An den vier Enden der Welt
An den vier Enden der Welt
Das Weingut Max Mueller I in Volkach
19. Oktober 2011
Eines der renommiertesten Weingüter Frankens liegt hinter einer kleinen Hofeinfahrt der Hauptstraße Nr. 46 in der Altstadt von Volkach: Das Weingut Max Müller I. Dabei sind es nur wenige Schritte durch den Innenhof und man ist mittendrin in einer faszinierenden Harmonie zwischen Tradition und Moderne. Die Ursprünglichkeit des historischen barocken Winzerhofs mit seinem Gewölbekeller, der von den Würzburger Fürstbischöfen erbaut wurde und auf das Jahr 1692 zurückgeht, lässt sich in vielen architektonischen Details nachempfinden, aber die Tradition der Winzerberufung ist hier in einer Familie lebendig, die mit Leidenschaft und Engagement einen Betrieb in moderne Zeiten geführt hat.
Seit 1991 leiten Rainer und Monika Müller das Weingut, inzwischen selbstbewusst unterstützt von den Söhnen Christian, der in Geisenheim seinen Weinbau-Bachelor macht, und Toni, der gerade an der Nahe sein erstes Ausbildungsjahr als Winzer absolviert. Tochter Michi hat den Betrieb von 2007 bis 2009 als Volkacher Weinprinzessin unterstützt.
Die 20 ha Weinberge von Max Müller I umfassen an den Hängen der sonnigen Mainschleife die Lagen Kirchberg, Ratsherr und Karthäuser in Volkach, Katzenkopf in Sommerach, Lump in Escherndorf und Höll in Obereisenheim. Typisch sind hier die Muschelkalkböden. Knapp 40% der Rebfläche sind mit Silvaner bestückt, daneben wachsen Müller-Thurgau und Riesling sowie eine breite Rebsortenpalette von Weißburgunder, Scheurebe, Rieslaner, Bacchus und Kerner. An roten Rebsorten verfügt man über Spätburgunder, Portugieser, Domina und Schwarzriesling – rot sind immerhin über 10% der Rebfläche. Die Weißweine werden überwiegend auf der Feinhefe im Edelstahl ausgebaut mit temperaturgeregelter Gärung zum schonenden Umgang mit Frucht und Säure. Aber es gibt auch Weißweine, die eine Erfahrung im Holzfass bzw. Barrique machen. Die Rotweine werde klassisch in der Maische vergoren und reifen im großen Holzfass oder im Barrique. Erfreulicherweise hält das Weingut noch die Tradition des Bocksbeutels hoch und beweist, dass sich traditionelle Flaschenform und moderner Weinstil nicht ausschließen.
Wir konnten von Max Müller I drei Weine verkosten.
Der 2010 Silvaner Kabinett trocken Volkacher Ratsherr aus der Kollektion Klassisches Franken ist ein frischer, quicklebendiger Franke, der sich nirgendwo hinten anzustellen braucht. Leichte Zitrus- und pflanzliche Noten wehen aus dem Glas, unsere Silvaner-Kenner entdecken auch Pfirsich. Im Mund schmecken wir nicht zu reife Stachelbeeren und superreife weiße Johannisbeeren, aber ohne deren Säurespitzen. Stattdessen rollt eine sanft-süßliche Fruchtigkeit mit glasklarem Säurespiel über den Gaumen, der Wein verabschiedet sich mit herrlich fruchtigen und zarten muschelkalkigen Mineralklängen.
Der 2010 Riesling Spätlese trocken Escherndorfer Lump bietet unaufdringlich sein vielfältiges Bouquet aus grüngelben Früchten an. Geschmacklich wird die süßliche Fruchtigkeit mit einer markanten Säure ausbalanciert, die den reintönigen Wein in einen schmatzhaften Abgang begleitet.
Im HÖRERLEBNIS besichtigen wir mit Moni Müller das Weingut und die neue Vinothek – Christian Müller stellt seinen Wein, seine Ideen und seine Wein-Leidenschaft vor.
Copyright für alle Fotos: D. Rosenbaum
Hörerlebnis mit Moni und Christian Müller