgen, dazu eine kräftige Würze, die für französische oder slowenische Eiche sprechen könnte, aber auch zarte Vanillenoten, wie sie amerikanische Eiche vermittelt. Im Mund macht er sich erstaunlich fruchtig und zeigt eine offensiv pikante Würze mit etwas Paprika und einer kleinen Prise Pfeffer. Die 13 % Alkohol treten dezent auf und können glücklicherweise nicht verhindern, dass der Wein inhaltlich leicht und luftig daherkommt, was für einen noch jungen Lemberger durchaus typisch ist. Versauen Sie seinen Auftritt am Tisch nicht mit den üblichen Verdächtigen wie Hirsch oder noch wilder. Gönnen Sie dem zart-pikanten, aromatisch-eleganten Wein lieber einmal mutig ein kräftiges Fischfilet vom St. Pierre.
12.06.2017
Fotos: © Weinschwestern,
soweit nicht anders angegeben
.
Foto: © .Judy Stoll
Foto: © .D.R.
Foto: © .D.R.