An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Die Cantine Ascheri Giacomo – Tradition, Innovation und Spitzenqualität aus dem Piemont
27. Juni 2017
Die Cantine Ascheri Giacomo ist eines der ältesten urkundlich dokumentierten Weingüter des Piemont und seit Jahren eines der innovativsten Italiens. 1880 ist so etwas wie das zweite Gründungsjahr des Weinguts Giacomo Ascheri. Damals fand der große Umzug statt – von den Ursprüngen in La Morra ging es in mitten in die Stadt Bra in der Provinz Cuneo, wo das Weingut heute noch seinen Sitz hat. Bra war damals das Zentrum der Weinwirtschaft im Piemont. Von hieraus lieferten die Winzer ihren berühmten Barolo in alle Welt, von hieraus gab es eine schnelle Verbindung nach Turin, Drehscheibe des Weinhandels und Sitz des Könighauses von Savoyen. Zuvor hatte die Familie Ascheri in La Morra Pionierarbeit für den Weinbau im Piemont geleistet. Sie war es, die Anfang des 19. Jahrhunderts die ersten Rebstöcke in der Langhe setzte. Noch ein Jahr vor dem Umzug veröffentlichte das Weingut eine völlig neue Reberziehungsmethode, Ascheri cordon. In den letzten 100 Jahren vergrößerte die Familie Ascheri ihre Weinberge mit ständigen Zukäufen. Ihren Stammbesitz in La Morra gaben sie nie auf, erwarben aber weitere Weinberge in allerbesten Barolo-Lagen wie Serralunga d'Alba im klassischen DOCG-Barolo-Gebiet, Verduno oder Weinberge um Bra herum wie Podere di Montalupa.
Neben dem Weingut betreibt die Familie durch Mateos Schwester Egi die L’Albergo Cantine Ascheri, ein renommiertes 4-Sterne-Hotel im Zentrum von Bra, 200 Meter vom Bahnhof entfernt. Seine Architektur hat es in den Reiseführern zu einer allgemeinen Sehenswürdigkeit gebracht. Weitere Besonderheit: Die 27 luxuriösen Zimmer und vier Suiten sind mit Designermöbeln von örtlichen Handwerkern ausgestattet. Neben dem Hotel gehört zum Weingut Ascheri auch das beliebte familiäre Restaurant Osteria Murivecchi mit piemontesischer Küche und Weinausschank per Glas. Murivecchi bedeutet übrigens "alte Mauern" und bezieht sich auf die ursprünglichen Teile der Keller des Weinguts aus den alten Zeiten des Umzugs nach Bra.
Die Familie Ascheri ist eine der ehrwürdigsten und verdienstvollsten Winzerfamilien des ganzen Landes. Matteo Ascheri gehört zu der Winzergeneration, die den Wert von Traditionen anerkannte und sie nicht verachtete. Für ihn ist die Tradition der Sockel, auf dem er fest verankert ist und auf den er sich verlassen kann. Von hier aus ging es los mit Innovationen ohne Ende, von hier aus prüfte er jede Technologie auf ihren Nutzen für seine Vorstellung von guten Weinen. Matteo Ascheri setzte im Weinberg und im Keller mit Leidenschaft und Herzensblut kleine Revolutionen durch, die heutzutage für manchen Jungwinzer in Italien selbstverständlich sind. Er machte aber nicht unkritisch jeden Trend mit, sondern blieb durchaus auch bei bewährten Methoden, die nach wie vor den ureigenen Charakter seiner Weine prägen. Beispiel: Als andere jeden Wein durch das Barrique-Holz schleusten, kümmerte er sich sowohl bei den Barberas, aber auch bei den Barolos zunächst um die Optimierung des Rebmaterials und gönnte ihnen dann überwiegend das große Eichenfass und nur ausnahmsweise französische Barriques.
Seine Innovationsfreunde griff Technikbereiche auf, an die sich bislang kaum ein Winzer wagt: Er ließ auf sein Weingut zugeschnittene Software entwickeln, die sämtliche Aktivitäten in den Weinbergen und im Weinkeller überwacht und protokolliert. Ergänzt wird sie durch eine Datenbank mit Angaben zum Wetter und zu den Bodenprofilen der Weinberge. Matteos Engagement ging immer über die Wirkung auf das familiäre Weingut hinaus. So kämpfte er auch um Ursprungsbezeichnungen und um die Abgrenzung von Regionen neben den angestammten Barolo- und Barbera-Gebieten.
Matteos Philosophie für das Weinmachen ist klar und einfach: Ruhe ist die erste Pflicht im Weinberg und im Keller. Es wird in der Regel so spät wie möglich geerntet, meist zwischen Mitte September und Mitte Oktober. Gelesen wird per Hand, die Trauben werden schonend in 20kg-Kisten in den Keller transportiert. Die weißen werden vorsichtig pneumatisch gepresst und im Edelstahl temperaturkontrolliert vergoren. Die roten Trauben werden auf der Maische möglichst spontan vergoren, einige Weine werden später der malolaktischen Gärung unterzogen.
Generell wird so wenig wie möglich eingegriffen in das, was die Natur in den Reben installiert hat und was es im Keller zu entdecken und zu entfalten gilt. Matteo hält nichts von den stromlinienförmigen Weinen, die nach modischen Geschmacksbedürfnissen der Kundschaft gemacht werden, selbst wenn sie von guter Qualität sind. Qualität allein reicht ihm nicht. Er will die Eigenart der Rebsorte in dem bestimmten, einzigartigen Terroir abbilden, seine Weine sollen eine eigene, vom Kellermeister kreierte Stilistik mitbringen. Die Weine sollen in diesem Sinne natürlich, authentisch und hochwertig sein, so etwas wie unplugged, nicht künstlich gedrillt für den Allerweltsgeschmack. Im Idealfall sind sie dann auch noch voller Eleganz und Finesse. Er selbst sieht es als besondere Herausforderung an, auch in schwierigen Jahren einen guten Wein zu machen, in guten Jahren kann das schließlich fast jeder. Er lässt sich nicht von externen Beratern reinreden in sein Metier und macht Fehler lieber selbst. Er weiß, dass jede seiner Flaschen auch ein Stück Genusskultur des Piemont als Botschaft mitbringt. Dass er mit seinen Ideen und Experimenten beim Weinmachen Erfolg hat, bestätigt ein steter Regen an Sternen, Gläsern oder Punkten in allen mächtigen Weinführern der Welt.
Was das Terroir angeht, so beginnt die Vielfalt bereits mit den unterschiedlichen Böden in Serralunga d'Alba einerseits und La Morra und Verduno andererseits. In den Höhenlagen von Serralunga zwischen 280 bis 350 Metern, wo unter anderem der Barolo Sorano herkommt, herrschen lehmige Böden mit Kalkspat vor. In der Gegend um La Morra und in der Verduno-Lage liegen schluffige, tonhaltige Böden mit hohem Kalkspatanteil und geben den Weinen Pisapola Barolo, Nebbiolo Langhe, Barbera d'Alba und Dolcetto d'Alba einen besonderen Charakter mit. In Montalupa, im Gebiet Roero, liegen in 265 bis 305 Meter Meereshöhe zumeist schroffe maritime Sedimentgesteine mit Sand und Kies herum. Hier kommen edle Weißweine her. In der Langhe und im Roero herrscht grundsätzlich ein warmes und gemäßigtes Klima mit reichlich Niederschlägen, vor allem in der Vegetationsperiode. Im Winter kann es, wie etwa 2014/15, auch zu hohen Schneemengen kommen, von denen der Boden in der Tauperiode profitiert, die ansonsten eher zur trockensten Zeit im Piemont gehört.
Wir konnten acht Weine der Cantine Ascheri verkosten.
Christina Ascheri Langhe DOC Arneis 2016
Die Trauben für diesen Wein wachsen in den Weinbergen bei Bra im Roero und in Serralunga in der Langhe. Die Reben bleiben nach der Lese für einige Stunden in der Maische liegen, bevor sie abgepresst werden. Der Most wird vier Monate lang im Edelstahl auf der Hefe vergoren und der Tresterhut mehrmals täglich per Hand untergetaucht.
Der Wein ist eine kleine Cuvée aus mindestens 85 % Arneis. Die weiße Arneis Rebsorte ist eine alte, autochthone Rebsorte aus dem Piemont, die aus dem Dialekt übersetzt „kleine Schwierige“ bedeutet. Das zielt eher auf die Erfahrungen im Weinberg oder im Keller, keinesfalls auf die beim Genuss. Wir haben einen Arneis im Glas mit feinen Düften voller verheißungsvoller Einladungen: Es ist eine Duft-Melange aus gelben Pflaumen, Ananas, gelben Äpfeln, gelben Birnen und Mandeln plus etwas Zitrus und feinen Kräutern wie Salbei. Im Mund zeigt sich der Wein janusköpfig – sowohl frisch und lebendig, als auch sanft und cremig. Die vielartigen Fruchtaromen, unter denen jetzt auch Noten von Litschis und Aprikosen auftauchen, und die blumigen Komponenten brauchen keine knackige Säure, um gleichwohl eine trockene Struktur zu gewinnen. Die weiche, aber saftige Säure des Arneis reicht aus, um eine schöne Harmonie mit der Frucht und der interessanten Mineralität herzustellen und einen langen Abgang zu unterstützen, in dem die reifen Äpfel noch einmal einen eindrucksvollen Auftritt haben. Es ist ein Wein von nicht nur weiblicher Finesse und Eleganz. Er macht sich wunderbar zu scharf gewürztem Thunfisch aus der Pfanne oder zu einem Wildlachsrisotto.
Montalupa Langhe DOC Bianco 2015
Im Glas schimmert der Wein zwischen grünlichgelb und strohgelb. Es entwickeln sich starke Aromen von Aprikose mit Zitrus und etwas Mandarine, dazu florale Töne von weißen Blüten und von Kräutern wie Salbei oder Basilikum. Obendrein duftet eine dichte Mineralität aus dem Glas. Im Mund hat er nicht den gefürchteten fetten Auftritt wie viele Viogniers aus sonnigen Lagen im südlichen Klima. Er ist vollmundig, aber lebendig, und zeigt stolz seinen kompakten Extrakt vor, der uns noch lange herumschmatzen und an kandierte Früchte denken lässt. Ausdauer und Länge sind angesagt, weich, cremig und nachhaltig geht er mit äußerst dezenter Säure ins Finish. Es ist ein ausgesprochen komplexer, tiefgründiger Wein, der sich im Gegensatz zu vielen Weißweinen vor einer Überlagerung nicht zu fürchten braucht, sondern die weitere Entwicklung geradezu herbeisehnt, um sich von immer neuen Seiten zu zeigen. Hier und heute ist er ein vollendet sinnlicher, edler Genuss zu Ziegenfrischkäse oder etwas mutiger zu einem Rebhuhn aus dem Ofen. Er gehört zu den raren, wertvollen Weine aus Ascheris Linie der limitierten Collectible Wines, die im Hinblick auf die geringe Stückzahl nur an Handel und Gastronomie abgegeben werden.
Dolcetto Nirane Alba DOC 2016
Das ist der typische Piemonter Rote für alle Fälle und jeden Tag. Aber eben nicht als Massentypus, sondern in ordentlicher Qualität. Seine Rebstöcke stehen in der Lage Nirane auf sandig-kalkigem Mergel und einem schluffigen Ton-Lehm-Gemisch. Das ist typisch für die Weinberge in über 350 Meter Höhe in der Gemeinde Verduno, in Nachbarschaft zu La Morra. Der Name Nirane kommt von den dunkelfarbigen Trauben der Sorte Neirani, die hier früher wuchsen. Der Ausbau erfolgte mit dem Start der Spontangärung binnen 8 Tagen bei 24° C, danach ging es für über vier bis sechs Monate in den Stahltank.
Der Wein präsentiert sich mit einem feinen, würzigen Bukett aus roten Johannisbeeren, schwarzen Kirschen, Zwetschgen, blauen Blumen und einer kleinen Nuance Mokka. Am Gaumen kommen zu der kirschigen und kräutrigen Aromatik noch Töne von Holunderbeeren und Heidelbeeren sowie eine leicht nussige und knackig-pikante, etwas mineralische Note hinzu. Er zeigt im saftigen Abgang seine noch jungen Tannine vor, die gut untergebracht sind in einem dezenten Säurerahmen. Der Wein ist im Speisen-Pairing sehr vielseitig; vor allem passt er zu Pasta und Pizza jeder Art. Servieren Sie ihn auch einmal an einem Abend mit verschiedenen Fleischsorten vom Grill.
San Giacomo Langhe DOC Nebbiolo 2015
Es ist ein schlanker, trinkfreudiger Nebbiolo, der flott und elegant über die Zunge geht. Er hat einen eigenständigen, intensiven Geschmackscharakter, der sich charmant und gefällig zeigt und nicht etwa das Gefühl vermittelt, er diene zur Überbrückung bis der Barolo fertig ist. In der Nase entfaltet sich der Wein mit einem roten Fruchtspektrum, das von Morellenfeuer-Sauerkirschen über Brombeeren bis zu Himbeeren reicht. Dazu ein Touch blonden Tabaks, eine gewisse erdig-mineralische Note und ein Hauch von blauen Veilchen. Sein Holz ist leicht karamellig, was er der slowenischen Eiche zu verdanken haben dürfte. Er schmeckt nach Wald, nach schwarzen Johannisbeeren, nach Kakao. Die jugendlichen Tannine sind erstaunlich gut untergebracht und wirken ebenso wie die geschickt strukturierte Säure nicht aggressiv. Der saftige, trockene Abgang ist schier unendlich und wird von schöner Würze und Beerigkeit gestützt. Trotz seiner schlanken Textur bringt er Potenzial und Tiefe mit, besonders, wenn Sie ihm zwanzig Minuten Zeit und Luft geben vor dem Genuss. Ein authentischer, terroirbezogener Nebbiolo mit individueller Note. Das ist eine herrliche Eskorte zu klassischen, urdeutschen Rinderrouladen mit Maronen oder zu einem Kalbsleber-Ragout.
Vigna Fontanelle Barbera d'Alba 2016
Der Barbera für diesen Wein wächst in der Lage Vigna Fontanelle in La Morra. Mateo Ascheri versucht die Trauben zum optimalen Reifezeitpunkt zu ernten, um den besten Extrakt und die passende Säure sowie den richtigen Zuckergrad zu erwischen, was verhindert, dass unerwünschte Alkoholbömbchen entstehen. Also wird verhältnismäßig spät, das heißt Mitte Oktober, per Hand geerntet und streng selektiert.
Der Wein wird bei Ascheri nach Initiierung der Gärung im Edelstahl nicht weiter im Metall, sondern im 1.500 Liter Eichenholz aus Slowenien ausgebaut – ein Viertel neue Fässer. Acht bis neun Monate bleibt er im Holz und ruht dann noch einige Monate auf der Flasche. Es ist ein komplexer Barbera, der den Gaumen mit Finesse und Eleganz verwöhnt. Aus dem tief rubinroten Glas schickt er Lüfte von Waldheidelbeeren, Brombeeren, dunklen Pflaumen, einigen Kirschen und Nuancen von Karamell nebst Süßholz. Am Gaumen kommen zu den geschliffenen Fruchtnoten eine kleine Prise von Zimt und Kardamom und eine umschmeichelnde Mineralität hinzu. Uns gefällt der harmonische, körperreiche Biss mit seiner aktiven Säure und seinen feinen Tanninen, die den Abgang ordentlich verlängern. Der Wein hat es zu Recht im Gambero Rosso zu 2 Gläsern und im Veronelli zu 2 Sternen gebracht. Servieren Sie ihn zu einem gespickten Rehrücken mit klassischer, deftiger Sahnesoße oder zu einem dicken T-Bone-Steak medium rare.
Barolo DOCG 2013
Der Barolo ist zweifellos der Star unter den italienischen Rotweinen. Die Zugkraft des Namens allein macht ihn ebenso wie beim Amarone oder Brunello anfällig für qualitätsfreie Massenware, die im Discounter für sieben Euro über das Band geht. Wer sich dann einbildet, einen Barolo zu schmecken, ist auf einen Placebo-Effekt reingefallen. Dabei sind am inflationären Verramschen des Barolo nicht nur die Spekulanten im Handel schuld, sondern auch solche Winzer im Piemont, die mit fachlicher Ahnungslosigkeit vor Jahren ungeeignete Lagen mit Nebbiolo bestockten, um am Barolo-Hype teilzuhaben, und nun nicht wissen, wohin mit den miesen Qualitäten. Ein echter Barolo braucht mehr als einen Nebbiolo-Abzug, nämlich den richtigen Weinberg plus handwerkliches Können und Intuition im Kellerausbau. Es ist ein schwieriger, eigensinniger Wein, der erst im Alter zu wahrer, dann aber einzigartiger Grandeur aufläuft.
Man darf aber auch nicht verschweigen, dass Barolo für den Weintrinker kein einfacher Wein ist, der geschmeidig über die Zunge perlt. Am Anfang ist er manchmal gut für eine Weinbegegnung der außerirdischen Art mit Eindrücken von einem unreifen, roughen, bitteren oder adstringierenden Wein. Erst nach einigen Jahren wird er zugänglich, und es ist ein besonderes Erlebnis, dabei zu sein, wenn sich seine Macht und Stärke entfaltet und er beweist, dass er der Stoff ist, aus dem Träume gemacht sind.
Der Barolo DOCG 2013 mit dem blauen Etikett ist die traditionelle, klassische Barolo-Linie des Weinguts, der Basis-Barolo sozusagen. Er wird komponiert mit Nebbiolo aus verschiedenen Lagen: zu etwa 55% aus Sorano in Serralunga d’Alba und zu 45% aus La Morra. Nach 15 Tagen bei 28° bis 30°C im Edelstahl wird die Hälfte der Maische rund 25 Tage lang in offenen Bottichen der sogenannten Senk-Fermentation unterzogen. Sie ermöglicht die vollständige Extraktion der löslichen Substanzen aus dem Tresterhut. Dabei wird mit einem häufig hölzernen Gitter während des Fermentationsschrittes der Hut untergetaucht in der Maische gehalten. Die Gärung dauert damit ziemlich lang, führt aber zu einer deutlichen Reduzierung exzessiver Tannine. Schließlich reift der Wein noch 6 Monate im Tank und über zwei Jahre in 3.000 l-Fässern aus slowenischer Eiche, die zu 85% vorbelegt sind. Er ruht nochmals für 4 Monate in Tanks und muss sich noch zehn Monate in der Flasche gedulden, bevor er in den Handel kommt.
Im Glas zeigt der Barolo sich tief dunkelrot. Wir schnüffeln neugierig an den Aromen herum. Reife Brombeeren, schwarze Johannisbeeren und Veilchen haben wir erwartet, Trüffel, Rosenblätter, Kakao und Gewürznelken sind individuell und spannend, die schönen kleinen Erdbeerenaromen überraschen uns. Im Mund erleben wir zusätzlich rote Johannisbeeren, Pflaumen, Lakritze und angenehme Holznoten. Wir notieren einen mittelgewichtigen, gradlinigen Körper, eine feine Mineralik, gezähmte Tannine, zurückgezogene Säure und einen langen Nachhall, der die Komplexität des Weins eindrucksvoll zusammenfasst. Es ist ein kraftvoller Wein, präzise strukturiert mit saftiger Frucht- und Gewürzkräuter-Reflexion. Das ist der edle Tropfen zum Osterlamm als Keule oder Braten mit dunkler Soße. Sie sollten aber auch einige Flaschen bis zu zehn bis fünfzehn Jahre zur Seite legen und am besten erst einmal vergessen. Wenn Sie 2025 erstmals wieder eine Flasche öffnen, werden Sie einen körperreichen, kraftvollen Wein im Glas haben, der mit seiner Zärtlichkeit und Herzhaftigkeit beeindrucken wird.
Pisapola Barolo DOCG 2013
Im Glas blitzt es tief granatrot mit violetten Reflexen. Freigiebig zeigt er sein intensives, fruchtbetontes, leicht ätherisch-süßlich-würziges Bukett vor, das bereits eine betörende Eleganz vermittelt, Auch im Mund erscheint er aromenstark mit schönen Tönen von roten und schwarzen Beeren wie Brombeeren und schwarzen Johannisbeeren, von Dörrobst, getrockneten Feigen und Veilchen – dazu angenehm runde Gewürzeindrücke, etwas blonder Tabak und eine kleine animalische Note. Ganz langsam und vorsichtig ist auch die Barolo-typische Teernote wahrnehmbar. Der Wein imponiert durch seinen vollen Körper und sein strammes Finish mit gut eingebauten, feinkörnigen Tanninen. Der Jahrgang entwickelt sich schon jetzt in samtige Richtungen, weil er so harmonisch ausbalanciert ist. Dennoch ist das der Barolo, der noch weiter reift und in zehn oder fünfzehn Jahren für jede Überraschung gut ist. Wenn Sie ihn schon jetzt mit einer Speise verbinden möchten, erfreuen Sie sich und den Wein mit einem klassischen Hasenpfeffer mit viel Wacholder oder mit einem typischen Gericht aus dem Piemont: brasato al barolo, ein Rinderbraten, der stundenlang im edelsten Rotwein geschmort wird. Als Beilage gibt es Polenta und gedünstetes Gemüse.
Sorano Barolo DOCG 2013
Der Sorano Barolo, ein Collectible Wine, der überhaupt nur in guten Jahren gemacht wird, bekommt im Gambero Rosso immer wieder zwei Gläser; erstmals brachte es der Jahrgang 2011 auch bei Robert Parker auf 91 Punkte. Unter den fünf Barolos der Cantine Ascheri Giacomo rangiert er auf Stufe drei. Der Jahrgang 2013 ist erst seit Mai im Handel.
Mit dem Jahrgang 2013 haben wir einen – relativ gesehen – jungen Barolo im Glas, der bei vergleichbarer Klassifizierung die Qualität eines Großen Gewächses hätte. In der Nase begegnet uns eine starke Aromatik von roten und schwarzen Beeren, Backpflaumen, getrockneten Blütenblättern von blauen Blumen, etwas Süßholz, einige weiße Trüffel. Dazu schwebt eine leicht ätherische, süßliche Würze aus dem Glas. Das Geschmackserlebnis baut sich auf mit Sauerkirschen, Brombeeren, schwarzen Johannisbeeren, Heidelbeeren und Erdbeeren aus dem Wald, dazu Noten von Assam-Tee und Paranüssen und ein leicht floraler Touch. Je weiter der Wein sich im Mund aufschließt, desto eher stellt sich eine schöne Nussigkeit und Würze ein. Die beim Barolo oftmals kritische Tanninstruktur ist hier kein unangenehmes Thema, weil bei aller Jugendlichkeit die Tannine bereits erfreulich griffig eingebunden sind. Dicht, edel und reichhaltig kommt der Wein rüber, nicht barock, sondern modern und gradlinig mit derzeit noch gebremster Kraft, die seine feste Textur bald zu vollendeter Eleganz entwickeln wird. Selbstverständlich ist der Sorano Barolo ein exzellenter Solist für einen festlichen Abend. Auf dem Tisch gefällt er zu einem Filet vom Hirsch mit Tamarillo oder zu Hirschfilet in Heidelbeersauce und gebratenen Schwarzwurzeln.
Wir haben Matteo Ascheri auf der Vinitaly 2017 in Verona getroffen. Im Hörerlebnis stellt er in englischer Sprache die Cantine Ascheri Giacomo, die Familie und einige seiner Weine vor.
Fotos: © Cantine Ascheri Giacomo
HÖRERLEBNIS mit Matteo Ascheri in englischer Sprache